Das Professorenkollegium der Universität Wien an Leo Thun
Wien, 21. Oktober 1860
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Regest

Das Professorenkollegium der Universität Wien bedankt sich bei Thun für dessen Tätigkeit als Minister für Kultus und Unterricht. Das Kollegium lobt die Arbeit Thun, durch dessen Wirken die Hochschulen und Gymnasien Österreichs einen Aufschwung erfahren haben, der auch außerhalb Österreichs lobend anerkannt werde. Das Kollegium zeigt sich außerdem davon überzeugt, dass die Verbesserungen im Unterrichtswesen von der Nachwelt als besonderes Verdienst Thuns Anerkennung finden werden.

Anmerkungen zum Dokument

Das Schreiben befindet sich im Nachlass gemeinsam mit 39 weiteren Dankadressen unter der Signatur A3 XXI D623a.

http://hdl.handle.net/21.11115/0000-000B-DAD6-E

Schlagworte

Edierter Text

Euere Excellenz!

Die Nachricht, daß die höchste Leitung des österreichischen Unterrichtswesens fortan nicht mehr in den Händen Euerer Excellenz liegen wird, fordert jeden denkenden Freund des Vaterlandes auf, den gegenwärtigen Zustand des Unterrichts mit dem zu vergleichen, den Euere Excellenz von der Vergangenheit übernahmen.
Die Hochschulen Österreichs haben aufgehört, bloße Hochschulen für einzelne Berufszweige zu sein, sie haben die Pflege der Wissenschaften selbst zur Aufgabe erhalten und aus der ihnen gewährten Lehr- und Lernfreiheit die Kraft geschöpft, diese Aufgabe zu erfüllen. Die Gymnasien Österreichs sind nicht mehr durch eine weite Kluft von den berechtigten Forderungen der Zeit getrennt, sondern sind Pflanzstätten einer gediegenen allgemeinen Bildung. In der Gründung zahlreicher Realschulen ist der gewerblichen Thätigkeit jene Förderung der Intelligenz geworden, deren sie bedurfte.
Diese Neugestaltungen haben sich außerhalb Österreichs achtungsvolle Billigung errungen, innerhalb des Vaterlandes dankbare Anerkennung gefunden und so feste Wurzeln geschlagen, daß ihre Treibkraft unverloren bleiben wird.
Die geistigen Interessen als gleichberechtigt anerkannt mit den höchsten Factoren des Staatsorganismus, fanden ihre Vertretung in einem Manne, der den selbstständigen Werth der Wissenschaft und die Bedeutung des geistigen Lebens in vollem Maße würdigt und mit der Sicherheit einsichtsvoller Überzeugung die ruhige Besonnenheit der Ausführung verbindet.
In der Geschichte Österreichs während des letzten Jahrzehnts bilden die Fortschritte des Unterrichts einen leuchtenden Punct und die Verdienste Euerer Excellenz auf diesem Gebiete werden die gerechte Würdigung der Nachwelt finden. Den Unterzeichneten aber, die sich glücklich schätzten, in ihrer Lehrthätigkeit an der Wiener Hochschule unter der Fürsorge Euerer Excellenz zu stehen, ist es eine heilige Pflicht, den ehrerbietigsten Dank für den Segen auszusprechen, welchen Ihre Wirksamkeit der heranwachsenden Generation Österreichs gebracht hat. Möge zum Heile des Vaterlandes der ausgestreute Same reichliche Früchte tragen!

Wien, am 21. October 1860

Fr. Unger
J. Dumreicher
F. C. Lott
Dr. Arlt
Zeissl
Littrow
[?]
Helm
Dr. Zipfel
Dr. Hornstein
Dr. Graßl

Jos. Petzval
F. X. M. Zippe
Wahlberg
Julius Glaser
Fr. Moth
C. Rokitansky
Dik. von Stubenrauch
Heinrich Wallman
Kreil
A. Kunzek
L. Stein
F. R. Seligmann
Hebra
D. [?]
Dr. Salzer
A. v. Ettingshausen
[?] Ed. Fenzl
Albert Jäger
Dr. Joseph Unger
Eduard Sues
Alois Sembera
Ottokar Lorenz
J. Aschbach
J. Vahlen
R. Eitelberger
C. Schroff
Fr. Kurzak
E. Hoffmann
Dr. F. Haimerl
Springer
Fr. Pfeiffer
H. Bonitz
Fr. Simony
E. Brücke
C. Wedl
Dr. J. Kaiser
Miklosich
[?]
Boller
Müller
J. Friese
C. R. Kner
Prof. Dlauhy
K. Tomaschek
A. Schauenstein
K. Braun