Das Professorenkollegium der Universität Wien bedankt sich bei Thun für dessen Tätigkeit als Minister für Kultus und Unterricht. Das Kollegium lobt die Arbeit Thun, durch dessen Wirken die Hochschulen und Gymnasien Österreichs einen Aufschwung erfahren haben, der auch außerhalb Österreichs lobend anerkannt werde. Das Kollegium zeigt sich außerdem davon überzeugt, dass die Verbesserungen im Unterrichtswesen von der Nachwelt als besonderes Verdienst Thuns Anerkennung finden werden.
Das Schreiben befindet sich im Nachlass gemeinsam mit 39 weiteren Dankadressen unter der Signatur A3 XXI D623a.
Euere Excellenz!
Die Nachricht, daß die höchste Leitung des österreichischen Unterrichtswesens
fortan nicht mehr in den Händen Euerer Excellenz liegen wird, fordert jeden
denkenden Freund des Vaterlandes auf, den gegenwärtigen Zustand des Unterrichts
mit dem zu vergleichen, den Euere Excellenz von der Vergangenheit übernahmen.
Die Hochschulen Österreichs haben
aufgehört, bloße Hochschulen für einzelne Berufszweige zu sein, sie haben die
Pflege der Wissenschaften selbst zur Aufgabe erhalten und aus der ihnen
gewährten Lehr- und Lernfreiheit die Kraft geschöpft, diese Aufgabe zu erfüllen.
Die Gymnasien Österreichs sind nicht mehr
durch eine weite Kluft von den berechtigten Forderungen der Zeit getrennt,
sondern sind Pflanzstätten einer gediegenen allgemeinen Bildung. In der Gründung
zahlreicher Realschulen ist der gewerblichen Thätigkeit jene Förderung der
Intelligenz geworden, deren sie bedurfte.
Diese Neugestaltungen haben sich
außerhalb Österreichs achtungsvolle
Billigung errungen, innerhalb des Vaterlandes dankbare Anerkennung gefunden und
so feste Wurzeln geschlagen, daß ihre Treibkraft unverloren bleiben
wird.
Die geistigen Interessen als gleichberechtigt anerkannt mit den
höchsten Factoren des Staatsorganismus, fanden ihre Vertretung in einem Manne,
der den selbstständigen Werth der Wissenschaft und die Bedeutung des geistigen
Lebens in vollem Maße würdigt und mit der Sicherheit einsichtsvoller Überzeugung
die ruhige Besonnenheit der Ausführung verbindet.
In der Geschichte Österreichs während des letzten Jahrzehnts
bilden die Fortschritte des Unterrichts einen leuchtenden Punct und die
Verdienste Euerer Excellenz auf diesem Gebiete werden die gerechte Würdigung der
Nachwelt finden. Den Unterzeichneten aber, die sich glücklich schätzten, in
ihrer Lehrthätigkeit an der Wiener
Hochschule unter der Fürsorge Euerer Excellenz zu stehen, ist es
eine heilige Pflicht, den ehrerbietigsten Dank für den Segen auszusprechen,
welchen Ihre Wirksamkeit der heranwachsenden Generation Österreichs gebracht hat. Möge zum Heile des
Vaterlandes der ausgestreute Same reichliche Früchte tragen!
Wien, am 21. October 1860
Fr. Unger
J. Dumreicher
F. C. Lott
Dr. Arlt
Zeissl
Littrow
[?]
Helm
Dr.
Zipfel
Dr.
Hornstein
Dr.
Graßl
Jos.
Petzval
F. X. M.
Zippe
Wahlberg
Julius
Glaser
Fr.
Moth
C.
Rokitansky
Dik. von
Stubenrauch
Heinrich
Wallman
Kreil
A.
Kunzek
L.
Stein
F. R.
Seligmann
Hebra
D. [?]
Dr.
Salzer
A. v.
Ettingshausen
[?] Ed.
Fenzl
Albert
Jäger
Dr. Joseph
Unger
Eduard
Sues
Alois
Sembera
Ottokar
Lorenz
J.
Aschbach
J.
Vahlen
R.
Eitelberger
C.
Schroff
Fr.
Kurzak
E.
Hoffmann
Dr. F.
Haimerl
Springer
Fr.
Pfeiffer
H.
Bonitz
Fr.
Simony
E.
Brücke
C.
Wedl
Dr. J.
Kaiser
Miklosich
[?]
Boller
Müller
J.
Friese
C. R.
Kner
Prof.
Dlauhy
K.
Tomaschek
A.
Schauenstein
K.
Braun