Rudolf Kink teilt dem Minister mit, dass der Druck der ersten Exemplare der Geschichte der Universität Wien für das Ministerium und den Kaiser abgeschlossen sei. Kink informiert Thun auch darüber, dass der Verleger Gerold den ersten Band gesondert publizieren möchte. Er bittet daher um eine Weisung Thuns, ob Gerold dies erlaubt werden soll. Kink bittet den Minister schließlich, dass er ihn nicht zum Prüfungskommissar für die Lehramtskandidaten der Realschulen ernenne. Er fühlt sich dem Amt nicht gewachsen. Kink schlägt vor, dass man das Amt einem Lehrer aus einem Obergymnasium übertrage.
Unter dieser Signatur befinden sich weitere vier Briefe Kinks, die
dieselbe Angelegenheit betreffen:
Rudolf Kink an Leo Thun. Wien, 23. August 1853.
Rudolf Kink an Leo Thun. Wien, 20. September 1853.
Rudolf Kink an Leo Thun. Wien, 26. September 1853.
Rudolf Kink an Leo Thun. Wien, 27. September 1853.
Mit eigenhändigen Anmerkungen Thuns.
Verweis auf A3 XXI D237.
Bemerkungen
Nach dem Muster des Entwurfes des
Gymnasialstudienplanes wurden 25 Exemplarien brochirt, 24 mit steifem, 1 (zur
Vorlage an Seine Majestät) mit
Prachteinbande versehen. Da die steifgebundenen erst übermorgen einlangen
werden, so übersende ich hier einstweilen ein brochirtes Exemplar. Hiebei muß
ich nun beifügen, daß ich eigenmächtig, jedoch mit Genehmigung des Herrn Staatssecretärs, im Contexte
(Seite 32 und 62) jene Änderungen vornahm, welche aus einem Vergleiche mit den
darin liegenden Blättern der frühern Fassung, und zwar an den mit Bleistift
bezeichneten Stellen, sich ergeben. Die Weglassung der erstern Stelle (S. 32)
schien mir schon deshalb geboten, weil das Gewicht der Aussage durch das
beigefügte „wie es scheint“ wieder problematisch gemacht und daher zu einem
bloßen Ausfalle gestämpelt wurde. Die Änderung der zweiten Stelle (S. 62) schien
mir dringend durch die Rücksicht geboten, weil die frühere Fassung die Spitze
ihres Tadels im Grunde gegen den allerhöchst vorgezeichneten Wirkungskreis der
Ministerien kehrte und von manchen Gegnern sehr leicht in diesem Sinne
ausgebeutet werden konnte. Beides fiel mir aber erst in der eilften Stunde auf,
sodaß ich mir die vorläufige Genehmhaltung hiefür ohne abermaligen Zeitverlust
nicht erbitten konnte.
Ich erlaube mir bei diesem Anlasse auf zwei andere
Dinge überzugehen, welche theilweise wenigstens mich betreffen.
Eben heute
früh war Gerold bei mir und brachte
mir das Anliegen vor, daß ihm sehr gedient wäre, den ersten Band der
Universitätsgeschichte (in 2 Theilen zu 40 und 20 Bogen) abgesondert und
womöglich im Laufe Octobers herauszugeben; für den Absatz sei jetzt die
günstigste Zeit; namentlich kämen viele Studirende mit dem Verlaufe des
Schuljahres immer weniger in die Lage, sich ein doch ziemlich theures Buch
anzuschaffen. Ich muß gestehen, daß mir letzterer Grund nicht sehr triftig
erschien; es mag aber wohl sein, daß Gerold noch andere Ursachen für sein Ansuchen hat, wenigstens hat
er sich mit der Drucklegung erstaunlich geeilt. Ich erwiderte ihm, daß ich
überhaupt noch nicht wisse, ob Euer Excellenz die getrennte und baldige
Publicirung genehm sei, versprach ihm aber mich diesfalls anzufragen. Hiebei
kommt nun alles darauf an, wann Euer Excellenz wünschen, daß
mein Buch herauskommt. Der Termin läßt sich nunmehr ganz genau fixiren. Denn da
von dem vorräthigen Manuscripte alles, worüber ich disponiren konnte (auch
Einleitung und Register), gedruckt ist, so handelt es sich nur mehr um jene 14
Tage, welche die Drucklegung des Überrestes in Anspruch nehmen dürfte. Was den
Bezug der beiden Bände untereinander betrifft, so bietet ihr Inhalt allerdings
kein Hindernis zu abgesonderter Publicirung, nur müßte dann darauf gedrungen
werden, daß der zweite Band ebenfalls rasch beendet und nicht etwa, weil er nur
Urkunden enthält, über Jahr und Tag hinausgezogen würde.
Die zweite
Angelegenheit betrifft die Prüfungscommission für die
Realschullehramtscandidaten. So dankbar ich Euer Excellenz bin, daß pro futuro
Prof. Aschbach hiefür bestimmt wurde,
so hat sich doch ad interim die Sache für mich wieder sehr traurig gestellt,
weil Prof. Jäger, ohne Zweifel aus
guten Gründen, die Übernahme dieser Function (bis zum definitiven Eintritte
Aschbachs) abgelehnt hat. Ich
kann hier nur wiederholt erklären, daß ich außerstande bin, dem ehrenvollen
Vertrauen des Ministeriums in diesem Puncte zu entsprechen, weil mir in der
That die nöthigen Kenntnisse hiefür abgehen. Ich weiß mir daher nicht anders zu
helfen, als daß ich den Herrn Director Zippe bitte,
geschichtliche
Prüfungen, falls sich jetzt deren melden sollten,
eine kurze Zeit noch zu verschieben, bis Euer Excellenz darüber beschlossen
haben werden. Prof. Jäger brachte den
Prof. Kaiser an seiner statt in
Vorschlag, doch darauf wollte der Herr Staatssecretär nicht eingehen. Doch schiene mir, daß man ja auch
einen oder den andern Geschichtslehrer von Obergymnasien wählen könnte.1In späterer Zeit werden ja ohnedies, wie ich glaube, die Lehrer
der Realschule selbst auch die betreffenden Prüfungscommissäre sein; und ein
Obergymnasium gibt doch einer Realschule an Rang nichts nach.
In tiefer
Ehrfurcht
Euerer Exzellenz
gehorsamster Diener
Rudolf Kink
Am 6. October 1853