Ministerialkonzipist Rudolf Kink berichtet Leo Thun über den Stand seiner Forschungen zur Geschichte der Wiener Universität. Kink hofft, die zweite Abteilung des vierten Bandes in zwei Wochen abgeschlossen zu haben. Darin wird er in gebotener Kürze die verschiedenen Reformversuche von der Josephinischen Ära bis zum Jahr 1848 darstellen. Er glaubt, dass er so Thuns Auftrag am besten gerecht werde. Außerdem berichtet Kink, dass der Druck der übrigen Bände inzwischen weit fortgeschritten sei.
Unter dieser Signatur befinden sich weitere vier Briefe Kinks, die
dieselbe Angelegenheit betreffen:
Rudolf Kink an Leo Thun. Wien, 20. September 1853.
Rudolf Kink an Leo Thun. Wien, 26. September 1853.
Rudolf Kink an Leo Thun. Wien, 27. September 1853.
Rudolf Kink an Leo Thun. Wien, 6. Oktober 1853.
Zur Geschichte der Wiener Universität
Die beiliegenden zwei Hefte1 ergänzen die I. Abtheilung des IV. Buches. Die
nächstfolgende II. (Schluß)Abtheilung hoffe ich in 14 Tagen beendiget zu haben,
weil ich glaube, hierin sehr kurz sein zu können und zu müssen.
Denn
einerseits sind die nachgefolgten Systeme bis 1848 nur Spielarten des
Josefinischen Studiensystems, bemüht unter Festhaltung des obersten Principes
den inhärirenden Mängeln desselben zu entkommen, aber doch ihnen immer wieder
verfallend, weil die Entschlossenheit, den Grundfehler abzulegen,
mangelte.
Andererseits ist das Wirken einer nächstvergangenen Generation
immer ein mißlicher, in der Regel mit Recht zurückgewiesener Stoff für eine
ernste Geschichtsschreibung. Ich werde daher nur die Hauptgrundzüge der
verschiedenen Experimente im höhern Studienwesen berühren und daran eine kurze
Übersicht der Reformversuche vor 1848 reihen, welche freilich an die Fabel vom
Strauß erinnern, der so oft ankündete, daß er nun fliegen werde, dabei aber doch
sachte auf dem Erdboden verblieben ist.
Ich glaube dadurch, der von Euer
Excellenz mir gestellten Aufgabe am besten zu entsprechen.
Was den Fortgang
der Drucklegung betrifft, so ist dieselbe so weit vorgeschritten, daß binnen
drei Wochen das I., II. und III. Buch, das ist das gesammte Manuskript
ausschließlich desjenigen, welches in Euer Excellenz Händen sich befindet,
gedruckt sein wird; indem Gerold die
Vertragsbedingungen überbietet und statt 3, 4-5 Bogen wöchentlich fertig bringt.
Bis jetzt liegen 24 Druckbogen (14 Bogen Text und Anmerkungen, 10 Bogen
Beilagen) bereit.
Kink
Am 23. August 1853