Der Bischof von Mainz, Wilhelm Emmanuel Ketteler, erlaubt Leo Thun die Verwendung und den Abdruck einer Broschüre. Ketteler betont, Thun gerne auch persönlich kennenlernen zu wollen. Er spricht außerdem seine Hoffnung aus, dass die Kirche gestärkt aus den gegenwärtigen schwierigen Zeiten hervorgehen werde.
Hochgeehrtester Herr Graf!
Auf das sehr geehrte Schreiben vom 14. letzten beeile ich mich Euere Excellenz zu
erwiedern, daß ich gegen einen Abdruck meiner bezeichneten Broschüre in der
angegebenen Weise ebenso wie gegen die vorgeschlagenen Veränderungen durchaus
nichts zu erinnern finde und mich vielmehr außerordentlich freue, wenn sie zu
etwas Gutem dienen kann. Ich bitte sie ganz nach Belieben zu
benützen, einschließlich einer etwa gewünschten Übersetzung.
Es würde mich
gleichfalls sehr erfreuen, wenn ich mal die Ehre, Ihre persönliche Bekanntschaft
zu machen, haben könnte. Leider bin ich im Sommer so oft abwesend. Das hat mich
auch damals um diese Freude gebracht. Die berührte Frage ist oft recht
schwierig. Im Allgemeinen aber glaube ich, daß alle diese Schwierigkeiten von
einer Betheiligung an den öffentlichen Angelegenheiten nicht abhalten sollen.
Bezüglich der Kirche hoffe ich immer, daß alle diese schweren Prüfungen dazu
dienen werden, einer vielfach verderblichen Angewöhnung zu entsagen, einer
gewißen Kaution, welche so verderblich ist und die Augen blendet, und dagegen
mit der Fülle ihrer göttlichen Kraft in den Kampf einzutreten. Der Gedanke
beherrscht mich ganz, wie viel in der Kirche und durch sie geschehen könnte,
wenn alle Mittel, die Gott uns in ihr geboten hat, gut benützt
würden.
Dürfte ich bitten mich gelegentlich Ihren Bruder Fritz recht angelegentlich zu
empfehlen.
Ich verharre mit ganz besonderem Gehorsam
Eurer Excellenz
ganz ergebenster
Wilhelm Emmanuel
Mainz, 17.1.1860