Der Kunsthistoriker Rudolf Eitelberger berichtet Leo Thun von seinem Aufenthalt in Zadar und den Plänen zur Renovierung des dortigen Domes. Der Bürgermeister von Zadar, Gian-Giuseppe Filippi, hatte ihn nämlich informiert, dass das Vermögen des Domes kräftig angewachsen sei und man damit Bauarbeiten am Dom finanzieren könne. Eitelberger beschreibt den Zustand des Domes und erwähnt, dass man ursprünglich den Glockenturm des Domes fertigstellen wollte, er den Stadtoberen jedoch empfahl, das Geld zur Wiederherstellung der Krypta und zur Ausmalung der Apsis zu verwenden. Eitelberger teilt Thun schließlich mit, dass sowohl der Bürgermeister als auch der Erzbischof von Zadar sich demnächst beim Minister in dieser Sache melden werden. Eitelberger verweist zuletzt auf einen Artikel in den "Österreichischen Blättern für Literatur und Kunst", den er über den Dom von Zadar verfasst hat.
Euer Excellenz!
Herr Dr. Filippi, provisorischer
Podestà von Zara [Zadar] und Vorstand des
Kirchenvermögens machte mir während meines Aufenthaltes in
Zara die Mittheilung, daß das Kirchenvermögen für den
Dom so angewachsen sei, daß für die Herstellung und den Aufbau des Domes etwas
Bedeutenderes geschehen könne.
Der Dom selbst, ein Bau aus dem 13.
Jahrhundert, hat eine dreischiffige Krypta mit einem alten Altare, die einzige
Krypta, die sich in Dalmatien befindet, und eine Apsis, die
ursprünglich mit Fresken und Mosaiken verziert, gegenwärtig übertüncht ist. Der
Campanile ist aus dem fünfzehnten Jahrhundert in sehr einfacher und wenig
geschmackvoller Weise angefangen, aber zu keiner bedeutenden Höhe
geführt.
Als man mich in Zara um Rath
frug, ob das vorhandene Vermögen nicht am besten zum Ausbaue des Thurmes
verwendet werden dürfte, so gab ich eine verneinende Antwort, rieth vielmehr,
die große und geräumige Krypta, die unter dem Presbyterium liegend, gegenwärtig
in ganz unwürdiger Weise zu einer Rumpelkammer verwendet wird, würdig
herzustellen, und die Apsis mit Fresken ausmalen zu lassen.
Vor wenigen
Tagen erhielt ich von Herrn Dr. Filippi einen Brief mit dem Ersuchen, Eure Excellenz davon in
Kenntnis zu setzen, da auch der Erzbischof sich vorgenommen, mit Euer Excellenz in dieser
Angelegenheit zu sprechen.
Ich habe Dr. Heider von der Angelegenheit in Kenntnis gesetzt und erlaube mir
zu bemerken, daß ich in Nr. 45 des letzten Jahrganges der österreichischen
Blätter für Literatur und Kunst darüber einen größeren Bericht veröffentlicht
habe.
Mit dem Ausdrucke tiefster Verehrung zeichnet sich
Euer Excellenz
ergebenster
R. Eitelberger Prof.
Wien, den 30. März [1]850