Der Fürstbischof von Brixen, Vinzenz Gasser, bedankt sich bei Thun für sein Wirken als Unterrichtsminister. In dieser Zeit hat er als Minister Großes geleistet und sich dabei nicht nur um die Belange der Kirche verdient gemacht. Besonders bedankt sich der Bischof für die beständige Förderung der Universität Innsbruck. Ein besonderer Dank gilt Thun für die jüngst erfolgte Versetzung des Gymnasiallehrers Johann Vonbank von Laibach nach Innsbruck. Dieser leistet dort außerordentliches und hat den Respekt der Schüler gewonnen. Nun will er sein Lehramtsexamen in der philosophischen Propädeutik abschließen, weshalb er philosophische Vorlesungen besucht.
Das Schreiben befindet sich im Nachlass gemeinsam mit 39 weiteren Dankadressen unter der Signatur A3 XXI D623a.
Eure Excellenz!
Hochgeborner Herr Graf!
Schon lange fühlte ich meinen lebhaften Drang, mich mit einem warmen
Dankschreiben an Eure Excellenz zu wenden, und wenn ich demselben nicht schon
früher folgte, so lag der Grund nur in dem Mangel an Zeit, welche durch die
Geschäfte der Visitationen und der ersten Amtsführung nach der Heimkehr von
denselben völlig verschlungen wurde.
Empfangen demnach Eure Excellenz meinen
innigsten Dank für alles Gute, was Hochsie während Ihrer Amtswirksamkeit zu
Stande gebracht haben. Ich spreche da nicht von dem Antheil, den Eure Excellenz
genommen haben an der Befreiung der Kirche von jenen Feßeln, die ihr eine
glaubensarme Zeit in ihrem Wahne, daß die Staatspolizei der höchste Regulator
des Lebens sey, angelegt hatte. Diese Wirksamkeit Eurer Excellenz gehört der
Geschichte an, und in ihren Blättern wird der Name Leo Graf Thun in
unvergänglichem Lichte glänzen. Ich will Eurer Excellenz gegenüber nur das hier
erwähnen, was Hochselbe meinem lieben Vaterlande Tirol und
meiner Diözese erwiesen haben. Ich weiß es, wie sehr die religiösen und
wissenschaftlichen Interessen Tirols Eurer
Excellenz am Herzen lagen. In dieser Beziehung muß ich ganz besonders für die
Vervollständigung und Hebung der Universität Innsbruck danken. Möge nur die Ungunst der Zeit das
Werk Eurer Excellenz nicht zerstören! Zu meinen ganz besonderen Danke bin ich
Eurer Excellenz verpflichtet für die Übersetzung des Gymnasiallehrers Vonbank von
Laibach nach Innsbruck und für
die Erhaltung desselben an dieser Lehranstalt. Eure Excellenz haben ganz gut
gethan, das Bittgesuch des Vonbank um Zurücknahme dieser Versetzung einfach ad Acta zu
legen. Es war nur ein Ausfluß einer falschen Sentimentalität. Er selbst gestand
mir, daß seine Amtswirksamkeit in Laibach eine höchst
mittelmäßige gewesen sey. Zur Entschuldigung dafür hatte er sich eine Menge von
Nebenbeschäftigungen gesucht, die wohl nicht fruchtlos werden gewesen seyn,
wobei aber doch seine Hauptbeschäftigung, für die er eine so ausgezeichnete
Befähigung besitzt, immer mehr zurücktrat. In Innsbruck
ist die Sache gerade umgekehrt. Da ist er seinem Hauptberufe zurückgegeben und
leistet in demselben bei der für alles Gute so sehr empfänglichen studirenden
Jugend Außerordentliches. Ich erlaube mir, Eurer Excellenz mitzutheilen, was mir
Prof. Zingerle vor einigen
Tagen über Vonbank mittheilte.
Vonbank fühlt sich von Tag
zu Tag heimischer und hat die Liebe und Hochachtung aller Schüler in seltenem
Maaße gewonnen. Die frische Luft unserer Berge schlägt ihm ganz gut an und sein
Aussehen hat sich sehr gebessert. Ich und meine Freunde biethen alles auf, um
ihn die südlichen Winter von Zara und
Laibach vergessen zu machen. Für Prof. Fickers Vorlesungen ist er
hochbegeistert. Jetzt wird er philosophischen Studien sich widmen, um das
Lehramtsexamen aus der philosophischen Propädeutik ablegen zu können. Alle
Freunde wahrer Bildung, vorzugsweise die studierende Jugend, sind Eurer
fürstlichen Gnaden zum größten Danke für Vonbanks Bleiben und Wirken in
Innsbruck verpflichtet! Dieser Dank gebührt vor allem Eurer Excellenz.
Mit
der Versicherung der tiefsten Verehrung und des immerwährenden Dankes verbleibe
ich
Eurer Excellenz
gehorsamster Diener
Vinzenz F.Bischof
Brixen, den 19. Nov. 1860