Vinzenz Gasser an Leo Thun
Brixen, 19. November 1860
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Regest

Der Fürstbischof von Brixen, Vinzenz Gasser, bedankt sich bei Thun für sein Wirken als Unterrichtsminister. In dieser Zeit hat er als Minister Großes geleistet und sich dabei nicht nur um die Belange der Kirche verdient gemacht. Besonders bedankt sich der Bischof für die beständige Förderung der Universität Innsbruck. Ein besonderer Dank gilt Thun für die jüngst erfolgte Versetzung des Gymnasiallehrers Johann Vonbank von Laibach nach Innsbruck. Dieser leistet dort außerordentliches und hat den Respekt der Schüler gewonnen. Nun will er sein Lehramtsexamen in der philosophischen Propädeutik abschließen, weshalb er philosophische Vorlesungen besucht.

Anmerkungen zum Dokument

Das Schreiben befindet sich im Nachlass gemeinsam mit 39 weiteren Dankadressen unter der Signatur A3 XXI D623a.

http://hdl.handle.net/21.11115/0000-000B-DC07-6

Schlagworte

Edierter Text

Eure Excellenz!
Hochgeborner Herr Graf!

Schon lange fühlte ich meinen lebhaften Drang, mich mit einem warmen Dankschreiben an Eure Excellenz zu wenden, und wenn ich demselben nicht schon früher folgte, so lag der Grund nur in dem Mangel an Zeit, welche durch die Geschäfte der Visitationen und der ersten Amtsführung nach der Heimkehr von denselben völlig verschlungen wurde.
Empfangen demnach Eure Excellenz meinen innigsten Dank für alles Gute, was Hochsie während Ihrer Amtswirksamkeit zu Stande gebracht haben. Ich spreche da nicht von dem Antheil, den Eure Excellenz genommen haben an der Befreiung der Kirche von jenen Feßeln, die ihr eine glaubensarme Zeit in ihrem Wahne, daß die Staatspolizei der höchste Regulator des Lebens sey, angelegt hatte. Diese Wirksamkeit Eurer Excellenz gehört der Geschichte an, und in ihren Blättern wird der Name Leo Graf Thun in unvergänglichem Lichte glänzen. Ich will Eurer Excellenz gegenüber nur das hier erwähnen, was Hochselbe meinem lieben Vaterlande Tirol und meiner Diözese erwiesen haben. Ich weiß es, wie sehr die religiösen und wissenschaftlichen Interessen Tirols Eurer Excellenz am Herzen lagen. In dieser Beziehung muß ich ganz besonders für die Vervollständigung und Hebung der Universität Innsbruck danken. Möge nur die Ungunst der Zeit das Werk Eurer Excellenz nicht zerstören! Zu meinen ganz besonderen Danke bin ich Eurer Excellenz verpflichtet für die Übersetzung des Gymnasiallehrers Vonbank von Laibach nach Innsbruck und für die Erhaltung desselben an dieser Lehranstalt. Eure Excellenz haben ganz gut gethan, das Bittgesuch des Vonbank um Zurücknahme dieser Versetzung einfach ad Acta zu legen. Es war nur ein Ausfluß einer falschen Sentimentalität. Er selbst gestand mir, daß seine Amtswirksamkeit in Laibach eine höchst mittelmäßige gewesen sey. Zur Entschuldigung dafür hatte er sich eine Menge von Nebenbeschäftigungen gesucht, die wohl nicht fruchtlos werden gewesen seyn, wobei aber doch seine Hauptbeschäftigung, für die er eine so ausgezeichnete Befähigung besitzt, immer mehr zurücktrat. In Innsbruck ist die Sache gerade umgekehrt. Da ist er seinem Hauptberufe zurückgegeben und leistet in demselben bei der für alles Gute so sehr empfänglichen studirenden Jugend Außerordentliches. Ich erlaube mir, Eurer Excellenz mitzutheilen, was mir Prof. Zingerle vor einigen Tagen über Vonbank mittheilte. Vonbank fühlt sich von Tag zu Tag heimischer und hat die Liebe und Hochachtung aller Schüler in seltenem Maaße gewonnen. Die frische Luft unserer Berge schlägt ihm ganz gut an und sein Aussehen hat sich sehr gebessert. Ich und meine Freunde biethen alles auf, um ihn die südlichen Winter von Zara und Laibach vergessen zu machen. Für Prof. Fickers Vorlesungen ist er hochbegeistert. Jetzt wird er philosophischen Studien sich widmen, um das Lehramtsexamen aus der philosophischen Propädeutik ablegen zu können. Alle Freunde wahrer Bildung, vorzugsweise die studierende Jugend, sind Eurer fürstlichen Gnaden zum größten Danke für Vonbanks Bleiben und Wirken in Innsbruck verpflichtet! Dieser Dank gebührt vor allem Eurer Excellenz.
Mit der Versicherung der tiefsten Verehrung und des immerwährenden Dankes verbleibe ich

Eurer Excellenz
gehorsamster Diener
Vinzenz F.Bischof

Brixen, den 19. Nov. 1860