Wendelin Grünwald an Leo Thun
Prag, 7. Juli 1853
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Regest

Der Dozent für österreichisches Zivilrecht Wendelin Grünwald bittet um die Verleihung einer vakanten Advokatenstelle in Böhmen. Er hatte sich bereits im Mai 1853 für diese Stelle beworben. Er befürchtet aber, dass sein Gesuch nicht behandelt wurde. Dies sei bereits mit einem Gesuch aus dem Jahr 1850 geschehen, als er sich für eine Notariatsstelle in Prag beworben hatte. Damals wurde das Gesuch auf Betreiben Thuns liegen gelassen. Er bittet Thun, diesmal nicht einzugreifen.

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Edierter Text

Eure Excellenz,
Erlauchter Herr Graf!

Aus der im Auftrage des Herrn Unterstaatssekretärs an den ehrfurchtsvoll Gefertigten ergangenen Aufforderung, die Beilagen seines unterm 12. Oktober 1850 an das hohe Justizministerium überreichten Gesuches um eine Notarsstelle in Prag abhohlen zu lassen, ersieht der ehrfurchtsvoll Gefertigte, daß dieses Gesuch über Verordnung Eurer Excellenz liegen gelassen wurde.
Dieser Thatumstand erfüllt den ehrfurchtsvoll Gefertigten mit der tiefen Besorgnis, daß sein Seiner k.k. apostolischen Majestät im Mai 1853 unterbreitetes Gesuch um Signirung eines außerordentlichen Einschreitens um Verleihung einer Advokatenstelle auf dem flachen Lande ein gleiches Schicksal mit dem Notariatsgesuche theilen könnte.
Der ehrfurchtsvoll Gefertigte erlaubt sich daher geziemendst zu bitten, Eure Excellenz geruhe dem letzt überreichten Gesuche den Lauf nicht zu hemmen.
Zu der Bitte, daß Eure Excellenz durch Dero hohen Einfluß dem ehrfurchtsvoll Gefertigten die erledigte Advokatenstelle zu Prag zuwenden möchten, damit ihm möglich werde, seine remunerirten Vorträge auf der Prager Universität fortzusetzen, dazu fehlt dem ehrfurchtsvoll Gefertigten der erforderliche Muth.

Ehrfurchtsvoll ergeben

Dr. Wendelin Grünwald
Dozent des allgemeinen österreichischen Zivilrechts in böhmischer Sprache

Prag, am 7. Juli 1853