Franz Miklosich an Leo Thun
Wien, 1. April 1850
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Regest

Der Slawist Franz Miklosich empfiehlt Leo Thun Heinrich Suchecki für eine sprachwissenschaftliche Lehrkanzel an einer österreichischen Universität. Auch wenn Miklosich nicht in alle wissenschaftlichen Ansichten Sucheckis teilt, so anerkennt er doch dessen umfassendes Wissen und dessen Fähigkeiten.

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Edierter Text

Euer Excellenz!

Ich habe nicht nur das angeschlossene Programm, sondern auch die im vorigen Jahre in Lemberg erschienene Nauka języka polskiego von Heinrich Suchecki gelesen und kann nicht umhin meine Freude darüber auszusprechen, daß es mir gegönnt ist, einen Mann zu empfehlen, wie sie unter den Polen leider so selten sind. Es ist bei einer so umfassenden Wissenschaft, als es die Sprachforschung ist, natürlich, daß ich nicht mit jeder in den erwähnten Schriften ausgesprochenen Ansicht einverstanden bin: allein auch dort, wo ich abweiche, muß ich die Selbstständigkeit und das umfassende Wissen des Gegners anerkennen. In diesen Worten habe ich zugleich ausgesprochen, daß nach meiner Ansicht, Suchecki jede in seinem Gesuche angeführte sprachwissenschaftliche Lehrkanzel mit Ehren einnehmen wird: der Weisheit Euer Excellenz bleibt es natürlich anheimgestellt, den Mann auf jenen Posten zu weisen, dessen Ausfüllung am dringendsten nothwendig ist. Indem ich Euer Excellenz für das mich so sehr ehrende Vertrauen danke, verharre ich mit den Gefühlen der wärmsten Verehrung

Euer Excellenz
ergebenster Diener
Fr. Miklosich

Wien, am 1. April 1850