Der Jurist Georg Phillips berichtet dem Minister, dass Generalvikar Friedrich Windischmann gewillt sei, in den österreichischen Staatsdienst einzutreten. Allerdings sei jenem aus Rom die Bitte zugekommen, dem neuen Erzbischof von München, zumindest für den Anfang seines Amtsantritts, helfend zur Seite zu stehen. Windischmann habe sich daher an Kardinal Reisach gewandt, damit dieser beim Papst in der Sache vermitteln möge. Am Ende berichtet Phillips, dass sich Prof. Eugen Mor aus Pressburg erfreut über eine mögliche Versetzung geäußert habe. Zugleich äußerte dieser seinen Wunsch, an die Universität Graz versetzt zu werden.
Euer Excellenz
Hochgeborner Herr Graf!
Dem Befehle Euer Excellenz gemäß habe ich gleich am ersten Tage nach meiner
Ankunft in München mit dem Generalvicar Dr. Windischmann in Betreff eines
Übertrittes in den k.k. Staatsdienst weitere Rücksprache genommen. Derselbe
wiederholte seine Bereitwilligkeit, unter den Euer Excellenz bereits früher
bekannt gegebenen Voraussetzungen das für ihn ehrenvolle Anerbieten anzunehmen
und war insbesondere über die ihm zugedachte Art der Verwendung sehr erfreut. Da
ihm jedoch von Rom aus bekannt geworden war, daß Seine
Heiligkeit der Papst den Wunsch ausgesprochen habe, daß er wenigstens für den
Anfang dem neuen Herrn Erzbischofe, wenn
auch nicht als Generalvicar, in der Leitung der Diöcese zur Seite stehen möge,
so hat Windischmann es für
seine Pflicht gehalten, unter dem Siegel der Verschwiegenheit dem Herrn Kardinal Grafen von Reisach von
den ihm von Euer Excellenz gemachten Anträgen in Kenntnis zu setzen, damit Seine
Eminenz mit dem heiligen Vater in dieser
Hinsicht Rücksprache nehmen könne. Windischmann erwartete bereits vor einigen Tagen die Antwort; da
diese aber bis jetzt nicht eingetroffen ist, so habe ich geglaubt, nicht länger
damit zögern zu dürfen, Hochdenselben den befohlenen Bericht zu erstatten.
Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir noch die ganz gehorsamste
Mittheilung, daß Dr. Eugen Mor aus
Preßburg mir in einem längeren Briefe
auseinandergesetzt hat, wie glücklich und dankbar er sein würde, wenn Euer
Excellenz bei der ihm zu seiner Freude angedeuteten Versetzung an eine
Universität Hochdero Wahl auf Graz
lenken würden.
Genehmigen Hochdieselben den Ausdruck meiner ausgzeichnetsten
Hochachtung und Verehrung, mit welcher ich bestehe als
Euer Excellenz unterthäniger Diener
G. Phillips
k.k. Hofrath
München 14. März 1856