Der Jurist George Phillips teilt Leo Thun die von ihm eingeholten Informationen über Sebastian Mutzl mit. Die nicht namentlich genannten Informanten Phillips' halten Mutzl für geeignet, eine Professur zu übernehmen. Außerdem ist Mutzl katholisch gesinnt. Einer der beiden Vertrauensmänner kennt Mutzl persönlich und dieser ist davon überzeugt, dass Mutzl die Professur gewiss annehmen werde, falls er dadurch keine finanziellen Einbußen zu seiner jetzigen Situation in Kauf nehmen müsse.
Unter dieser Signatur finden sich noch zwei weitere Briefe:
Franz Hartmann an Leo Thun. Linz, 1. April 1852.
Franz Hartmann an Leo Thun. Linz, 27. April 1852.
1
Verweis auf A3 XXI D154.
Hochgeborner Herr Graf
Euer Exzellenz beehre ich mich über den Rector Seb[astian] Mutzl die nachstehenden Notizen mitzutheilen, welche
mir heute auf meine Anfragen zugegangen sind. Der eine meiner Correspondenten
äußert sich nur ganz kurz über ihn unter lobender Anerkennung seiner
schriftstellerischen Leistungen (Urgeschichte, Lateinische Grammatik), und zwar
dahin: „Mutzl halte ich für geeignet,
viel geeigneter als Fertig
2; seine Gesinnung ist gut; wenn er einen Ruf
erhält und ihn annimmt, so wird er ihm Ehre machen.“
Ausführlichere
Mittheilungen macht mir ein Professor aus Eichstätt: „Über Herrn Seb[astian] Mutzl bin ich im Stande Ihnen die gewünschte
Auskunft zu geben. Im Jahre 1845 kam er auf den Vorschlag des Erzbischofs von Reisach von
Landshut nach Eichstätt als Rector der hiesigen Studienanstalt. Weil ich
früher im Auftrage des Ordinariates München sein Buch über die Urgeschichte3 censirt[?] hatte, so wurde ich mit ihm
dahier bald persönlich bekannt und pflege mit ihm seither häufigen Umgang. Seine
Gesinnung ist katholisch, nicht windwendig, mit ihm herangewachsen, beständig.
Er hat nicht nur ein ausgebreitetes Wissen, sondern er versteht es auch dasselbe
auf die rechte Weise an den Mann zu bringen. Obgleich sein Äußeres nichts
Anziehendes hat, nicht schön ist, so finden doch alle nach einigem Umgange
angenehm. Seine Rede ist fließend und klar, der Ausdruck gewählt, die
Declamation mit kräftiger Baßstimme natürlich, Gesticulation ruhig, ganze
Haltung ernst und würdevoll. Ich nehme also keinen Anstand zu erklären, daß
Mutzl’s Vortrag für eine
Lehrkanzel der allgemeinen Geschichte an einer Universität sich sehr wohl
eignet. Ich zweifle keinen Augenblick, daß Mutzl eine solche Stelle annehme, wenn, was vorausgesetzt werden
kann, er dadurch in materieller Beziehung einen Vortheil gewinnt.“
Mit
ausgezeichnetster Verehrung bestehe ich als
Euer Excellenz
unterthänigster Diener
Dr. G. Phillips
Wien, 24. Febr. 1852