Der österreichische Botschafter in Rom, Franz de Paula Colloredo-Waldsee, berichtet über den schlechten Zustand des Palazzo Venezia. Der Palazzo wird als Sitz der österreichischen Botschaft genützt. Er hat den Kaiser bereits auf die notwendige Renovierung aufmerksam gemacht und dieser hatte sie bewilligt. Da Colloredo aber glaubt, dass es sehr schwierig und zeitaufwendig werden wird, die Renovierung von Wien aus zu planen und zu koordinieren, er aber auf einen repräsentativen Amtssitz angewiesen ist, bittet er darum, dass ihm in der Zwischenzeit ermöglicht werde, einen Teil des Palastes ohne große Planungen zu renovieren. Dazu benötigt er die Zusicherung von finanziellen Mitteln. Er bittet Thun daher um Unterstützung.
Rom, den 2. July 1856
Euer Hochgeboren
Schreiben vom 21. Juny habe ich den 30. früh zu erhalten die Ehre gehabt.
Prof. Wurzinger ist Bewohner des
Venet. Pallastes, er hat also alsogleich das für ihn mir übersendete Schreiben
erhalten und ist überglücklich, wie er es selbst auszudrücken die Ehre haben
wird. Ich freue mich sehr über die getroffene Wahl. Wurzinger scheint mir sehr begabt und, ohne
mir ein Urtheil erlauben zu dürfen, glaube ich, daß er dem in ihn gesetzten
Vertrauen entsprechen wird.
Ich habe eine Angelegenheit, für die ich um Ihre
gütige Befürwortung bitte. Auf von mir erstatteten Bericht über den Zustand, in
den man leider den V. Pallast hier hat verfallen lassen, und der jede
Vorstellung übersteigt, ist dem Kaiser
Vortrag gemacht und von Seiner Majestät resolvirt worden, daß für die
Conservation des venet. Pallastes in Rom Sorge
getragen und dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, der Finanzen und
des Kultus und öffentlichen Unterrichtes Auftrag gegeben, die nöthigen Maßregeln
zu treffen. Die erste von mir vorgeschlagene ist die Hierhersendung eines
Architekten, um über den Zustand zu relationiren und dann Pläne usw. zur
Herstellung zu entwerfen. Es scheint, daß dieser Gedanke Eingang gefunden hat.
Es ist aber unzweifelhaft, daß dessen Ausführung viel Zeit erfordern wird,
wahrscheinlich Jahr und Tag, bis die Pläne gemacht und angenommen sind, und
sicher Jahre für die Arbeit, die, da sie nach allerhöchstem Befehle mit
möglichster Sparsamkeit gemacht werden soll, nicht wird beschleunigt werden
können.
Während dieser Jahre aber zu bleiben, ohne ein passendes Locale zu
haben für die Representation, die von der k. Botschaft hier gefordert wird und
gefordert werden muß, beschränkt zu sein auf die kleine Wohnung, die Esterhazy hat herstellen und
deren Einrichtung ich von ihm übernommen und abgelöst habe, scheint mir höchst
unpassend und der Stellung hier nicht entsprechend. Ich habe daher einen zweiten
Vorschlag gemacht, nämlich, daß die Regierung eine Summe vorstrecke,
zurückzuzahlen durch Abzüge von meinem Gehalte, und daß ich mich dagegen
verpflichte das allernöthigste herzustellen, sowohl was Reparationen des Hauses
und Baulichkeiten, als meine Einrichtung betrifft. Diesen zweiten Vorschlag nun
erlaube ich mir Ihnen zu empfehlen. Er tritt den weiteren nach Erhebung durch
einen Architekten gewiß nöthig erachteten Arbeiten nicht entgegen, er macht es
mir möglich bis zu Anfang und während dieser Arbeiten hier eine schickliche
Stellung einzunehmen, was ich machen zu lassen wünsche, würde sich nur auf einen
verhältnismäßig kleinen Theil des Pallastes erstrecken und würde so hergestellt
werden, daß es bei den umfassenden späteren Ausführungen nicht nur nicht
verloren, sondern mit Vortheil benützt werden könnte.
Entschuldigen Sie, daß
ich Sie mit dieser Angelegenheit, die für mich und meine Stellung hier sehr
wichtig ist, behellige und empfangen Sie, ich bitte, den Ausdruck meiner alten
Anhänglichkeit und Ergebenheit
Colloredo