Leo Thun an Franz Exner
Wien, 10. August [1850] 1
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Regest

Leo Thun erkundigt sich bei Franz Exner, wann dieser wieder in das Ministerium kommen werde. Der Minister möchte nämlich, einem Vorschlag von Gregor Zeithammer folgend, einige Gymnasialinspektoren aus Böhmen und Galizien zu einer Besprechung nach Wien einladen, um deren Eindrücke über die Situation an den Gymnasien zu erfahren. Thun bittet Exner um seine Meinung dazu. Thun glaubt nicht, dass eine Reise Exners nach Deutschland derzeit erforderlich sei, es sei denn, Exner könne auf einer solchen Reise einen Professor für Geschichte für die Prager Universität gewinnen. Abschließend wünscht Thun Exner noch eine gute Besserung.
In der Beilage findet sich ein Brief von Gregor Zeithammer, in der dieser einige Fragen zur Reorganisation der Gymnasien an Leo Thun richtet.

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Edierter Text

Wien, den 10. August

Lieber Herr Ministerialrath!

Ein Brief von Zeithammer – aus welchem ich einen Auszug am Ende folgen lasse bestärkt mich wieder in meiner früheren Ansicht, daß es sehr gut wäre die Gymnasial-Inspektoren – wenigstens diejenigen, die schon in der Lage waren Bereisungen vorzunehmen und die eine große Anzahl von Gymnasien unter ihrer Aufsicht haben, etwa die aus Böhmen und Galizien und dazu vielleicht Kleemann – auch während der Ferien einzuberufen. Ich bitte, schreiben Sie mir Ihre Meinung darüber, und zugleich wann Sie wieder hier einzutreffen denken, wobei ich Sie aber dringend bitte, sich nicht zu übereilen, sondern sich ordentlich auszukurieren. Zu einer Reise nach Deutschland wüßte ich Ihnen keine besonderen Aufträge zu geben, es wäre denn, daß Sie Hoffnung hätten für Prag einen zweiten Grauert zu finden. Das ließe sich aber auch später machen und ich sollte denken Sie thäten besser jetzt auf gar nichts als Ihrer Erholung zu denken, und die Rückreise daher mit einer Tour in das Salzkammergut oder dergleichen zu verbinden. Ich hoffe der Kreuzbrunn schlägt Ihnen gut an, und Sie finden unter der Gästen von denen Marienbad überfüllt sein soll, einige die Ihnen die Brunnen und Waldpromenaden angenehm machen.

Mit aufrichtiger Hochachtung

Ihr ergebener Thun

Auszug:

Es entstehen jetzt viele wichtige Fragen, welche vielleicht am besten ihre Lösung erhielten, wenn wir Inspektoren nach Wien zu den einschlägigen Berathungen berufen würden, denn schriftlich sind die Erörterungen darüber zeitraubend und unvollständig. Ich erlaube mir hier einige zu berühren:
Sind die als befähigt anerkannten Kandidaten sogleich vorzuschlagen und anzustellen? was sehr wünschenswerth ist, da das Supplentenwesen nicht viel taugt.
Welche Gymnasien werden Ober-, welche nur Untergymnasien sein? sind vor der Hand sechsklassige zu belassen?
Wie ist es in Hinkunft mit dem utraquistischen Unterricht zu halten? Da der Usus ein sehr verschiedener ist, wie aus meinem, dem H. Statthalter bereits übergebenen Revisionsbericht an das hohe Ministerium hervorgeht.
Was haben die Gemeinden für Dotationen zu übernehmen? Ich habe überall diesfalls, ohne früher das betreffende Dekret zu kennen, mit den Stadtverordneten konferiert und die Resultate in meinen Bericht aufgenommen.
Wie steht es mit den für die zwei obersten Klassen nöthigen Lokalitäten und Apparaten?