Franz Bezděka an Leo Thun
Pisek, 24. Oktober 1860
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Regest

Franz Bezděka, Priester und Skriptor bei der Prager Universitätsbibliothek, gratuliert Leo Thun zur Verleihung des Leopoldordens. Bezděka ist überzeugt davon, dass Thun den Orden mehr als verdient hat, da dieser das österreichische Bildungssystem grundlegend reformiert und damit eine lang währende Stagnation beendet habe. Er versichert Thun, ihn in seine Gebete einzuschließen und für ein langes Leben Thuns zu beten.

Anmerkungen zum Dokument

Das Schreiben befindet sich im Nachlass gemeinsam mit 39 weiteren Dankadressen unter der Signatur A3 XXI D623a.

http://hdl.handle.net/21.11115/0000-000B-DCB3-3

Schlagworte

Edierter Text

Euere Excellenz!
Hochgeborner Herr Graf!
Gnädigster Herr!

Wenn es überhaupt erfreulich ist zu vernehmen, daß andern eine Freude zu Theil geworden, so ist dies um so mehr der Fall, wenn es solche betrifft, welche dies im hohen Grade verdienen und die man hochachtet und innig liebet.
Darnach können Euere Excellenz den Grad meiner Freude beurtheilen, den mein Herz empfand, als ich heute las, daß Hochdero unschätzbare, gar nicht zu berechnende, so vieljährige Verdienste von Seiner k.k. apostolischen Majestät mit dem so hohen, so seltenen Orden, als es das Großkreuz des Leopoldordens ist, zu belohnen für gut fanden.
Tausend Dank sage auch ich aus voller Brust und mit warmem Herzen Seiner k.k. apostolischen Majestät dafür. Denn ein Jahrhundert hat in Schulangelegenheiten nicht das geleistet, was mit so weiser Mäßigung, ohne Etwas zu überstürzen im Allgemeinen und was vorzüglich unser schönes Vaterland Böhmen und seine wohlklingende Sprache betrifft, was Hochdero Weisheit, Einsicht, Erfahrung und unermüdetes, unerschrockenes Wirken, das hohe sich vorgesteckte Ziel nie aus den Augen verlierend, unter sichtbarem Segen des Himmels, bei so vielen Schwierigkeiten, selbst mit Vorurtheilen kämpfend, schon jetzt glücklich erreicht hatten; und abermals hundert Jahre werden nach uns die theuren Früchte eines so gut zubereiteten Bodens und der darin gelegten erprobt guten Saat fühlen und genießen, den hohen seltenen Gründer segnen und den verehrten Namen Leo Thun in die Annalen der Geschichte Oesterreichs und vorzüglich Böhmens mit goldenen Lettern eintragen und unsterblich machen.
Was mich betrifft, ich werde zeitlebens meinem lieben Gott für die seltenen Euerer Excellenz gnädig verliehenen Gaben des Geistes und des Herzens ehrfurchtsvoll danken, für die recht lange Erhaltung Hochderselben eifrig beten, damit diese hohe Freude im besten Wohlseyn recht lange genießen, dem Kaiserthum Oesterreich und Böhmen insbesondere recht lange nützen und endlich bei grauem Haupte im seligen Genusse der so verdienten Ruhe, wie einst ein ausgezeichneter König sich am eigenen Gedächtnisse wärmen.
Das wünscht von dem Grunde des Herzens

Euerer Excellenz,
des Hochgebornen Herrn Grafen,
Meines gnädigsten Herrn
unterthänigst gehorsamster
Franz Rud. Bezděka

Pisek, am 24. Oktober 1860