Der Jurist Ernst von Moy de Sons berichtet von der Situation an der Universität Innsbruck und erteilt Vorschläge, wie einige Probleme derselben behoben werden könnten. Zunächst geht er aber auf den Tod des Prälaten von Wilten ein. Moy glaubt, dass dadurch die Chance bestünde, den Bischofssitz von Brixen nach Innsbruck zu verlegen und gleichzeitig ein theologisches Studium in der Stadt zu errichten. Damit wäre auch der Universität gedient, zumal diese ohne eine theologische Fakultät sehr beschränkt sei. Schließlich geht Moy auf die Reform der philosophischen Fakultät ein und spricht dabei seine Überzeugung aus, dass diese sicherlich positive Auswirkungen auf die Fakultät und die Universität haben werde. Weitere Details möchte Moy mit Thun selbst besprechen. Schließlich empfiehlt er den Skriptor der Universitätsbibliothek in Innsbruck für den Bibliothekarposten in Salzburg und hebt dessen vortreffliche Eignung hervor.
<v. Moy>2
6.6.1851
Ihre gefällige Mittheilung vom 27. vorigen Monats bezüglich der Einrichtung der
medicinischen Studien in Innsbruck hat mir und anderen
große Freude gemacht. Ich habe sie Kerer
und Flir und anderen mitgetheilt.
Mittlerweile hat der Tod des Prälaten von
Wilten die Geister in Bewegung gesetzt. Der Gedanke, dem die
Innsbrucker Zeitung in ihrer Weise Worte gegeben (daß es um das Stift Wilten nicht schade wäre, wenn es mit
Zustimmung der geistlichen Autorität aufgehoben und an dessen Statt ein
Bischofssitz mit einer höheren geistlichen Lehranstalt hier errichtet würde)
geht nicht bloß in den radikalen Köpfen um. Ähnliche Pläne wurden schon im Jahre
1819 oder 20 ventilirt. Die besondere Administration Vorarlbergs durch einen Weihbischof zeigt das Bedürfnis einer
anderen Circumscription der Diöcesen, und wenn aus der hiesigen Universität etwas werden
soll, so kann es nur dadurch geschehen, daß auch ein theologisches Studium
hieher kommt. Dazu wäre das große, schöne Gebäude der Serviten durch ein
Abkommen mit diesem Orden wohl nicht gar schwer zu gewinnen. Der Orden hat noch
andere Häuser im Lande, die er kaum mit den nöthigen Individuen zu besetzen im
Stande ist. Sollte aber auch der Gedanke, ein drittes Bisthum in
Innsbruck zu errichten, auf zu große Schwierigkeiten
stoßen, so dürfte der Fürstbischof von
Brixen selbst nicht allzuschwer zu bewegen seyn, seinen Sitz nach
Wilten zu verlegen und etwa sein Seminar im
Servitengebäude einzurichten. Sehen Sie doch, ob der Herr Minister nicht für diese Idee zu
gewinnen wäre.
Für die in seinem Namen mir gegebene Versicherung, „daß seine
Gedanken noch immer dieselben seyen“, bitte ich Hochdemselben meinen Dank zu
Füßen zu legen. Was das Ineinandergreifen der Gymnasial- und der philosophischen
Studien an der Universität
betrifft, so bin ich nun, nach genauerer Einsicht in die darüber gegebenen
Bestimmungen, nicht nur über diesen Punkt vollkommen beruhigt, sondern auch der
Überzeugung, daß die philosophischen Studien dadurch nur gewinnen können, weil
sie mit reiferem Geiste gepflogen werden, wie dies die Erfahrung in Preußen beweist. Der Organisirung einer
vollständigen philosophischen Facultät stünde also von dieser Seite nichts im
Wege, und es käme, da bereits einige tüchtige Kräfte vorhanden sind, nur auf
Vervollständigung im Wesentlichen an. Darüber werde ich, wenn ich erst mehr
Informationen eingezogen haben werde, mir die Freiheit nehmen an den Herrn Minister selbst zu schreiben.
Heute möchte ich mir erlauben, einen Tiroler, den Scriptor Lang, an der hiesigen Universitätsbibliothek
Ihrer gütigen Verwendung zu empfehlen. Derselbe competirt um die
Bibliothekarsstelle in Salzburg. Er ist ein durchaus
braver und verlässiger [sic!] Mensch und mit dem Mechanismus des
Bibliotheksdienstes vollkommen vertraut. Auch tüchtige Bücherkenntnis,
namentlich im theologischen Fache, auf das er sich mit Vorliebe verlegt und
worin er durch langjährigen Umgang mit Prof. Moritz wohl orientirt wurde, steht ihm zur Seite. Endlich
versteht er außer dem Lateinischen auch sehr gut französisch und italienisch und
hat mir als Übersetzer aus diesen Sprachen schon ersprießliche Dienste
geleistet. Ich höre, daß mit ihm vorzüglich ein Salzburger Geistlicher concurrirt, der nur deshalb vorgeschoben
wird, weil man ihn als Geistlichen seines Wandels wegen nicht
berufen kann. Ist das begründet, so wäre es wohl kein gutes Beispiel, wenn man
einen solchen Pfaffen auf einen Posten beförderte, wo er noch dazu in der Lage
wäre, auf die Jugend sehr nachtheilig zu wirken. Langs Gesinnung ist die beste und sein Wandel (er ist
verheirathet) über allen Tadel erhaben. Ich habe nie gezweifelt, daß Sie in
Ihrem Kummer bei der Familie Buol große Ressource finden werden. Das sind gerade
die Gelegenheiten, wo man solche Leute kennen lernt. Wenn Sie hinkommen bitte
ich mich zu empfehlen. Leben sie wohl
Ihr
ergebener
Moy