Der Pressburger Superintendent Karl Kuzmány bittet darum, dass das Kultusministerium den Darmstädter Prälaten Karl Zimmermann als Gast zu seiner Installation als Superintendent einlädt. Durch diesen hohen Gast würde das Ereignis an Würde gewinnen. Der Prälat wäre dazu bereit und bittet um eine offizielle Einladung seitens der österreichischen Regierung, um mögliche Missverständnisse zu vermeiden. Kuzmány bittet außerdem um eine Anstellung für Johann Szeberinyi.
Euer Excellenz!
Es ist der allgemeine Wunsch unserer Leute, daß doch zu meiner Installation irgend
ein Superintendent von größerem Ruf aus Deutschland kommen
möchte. Ich ließ daher an den studirenden Borbis nach Leipzig schreiben, der dort
bei Lechler, Kahnis und vielen anderen sehr beliebt ist, um
bei dem Ersteren anzufragen. Dieser aber entschuldigte sich – betheuernd sonst
seine vollkommene Bereitwilligkeit – damit, dass er sogleich nach der Part. [?]
Versammlung dem Ausschuß werde präsidiren müssen, welcher mit der Ausarbeitung
der Gesetzvorlagen in allen kirchlich-politischen Dingen betraut ist und dass
diese der Art seien, dass er sich von dem sächsischen Landtag nicht einen
Schritt werde entfernen können; er empfahl aber Prälat Zimmermann. Nun schreibt mir Seberiny [Szeberinyi] aus
Ulm, dass er denselben gesprochen und ihn dazu willig
gefunden; nur dass er verlange von einem Staatsbeamten aus dem h. Ministerium für
Cultus dazu aufgefordert zu werden, um seiner Regierung gegenüber
gedeckt zu sein, dass er nicht etwas thue, was Seiner Majestät unseren Kaiser unangenehm wäre. Mein Wunsch ist
es allerdings auch, dass der hohe
Prälat käme; ist es daher möglich der von ihm gestellten
Bedingung zu entsprechen, so bitte ich darum unterthänigst, ihr zu willfahren.
Reiseunkosten würde er schwerlich sich erstattet wissen wollen; eher vielleicht
eine Auszeichnung. Wenn aber Euer Excellenz hierzu zustimmen, so müßte es sehr
bald offeriert werden, denn, wie mein erster Brief von heutigem Datum meldet
1, ich
habe die Installation bereits auf den 26. Sept. festgesetzt. Seberiny [Szeberinyi] wird in der
Rückreise seine Aufwartung Eurer Excellenz zu machen nicht unterlassen. Diesen
sollte man doch nicht so völlig fallen lassen. Ist für ihn keine andere
Aussicht, so könnten ihm Euer Excellenz vielleicht den Antrag machen zu mir als
mein Secretär zu kommen – vorläufig wenigstens auf ein halbes Jahr – und ihm
dafür etwa einige 400–500 fl auswirken; ich würde ihm dazu von meiner
Functionszulage gerne das noch übrige Nothwendige beisteuern.
Dero hoher
Gnade ehrerbietigst empfohlen verharre mit tiefster Hochachtung
Euer Excellenz
unterthänigster Diener
Karl Kuzmány
Superintendent
Neusohl, den 2. Sept. 1860