Fürstbischof Heinrich Förster informiert Leo Thun über einige Schwierigkeiten bei der Assistenz von katholischen Geistlichen bei Trauungen gemischtkonfessioneller Paare. Für diese Fälle wurden erst kürzlich neue Anordnungen erlassen, deren Umsetzung der Bischof nun in die Wege leiten wird. Förster schreibt außerdem, dass er den neuen Lehrplan für Gymnasien demnächst mit seinem Kollegen aus Olmütz besprechen wird. Außerdem informiert er den Minister darüber, dass er für Schulschwestern ein Kloster in Johannesberg errichten lässt, damit diese dort den Mädchenunterricht übernehmen.
Hochgebietender Herr Minister,
Hochgeborener Herr Graf!
Mit gerührtem Herzen beeile ich mich, Eurer Excellenz meinen wärmsten Dank für
das mir überaus schätzbare Wohlwollen auszusprechen, mit welchem Hochdieselben
von Neuem meiner gehorsamsten Bitte für einen Mann entgegen gekommen sind, der
seines katholischen Glaubens wegen Amt und Brod geopfert und in bittere
Verlassenheit gerathen ist. Ich habe den gewesenen Pastor und Schulrektor
Geisler von Euer Excellenz gnädigen
Absichten in Kenntnis gesetzt und zugleich beauftragt, die weiteren
Verhandlungen dieserhalb selbst fortzuführen.
Was Euer Excellenz
Schlußbemerkung über die passive Assistenz der Geistlichen in gemischten Ehen
anlangt, so werde ich diese Angelegenheit auf dem amtlichen Wege, auf welchem
sie in Anregung gebracht ist, auch erledigen. Hier wollen mir Euer Excellenz nur
zu bemerken gestatten, daß die passive Assistenz von dem heiligen Stuhle nur
sehr ungern und darum zugelassen ist, damit die Mischehen, bei welchen die
kirchlichen Bedingungen nicht eingegangen werden, wenn sie auch keine erlaubte,
doch giltige Ehen – etsi non licita, tamen valida – seien. Da aber ein
besonderes Breve Benedikt des 14. für
Holland die matrimonia mixta, wenn sie auch nicht licita
sind, doch auch dann in jener Provinz für valida erklärt, wenn sie nicht coram
parocho propria abgeschlossen sind, und jenes Breve später auch auf die
Rheinprovinz und ganz Schlesien ausgedehnt worden ist, so hat
die Assistentia passiva in den Herzogthümern Troppau,
Jägerndorf und Teschen ihre Bedeutung
verloren, und habe ich dieselbe um so mehr erschwert, als die Geistlichen bitter
darüber klagten, daß nach abgeleisteter Assistentia passiva die Trauungen in den
protestantischen Kreisen in der Regel zum Ärger der guten Katholiken mit einer
augenfällig pomphaften Ostentative abgehalten würden. Im Übrigen fühle ich zu
sehr, wie es die Aufgabe und Pflicht der Bischöfe ist, vermeidliche
Verlegenheiten und Unannehmlichkeiten von Euer Excellenz fern zu halten, da der
unvermeidlichen immer noch genug bleiben, als daß ich nicht mit Bereitwilligkeit
Hochdero Wünschen in Allem entgegen kommen sollte, wo es mir möglich und
gestattet ist. Ich werde daher demnächst die Assistentia passiva anordnen und
Eurer Excellenz Kenntnis davon geben.
Auch ist mir heute der neue
Studienplan zugegangen, und werde ich mich darüber baldigst mit dem Herrn
Fürsterzbischof von
Olmütz benehmen.
Nachdem ich die lästige
Staatsanleihungsangelegenheit, die mich gleich bei meinem Bisthumsantritte traf,
glücklich abgewickelt, habe ich schon im vorigen Jahre angefangen, zu
Johannesberg ein Kloster für arme Schulschwestern zu
bauen, welche hier in Breslau mit ungemeinem Segen
wirken, und denen ich darum auch dort den Unterricht der weiblichen Jugend
übergeben möchte. Da ich rechtzeitig der kaiserlichen Regierung davon Kenntnis
gegeben und das Kloster auf meine Kosten baue und dotire, so hoffe ich, daß ich
Seitens des Staates keine Schwierigkeiten erfahren werde. Sollte ich noch einige
Jahre leben, so liegt es in meinem Wünschen, ein ähnliches Kloster, aber für
Waisen und Kranke in dem ärmsten Theile meiner ostreichischen Diöcese, in
Zuckmantel oder in der Nähe zu bauen und zu dotiren,
und es barmherzigen Schwestern zu übergeben. Ich mache davon Erwähnung, damit
Euer Excellenz daraus ersehen, daß es nicht meine Absicht ist, meine
ostreichischen Bezüge anders als zu Gunsten des ostreichischen Diöcesanantheils
zu verwenden.
Genehmigen Hochdieselben den Ausdruck der besonderen
Verehrung, mit der ich verharre
Euer Excellenz gehorsamer Diener
Heinrich Förster Bischof
Breslau, den 5. April 1858