Der Slawist František Čelakovský übersendet Leo Thun den soeben erschienen zweiten Band seines Gymnasiallesebuches. Der dritte Band wird demnächst erscheinen. Die Verzögerung ist auf das langsame Vorgehen der Druckereien zurückzuführen. Der Professor schreibt außerdem, dass der erste Band bereits vergriffen sei, eine zweite verbesserte Auflage soll demnächst vorbereitet werden, bei der die Mängel der ersten Auflage beseitigt werden sollen. Čelakovský sieht als wesentlichen Mangel der Bücher die geringe Anzahl an geeigneten Beispielstücken an. Das nun gesammelte Material zur Erweiterung der Lesebücher legt er Thun zur Genehmigung vor. Čelakovský betont außerdem, dass die Naturwissenschaften in den Gymnasiallehrbüchern zu wenig berücksichtigt würden. Daher beauftragte er seinen Sohn, sich nach geeigneten Hilfsmitteln umzusehen und auf der Grundlage der Methode, die an den preußischen Gymnasien für den naturwissenschaftlichen Unterricht angewandt wird, ein böhmisches Handbuch für den Botanikunterricht an den Gymnasien zu verfassen. Besonders die Botanik verdiene nämlich stärkere Berücksichtigung, da sie der Jugend am meisten zusage und den jugendlichen Geist wecke.
Ich habe die Ehre, Eurer Exzellenz den so eben im Druck erschienenen zweiten Band
2 der für den praktischen Unterricht in den
slawischen Sprachen bestimmten Chrestomathie beiliegend ehrfurchtsvoll
vorzulegen. Der dritte Band enthaltend altslawische Lesestücke wird zum Druck
vorbereitet.
Das Erscheinen des dritten Theils meines Gymnasiallesebuches
war wegen des etwas langsamen Vorgehens unserer Druckereien leider noch nicht zu
ermöglichen; doch ist die Sache schon so weit gediehen, daß zu hoffen ist, man
werde damit in dem nächsten Monate fertig werden. Auch der erste Band ist seit
einiger Zeit bereits vergriffen und es zeigt sich die Nothwendigkeit ehestens
eine neue Auflage zu veranstalten. Bei der Übernahme dieser Arbeit und bei dem
Drange, womit dieselbe beschleunigt werden mußte, war es mir nicht möglich, sie
in dem Umfange und in der Vollendung, wie es mein Wunsch war, herzustellen, und
ich habe Eurer Exzellenz wiederholt diese meine Absicht ausgedrückt, daß ich
nach Befriedigung des ersten Bedürfnisses bei der nächsten Auflage noch so
Manches zu sichten, nachzubessern und nachzutragen haben werde, wozu mir in der
ersten Zeit nicht die nöthige Muße gegönnt war.
Da die böhmischen Lesebücher
im Verhältnis zu den deutschen derzeit etwa nur das Drittel des Volumens
betragen, so schien es vor allem nöthig das Material um ein Bedeutendes zu
vermehren, indem ein solches Bändchen für zwei Jahre berechnet, viel zu wenig
Lesestoff biethet, um die Zeit gehörig auszufüllen. Auch dürfte es für die
Jugend und selbst dem Lehrer bequemer sein mit Beachtung der Gradation bei dem
Stoffe jeden der zwei Bände für das Untergymnasium je in zwei Abtheilungen zu
sondern und für jede Klasse eigens einzurichten, wie eben mit den deutschen
Lesebüchern es gleich anfangs bewerkstelligt wurde. Zu dem Zwecke lege ich hier
noch ein weiteres Material für die Erweiterung der Lesebücher für die untersten
Klassen Eurer Exzellenz zur gnädigsten Approbation vor, um dann alsogleich zu
einer neuen Auflage, nach der ohnehin schon Nachfrage geschieht, schreiten zu
können.
Unter den Lehrbüchern für unsere Gymnasien werden vorzüglich auch
noch jene, welche die Anfangsgründe der Naturwissenschaften betreffen, stark
vermißt, auch ist meines Wissens nichts zu vernehmen, daß irgendwo etwas
Derartiges vorbereitet werde.
Aus dem Grunde versuchte ich es meinen
ältesten Sohn, der sich
seit einer Reihe von Jahren mit einer besondern Vorliebe den Naturwissenschaften
widmet und vorzüglich auf dem Gebiete der Botanik mit regem Eifer arbeitet, dazu
aufzumuntern, um nach den besten Hülfsmitteln und nach der Methode, die auf den
preußischen Gymnasien eingehalten wird (denn in Breslau
ist durch einen tüchtigen Lehrer eben die Neigung dazu in ihm geweckt worden),
ein böhmisches Handbuch der Botanik zunächst für die Gymnasien abzufassen. Ich
nehme mir die Freiheit das Manuskript Eurer Exzellenz vorzulegen, um in dem
Falle, wenn es einer günstigen Beurtheilung theilhaftig werden sollte, das
Werkchen in einer angemessenen Schulausgabe dem Drucke zu übergeben. Von den
drei Naturreichen verdient die Botanik, als der Jugend am meisten zusagend und
ihren Geist weckend eine besondere Berücksichtigung.
Genehmigen Eure Exzellenz den Ausdruck meiner tiefen Ehrfurcht entgegenzu[nehmen], mit der ich mich zeichne
ergebenst unterthänig