František Ladislaus Čelakovšký an Leo Thun
o. O., o. D. [post April 1850]1
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Regest

Der Slawist František Čelakovský bittet um Modifizierung der Richtlinien zur Herausgabe und Drucklegung der böhmischen Gymnasiallesebücher. Er möchte den Wunsch des Ministeriums umgehen, die Manuskripte vor der Drucklegung zur Durchsicht an das Unterrichtsministerium zu schicken. Er glaubt nämlich, dass dies zusätzliche Zeit in Anspruch nähme und die Zeit schon jetzt sehr knapp bemessen sei. Der Druck der Lesebücher würde sich damit nur unnötig verzögern. Er wünscht, dass die erste Auflage der Lesebücher in einer geringen Stückzahl gedruckt werde, da seines Erachtens die erste Fassung den gewünschten Anforderungen wohl nicht vollkommen entsprechen werde. Die erste Auflage soll zunächst den akuten Bedarf an einem Lesebuch befriedigen, bis eine verbesserte Auflage in einer höheren Stückzahl nachfolgen könne.

Anmerkungen zum Dokument

Eh. Konzept von František Čelakovšký.

http://hdl.handle.net/21.11115/0000-000B-DC95-5

Schlagworte

Edierter Text

Durch ein hohes Ministerialschreiben vom 27. April l. J. Nr. 3/33 ist mir die Belehrung zugekommen, in welcher Art und Weise bei der Herausgabe der böhmischen Gymnasiallesebücher vorzugehen sei und wie die Drucklegung derselben allenfalls zu veranstalten wäre. Mit dankbarer Beherzigung der mir über diesen Gegenstand ertheilten Vorschrift glaube ich jedoch über zwei Punkte, die das baldige Erscheinen genannter Lesebücher sehr erschweren würden, meine Meinung aussprechen und um eine Modifizirung der darüber festgestellten Bestimmungen ergebenst bitten zu müssen.
a. Das hohe Ministerium legt mir auf, die Manuskripte vor der Drucklegung zur Ansicht einzusenden. Bei der Dringlichkeit der Sache und dem deutlich ausgesprochenen Wunsche Seiner Exzellenz des Herrn Staatsministers das Erscheinen der drei böhmischen Lesebücher in der möglichst kürzesten Zeit, längstens aber bis zum künftigen Schuljahre zu veranstalten, machte es nothwendig auf jede Zeit- und Müheersparnis Rücksicht zu nehmen, und ich habe einen Theil solcher Aufsätze, die keiner stilistischen Nachhülfe oder anderweitiger Abänderungen bedurften, bloß in den Werken angezeichnet zur unmittelbaren Satzvornahme aus denselben. Eine Vorlage in der Form ist kaum zu bewerkstelligen; die ganze Sammlung aber als Manuskript zu fassen, würde den Beginn des Druckes um vieles verzögern, um so mehr, als auch im Zuge der Arbeit immer auch eine Nachlese unerläßlich sein wird. Sollte jedoch das hohe Ministerium eine vorläufige Prüfung und Revision des aufzunehmenden Materials vornehmen zu lassen für nothwendig erachten, welcher Maßregel ich mich recht gerne fügen würde, so könnte dieser Zweck allenfalls durch die Designirung eines fachkundigen Mannes hierorts erreicht werden, dem die Bögen je vor dem Beginne des Druckes vorzulegen wären.
b. Obschon ich bei der Abfassung der genannten Lesebücher mit der möglichsten Sorgfalt vorgehe und nach meinen besten Kräften der Arbeit unterziehe, so muß ich doch bezweifeln, das Werk werde schon in seiner ersten Form so ausfallen, um mich selbst in der Gänze befriedigen zu können; denn es leuchtet von selbst ein, daß derartige Sammelwerke nur bei gehöriger Muße und vollständiger Durchsicht der ganzen Litteratur, nicht aber wie im Fluge und in einer karg zugemessenen Zeitfrist von kaum einem Jahre zum Abschlusse zu bringen sind. Es liegt daher im Interesse der Sache, die erste Auflage nur in einer solchen Anzahl von Exemplaren zu veranstalten, als grade für den ersten Bedarf hinreicht, und während dem noch unausgesetzt für die wie immer mögliche Vollendung der Lesebücher in einer nachfolgenden Auflage Sorge zu tragen. Nach genommener Rücksprache mit dem Buchhändler Tempsky und dem mir vorgelegten Kostenüberschlag, erklärte derselbe, er könnte auf den ihm festgesetzten Preis (Bogen 1 ½ fr) nur dann eingehen, wenn die Auflage sich auf wenigstens 6 bis 7 Tausend beliefe. Das Honorar wurde für den Druckbogen mit circa 12 fl CM, wie ich glaube, genug mäßig berechnet. Aus dem oben angeführten Grunde konnte ich für eine so starke Auflage mich keineswegs entscheiden und lege meinen Vorschlag, auf den auch Herr Tempsky einzugehen Willens ist, einem hohen Ministerium mit der ergebensten Bitte vor, denselben in Erwägung zu ziehen und der gnädigsten Beistimmung würdigen zu wollen. Hiernach würde bei einer, den deutschen in Wien erschienenen Lesebüchern adäquaten Ausstattung der erste und zweite Band als für das Untergymnasium bestimmt je auf den Preis zu 40 Kr CM festzustellen sein, der dritte Band 1 fl betragen. Die Bogenzahl des ersten so wie des zweiten Theils beliefe sich auf wenigstens 23 Druckbogen, die des dritten auf 35. Die erste Auflage der zwei ersten Bände 4.000, des dritten 3.000. Bei der nachfolgenden verstärkten Auflage würden die Preise dieselben bleiben, doch die Bogenzahl dort auf 26–27, hier auf 40 erhöht werden, der so angesetzte Preis wäre selbst für weniger bemittelte Schüler nicht zu hoch angesetzt, bei dem Umstande, da jeder Theil für den Unterricht in zwei Jahrgängen berechnet ist, somit im Ganzen für sechs Gymnasialklassen.