Fürstbischof Diepenbrock erteilt Leo Thun Auskunft über Johann Capellmann. Sein Vetter, der preußische Oberregierungsrat Ferdinand von Woringen, gab ihm die nötigen Informationen zu Cappelmann. Jener hatte ihn nämlich zum Lehrer und beurteilt ihn als tüchtigen und fähigen Mann. Capellmann möchte den preußischen Staatsdienst verlassen, weshalb Diepenbrock sich bereits an Geheimrat Matthias Aulike in dieser Angelegenheit gewandt hat. Diepenbrock bedauert, dass er Thun in Prag nicht treffen konnte, seine Verpflichtungen in Breslau hinderten ihn daran.
Unter dieser Signatur sind noch zwei weitere Briefe Diepenbrocks an Thun
abgelegt:
Melchior Diepenbrock an Leo Thun. Breslau, 28. Mai
1850.
Melchior Diepenbrock an Leo Thun. Breslau, 4. Juni 1850.
Eurer Excellenz
beehre ich mich auf das geehrte heute erhaltene Schreiben vom 24. dieses
ergebenst zu erwiedern, daß ich mich zufällig im Stande befinde, über den
Dr. Capellmann in
Coblenz schon heute die befriedigendste
Auskunft zu geben, indem mein hier auf Besuch befindlicher Vetter, der
preussische Oberregierungsrath von
Worringen, den Dr.
Capellmann, der sein eigener Lehrer war, genau kennt und ihm das
Zeugnis eines sehr tüchtigen, ernsten, religiös gesinnten und allgemein
geachteten, bei seinen Schülern stets vorzüglich beliebten Lehrers gibt. Was den
Wunsch seiner baldigen Entlassung aus preussischen Dienstesverhältnissen
anbelangt, so habe ich die möglichste Erfüllung desselben auch gleich heute dem
Geheimen Rath Aulike, Dirigenten der
katholischen Abtheilung im preussischen Cult- und Unterrichtsministerio, einen
mir persönlich befreundeten trefflichen Manne bestens empfohlen, weil Geheimer
Rath Brüggemann seiner leidenden
Gesundheit wegen in diesem Augenblicke ich weiß nicht in welchem Bade abwesend
ist.
Eure Excellenz in Prag zu begrüßen hatte ich
auch meinerseits mir vorgesetzt; es traf sich jedoch, daß zu den zur selben Zeit
in Breslau angeordneten geistlichen Exercizien eine so
große Zahl von würdigen Geistlichen sich eingefunden hatte, daß ich es für
angemessen hielt, selbst dorthin zu gehen, die Versammelten persönlich zu
begrüßen und die frommen Übungen durch einen feierlichen Gottesdienst, wobei
alle aus meiner Hand die heilige Communion in der Domkirche empfingen, auf eine
würdige Weise zu beschließen. Nur eine so wichtige Rücksicht konnte mich von der
Reise nach Prag abhalten; da ich auch Seiner Eminenz dem
Herrn Cardinal, meinem so hochverehrten Gönner und Freunde, meinen innigsten
Segenswunsch für seinen neuen, so hochwichtigen und schwierigen Wirkungskreis
gern persönlich dargebracht hätte.
Ich habe die Ehre mit vollkommenster
Hochachtung unwandelbar zu geharren
Eurer Excellenz
ganz ergebenster
M. v. Diepenbrock Fürstbischof
Johannesberg bei Jauernig in österr. Schlesien, den 27. August 1850