Leo Thun bittet den Historiker Julius Ficker, an der Universität Innsbruck zu bleiben. Thun hat nämlich erfahren, dass die preußische Regierung Julius Ficker den Lehrstuhl für Geschichte an der Universität Bonn anbieten möchte. Thun würde einen Abgang Fickers sehr bedauern und möchte ihn gern in Innsbruck halten, damit Ficker weiter zum Aufschwung der Geschichtswissenschaften in Österreich beitrage könne. Zu diesem Zweck versichert er Ficker, dass er ihn stets fördern werde.
Nicht eh. Brief von Leo Thun. Der Brief weist jedoch auch kein Aktenzeichen des Ministeriums für Kultus und Unterricht auf.
Wien, am 4. April 1854
Euer Wohlgeboren!
Ich habe die verlässliche Nachricht erhalten, daß die preußische Regierung Ihnen die durch die Berufung des Professor Aschbach nach Wien erledigte Lehrkanzel in Bonn anbiethen wird – vielleicht schon angebothen hat. Ich sehe ein, dass dieser Ruf ein ehrenvoller ist und daß die preußische Regierung alle Ursache hat, Ihnen Anerbiethungen zu machen, welche die Bedingungen Ihrer Anstellung in Innsbruck weit übertreffen. Unter solchen Umständen erübrigt mir nichts, als Ihnen werther Herr Professor einfach zu gestehen, wie sehr ich es bedauern müsste, Sie sobald wieder aus Österreich scheiden zu sehen, wie aufrichtig ich wünsche, daß Sie Ihre Thätigkeit noch ferner dem Gedeihen der Innsbrucker Universität und der Neubelebung der historischen Studien in Österreich weisen mögen, und Ihnen die Versicherung auszusprechen, daß wenn Sie sich dafür entschließen, ich gerne jederzeit bemüht sein werde, Ihre wissenschaftlichen Bestrebungen und Arbeiten in jeder mir möglichen Weise zu unterstützen und zu fördern.
Hochachtungsvoll
Ihr
ergebener
Thun