Ludwig Heufler berichtet Leo Thun vom Abschluss der Beratungen über
das Unterrichtswesen in Siebenbürgen. Die abschließenden Konferenzen
mit den Delegierten und Schulinspektoren waren sehr fruchtbar und
mit einer Ausnahme auch sehr harmonisch und frei von nationalen
Bestrebungen. Heufler wird demnächst nach Wien zurückkehren und Thun
mündlich berichten. Die Beratungen in Wien sind aus seiner Sicht
unbedingt erforderlich, weil die Lage in Siebenbürgen sehr
vielschichtig ist. Während seines Aufenthaltes in Siebenbürgen hat
Heufler auch das Unterrichts- und Kultusdepartement übernommen, das
er nach seiner Abreise dem Bezirkskommissär Gabriel Dorgo übergeben
wird.
Im beiliegenden Hirtenbrief fordert der
griechisch-katholische Generalvikar Constantin Alutan zur
Einberufung der Eperchial- und Diözesansynoden auf, um die
Bischofwahl vornehmen zu können.
Beilage:
Gedruckter Hirtenbrief von dem
griechisch-katholischen Generalvikar ,
[Blaj], .
Abschrift
dieses Hirtenbriefs in deutscher Übersetzung.1Hier ist nur diese Übersetzung transkribiert.
Verweis auf A3 XXI D61.
Euere Excellenz!
Die Hoffnung, die ich am Anfange dieses Monates mir auszusprechen erlaubte,
nämlich am Ende desselben mit dem Operate über die Einrichtung des
Unterrichtswesens fertig zu werden, ist im Wesentlichen in Erfüllung gegangen.
Die berathenden Sitzungen über dasselbe haben nämlich gestern ihr Ende erreicht.
Ich kann das Benehmen der einberufenen Vertrauensmänner nicht genug loben.
Leider muß ich aber davon den als Individuum so ausgezeichneten Conrecktor
Teutsch ausnehmen, der in
dem kollegialischen Verhältnisse Eigenschaften gezeigt hat, die ihn bei allen
seinen übrigen vortrefflichen Eigenschaften zur Stelle eines Schulrathes
untauglich machen. Er ist nämlich in so ausschließlich sächsisch-nationaler
Richtung befangen, daß es nicht möglich wäre, bei seiner Anwesenheit den Frieden
zu erhalten.
Meine noch übrigen Geschäfte bestehen darin, meinen zu den
Berathungen gebrachten Entwurf nach dem Resultate derselben zu redigiren und den
Bericht dazu zu machen. Das Copiren werde ich aufs äußerste beschleunigen, so
daß ich am Ende dieser Woche die Reise nach Wien werde
antreten können. Am 11. oder 12. September hoffe ich demnach meine Arbeit in die
Hände Euerer Exzellenz niederlegen zu können.
Für den amtlichen Auftrag, in
Person nach Wien zu reisen, bin ich Euerer Exzellenz
äußerst dankbar; die Rücksichten, die in Siebenbürgen zu nehmen sind, sind so vielfach und die Collisionen
derselben sind so unvermeidlich, daß ich in hohem Grade das Bedürfnis fühle,
mich auch mündlich aussprechen zu können. Nur das Vertrauen, das Euere Exzellenz
mir so gnädig geschenkt haben, war im Stande meinen Muth hier aufrecht zu
halten, und ich will auch noch in den letzten Augenblicken mich bestreben, es zu
verdienen. Ich habe immer den Wahlspruch der nie genug zu liebenden Maria Theresia vor Augen: Justitia et
Clementia. Das ist mein Ziel und all mein Streben. Wie weit dahinter die That
bleibt, fühle ich selbst am allerbesten, und nur mit Zagen werde ich deshalb
meine Anträge überreichen.
Schon seit Anfang Julius hatte der Gouverneur mir das Departement über
Unterrichtswesen übergeben; Mitte August mußte ich auch das Cultusdepartement
übernehmen, weil es sich zeigte, daß Beides in einer Hand sein müsse. Ich
benütze diese Zeit, um den Bezirkskommissär Gabriel Dorgo, dessen Charackteristick ich schon gegeben habe,
in das Geschäft einzuführen. Er wird nach meiner Abreise Referent werden; das
Präsidium in den Sitzungen der provisorischen Schulbehörde wird jedoch bis zur
Rückkunft Bach’s Herr Regierungsrath
von Weiß führen.
Unter diesen Voraussetzungen verlasse ich Hermannstadt
mit Beruhigung. Einen neuen Hirtenbrief
bin ich so frei
beizulegen und geharre mit dem Ausdrucke der größten Verehrung
Euerer Exzellenz
ergebenster Diener
Heufler
Geehrter Bruder in Christo!
Unser allergnädigster apostolischer König und
rechtgläubiger Kaiser hat, von Eifer für unseren römischen
Glauben erfüllt, und weil er besorgte, wenn unsere rechtgläubigen, mit der
römischen Kirche im Glauben vereinigten Romanen noch länger ohne einen
geistlichen Oberhirten und Führer blieben, so würden sie von Verführern und
lügnerischen Propheten betrogen, zu ihrem großen Verderben von dem wahren
Glauben ihrer Vorfahren abfallen, aus Erbarmen sein mildes und christliches
Herz unsrer trauernden Diöcese, welche durch die Abdankung unsres gütigen
Vaters eine Witwe geworden, zugewandt und uns mittels des allerhöchsten, am
11. Juni laufenden Jahres Z. 3834 erlassenen, dem Kapitel aber von Seiner
Excellenz dem Herrn Gouverneur
am 16. Julius mitgetheilten Decretes zur Z. 610.614 und 15360, die
Bewilligung unseren Bischof, nach dem alten, dieser Diöcese zustehenden und
mittels Diplomes vom Jahre 1701 bestätigten Rechte und nach der bisher bei
der Wahl des Bischofs beobachteten Art und Weise zu wählen unter der
strengen Verpflichtung ertheilt, daß wir uns aus Rücksicht auf den
gegenwärtigen Belagerungszustand des Landes bei Gelegenheit der Wahl unter
strenger Verantwortlichkeit in die Verhandlung keiner andern Gegenstände
einlassen, und es als unsere strenge Pflicht ansehen, sowohl die
Eparchialsynoden als auch die Diöcesansynode, welche zur Wahl des Bischofs
berufen werden, in jener großen Ruhe, welche sich für unseren Stand geziemt,
zu feiern.
In Folge des verehrten Decretes habe ich dir, geliebter
Bruder, nach gepflogenem Einvernehmen mit Seiner Excellenz dem Herrn
Gouverneur
aufzutragen,
1., daß du auf den 16. September neuen (nicht alten Styles)
die deiner Aufsicht anvertrauten Priester zusammenrufest, und daß Ihr
darauf, nachdem Ihr zuvor dem allmächtigen Gott ein unblutiges Opfer
gebracht und den Beistand des heiligen Geistes zu dieser so bedeutungsvollen
Handlung angefleht, nach altem Gebrauche durch geheime Abstimmung einen
Bischof wählet.
2., daß Ihr auf dieselbe Weise einen Abgeordneten der
Eparchie wählet, welcher die Stimmen der Eparchie der Diöcesansynode
überbringe, und sowie du selbst, volle Freiheit habe, ohne sich dabei nach
dem Gehalte des kaiserlichen Decretes in andre Gegenstände zu mischen, auch
andere Aufträge, womit Euch der k.k. Commissär oder Untercommissär bei
dieser Gelegenheit betrauen wird, genau zu erfüllen.
3., daß du dich auf
den 30. September neuen (18. September alten) Styls, zugleich mit deinem
Amtsgehülfen und dem aus den dir unterstehenden Priestern gewählten
Abgeordneten der Eparchie in Blasendorf einfindest,
wo wir darauf nach erhaltener Vorschrift über alle zu verhandelnden
Gegenstände und nach Anrufung des heiligen Geistes unter der Leitung des von
allerhöchsten Orten zu diesem Geschäfte ausgesandten kaiserlichen
Bevollmächtigten den erhabenen Act der Bischofswahl vollziehen
werden.
Damit aber dieser zur Verherrlichung und zum Preise Gottes, zum
Wohle der griechisch katholischen Kirche und zum Frommen der romanischen
Nation ausfalle, wollen wir mit gebeugtem und dehmüthigem Herzen zum Vater
des Lichtes beten, daß er seine Gabe von oben aussende und unsern Verstand
erleuchte, auf daß wir den Mann unserer Sehnsucht ausfindig machen können.
Der ich mit brüderlicher Liebe verbleibe
Dein wohlwollender Bruder in
Christo
Constantin Alutan
Generalvicar des Kapitels
Blasendorf, 30. Julius 1850