Leo Thun bittet Julius Ficker um Auskunft über den Historiker Gottfried Muys. Der Minister möchte diesen an die Universität Lemberg berufen. Professor Joseph Aschbach hat sich für Muys ausgesprochen und Thun glaubt sich zu erinnern, dass auch Ficker sich vor Jahren für Muys stark gemacht hatte. Thun hat allerdings eine anonyme Warnung aus Bonn erhalten und möchte nun Näheres über Muys' Lebenswandel und wissenschaftliches Werk in Erfahrung bringen.
Auf der Rückseite des Briefes eine Notiz von Julius Ficker.
Verweis auf A3 XXI D453.
Wien den 9. Juni 1858
Werther Herr Professor!
Unter den Männern die Sie mir bei früheren Gelegenheiten für eine Berufung nach Österreich empfohlen haben, war auch Dr. Muys. Ich habe nun die Absicht ihn als Professor der Geschichte – namentlich für alte Geschichte – nach Lemberg in Antrag zu bringen. Auch Prof. Aschbach empfiehlt ihn sehr, und hat deshalb mit ihm eine vorläufige Verhandlung gepflogen. Schon vor einiger Zeit erhielt ich aus Bonn eine anonyme Warnung. Anonyme Schreiben pflege ich einfach in den Papierkorb zu werfen. Ich erhalte nun heute die anliegende dringende Wiederholung. Ich sehe mich dadurch doch veranlaßt Ihre erprobte Gefälligkeit noch einmal in Anspruch zu nehmen, und Sie zu bitten, mir zu schreiben, ob Sie noch der Überzeugung sind, daß Dr. Muys volles Vertrauen verdient oder falls Sie ihn persönlich nicht hinreichend kennen sollten, wer etwa als ein ganz verlässlicher Gewährsmann anzusehen sein dürfte.
Mit aufrichtiger Hochachtung
Ihr ergebener
Thun
<Herr Minister
Erkundigen Sie sich nochmals>