Der Schulrat Josef Wenzig bittet Leo Thun, das Gesuch der Königlich Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften um eine jährliche Subvention zu unterstützen. Außerdem berichtet er dem Minister, dass er im Namen ebenjener Gesellschaft einen Nachruf auf Franz Exner verfassen soll. Dazu benötige er allerdings einige Arbeiten Exners zu Fragen der Bildungsreform aus dem Archiv des Unterrichtsministeriums. Er bittet Thun daher, dass man ihm diese zur Verfügung stelle.
Euere Excellenz!
Da gegenwärtig in der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften die Reihe an mich
kam, derselben für ein Jahr als Director vorzustehen: so wage ich es, Euerer
Excellenz mit zwei Bitten zu nahen, welche die erwähnte Gesellschaft betreffen,
gegen die ich mich unter solchen Verhältnissen um so mehr verpflichtet fühle:
Fürs Erste nehme ich mir die Freiheit, Euere Excellenz auf das
Majestätsgesuch der Gesellschaft vom 23. März letzten Jahres Z. 84 um eine
jährliche Subvention aufmerksam zu machen und ehrfurchtsvoll zu bitten, Euere
Excellenz möchten diesem Gesuche bei der Triftigkeit der darin angeführten
Gründe Hochdero einflußreiche Verwendung huldvoll angedeihen lassen.
Fürs
Zweite bin ich bei dem Umstande, daß ich von der Gesellschaft den ehrenvollen
Auftrag erhalten, den Nekrolog meines Schwagers, des
Ministerialrathes Exner, zu verfassen, so kühn, Euere Excellenz
zu ersuchen, gnädigst zu gestatten, daß mir die wichtigeren Arbeiten Exners im Schulwesen, besonders sein
ursprünglicher Plan zur Reorganisirung der philosophischen Studien, aus den
Acten des Hohen Unterrichtsministeriums ausgefolgt und zugeschickt werden,
weshalb ich mich auch schon an den Herrn Sectionsrath Mozart gewendet. Auf gewissenhafte Benützung
von meiner Seite geruhen Euere Excellenz in vollem Maße zu rechnen.
Mich dem
gütigen Andenken empfehlend mit aufrichtiger Hochachtung und inniger
Verehrung
Euerer Excellenz gehorsamer
Joseph Wenzig
k.k. Schulrath und Director der
k.k. böhm. Oberrealschule
Prag, am 5. Juli 1857