Der Historiker Julius Ficker bedankt sich für einen Brief von Leo Thun und dessen Versicherung, sich der Innsbrucker Universität besonders zuzuwenden. Dieses Versprechen bestärkt Ficker in seinem Wunsch, in Innsbruck zu bleiben. Bevor er allerdings eine endgültige Entscheidung treffen wird, möchte sich Ficker mit seiner Mutter besprechen. Nach diesem Gespräch wird er Thun seinen Entschluss mitteilen. Bis dahin bittet er den Minister noch um Geduld.
Innsbruck, 1854 Mai 14.
Euer Exzellenz
gnädiges Schreiben vom 9. Mai1 ist mir
zugekommen und indem ich für dieses neue Zeichen des Zutrauens und Wohlwollens
Euer Exzellenz meinen aufrichtigsten Dank sage, mag ich nicht verhehlen, daß der
Gehalt dieses Schreiben überhaupt, wie insbesondere die gnädige Mittheilung der
Absicht Euer Exzellenz, der Hebung der Innsbrucker Hochschule Deren besondere Aufmerksamkeit zuwenden zu
wollen, mich in meinem Wunsche, meine bisherige Stellung beibehalten zu können,
nur bestärken konnte und mich zu nochmaliger reiflicher Überlegung der Sache
bestimmen musste.
Obwohl ich nun nicht verkennen kann, daß für den Fall, daß
ich den erhaltenen Ruf nach Bonn
annehmen möchte, Euer Exzellenz daran gelegen sein müsste, diesen meinen
Entschluß möglichst bald in Erfahrung zu bringen, so hoffe ich doch
zuversichtlich, daß Euer Exzellenz es mir nicht übel deuten werden, wenn ich
meine entscheidende Beantwortung Deren gnädigen Schreibens noch um einige Tage
verschiebe. Ich habe nämlich in der folgenden Woche einen Besuch meiner
Mutter zu
erwarten und da, wie ich mir bereits in meinem Schreiben vom 1. des Monats2 zu bemerken
erlaubte, die Wünsche derselben für mich zwar nicht entscheidend, aber doch
vielfach maßgebend sein müssen, so möchte ich diese sich bietende günstige
Gelegenheit nicht versäumen, um mich vor Fassung eines entscheidenden
Entschlusses mit ihr zu besprechen. Indem ich vertraue, daß Euer Exzellenz
diesem Grunde meines Zögerns Deren Anerkennung nicht versagen werde, zeichne
ich