Leopold Hasner an Leo Thun
Prag, 12. Juli 1850
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Regest

Der Jurist Leopold Hasner berichtet Leo Thun über seine Tätigkeit und seine Erfahrungen als Professor an der Prager Universität. Zunächst geht er auf seine eigenen Leistungen ein und gesteht, dass er hinsichtlich des Unterrichtes noch einiges verbessern muss, aber im Großen und Ganzen mit seiner Leistung zufrieden ist. Anschließend geht er auf die Studenten ein und lobt sie außerordentlich. Ein Hindernis für eine noch erfolgreichere Tätigkeit sieht Hasner jedoch in seiner Stellung als außerordentlicher Professor. Er äußert sich entäuscht darüber, noch nicht zum Ordinarius befördert worden zu sein, obwohl bereits weit jüngere und nicht besser qualifiziertere als er eine solche Ernennung erhielten. Dadurch ist auch seine finanzielle Situation angespannt. Sollte Thun die Ernennung zum ordentlichen Professor von der Vollendung seines angekündigten Buches abhängig machen, so würde sich Hasner nicht nur gekränkt, sondern auch gegenüber anderen zurückgestellt fühlen, zumal die Fertigstellung des Buches besonders durch andere wissenschaftlichen Tätigkeiten und zudem durch Kränklichkeit seiner Frau verzögert worden ist. Schließlich äußert er sich zu seinen Kollegen Wolfgang Wessely, Eberhard Jonák, Johann Schier und Michael Kastl. Er schätzt deren wissenschaftliche Tätigkeit und deren Charakter.

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Edierter Text

Euer Excellenz!

Von der gnädigen Erlaubnis, welche mir Hochdieselben am Anfange des Schuljahres zu ertheilen geruht haben, konnte ich bisher aus dem Grunde keinen Gebrauch machen, weil ich bald sah, daß so reichhaltig der Stoff zu den mir gnädigst gestatteten jeweiligen Referaten über Thatsächliches sowie zur Bezeichnung und Charakterisierung rücksichtswürdiger in meinem Kreise wirkende Persönlichkeiten gewesen wäre, es eines längeren und tieferen Einlesens in all die neuen Verhältnisse bedürfe, um mich nun selbst in ihnen zu harmonieren und im Allgemeinen wie im Besonderen ein abgeschlossenes Urtheil zu gewinnen.
Nachdem ich nun aber mehr als acht Monate lang als Professor wirke, erlaube ich mir, Euer Excellenz Rechenschaft abzulegen über mich selbst, über das, was ich gethan und wahrgenommen habe. So sehr ich dies Euer Excellenz gegenüber sogar für meine Pflicht ersehe, ebensosehr glaube ich, daß auch Hochdieselben die Verspätung mit Obigem als gerechtfertigt anzusehen geruhen werden.
Was nun meine Vorträge anbelangt, so habe ich im heurigen Jahre aber selbst eine Schule durchgemacht. Zwar war es mir natürlich bei meinem ersten Schritte auf die Lehrkanzel wohlbekannt, daß ich eine sehr verschiedene Fassungskraft und ein für meine Aufgabe zu wenig vorbereitetes Auditorium vor mir habe. Gleichwohl durfte ich die Saiten nicht zu tief spannen, wenn ich meine Schüler wirklich bilden wollte. Es war daher die Schwierigkeit zu überwinden, von den höchsten zu den tiefsten Standpunkten Brücken zu schlagen, erst den Reitz am filosofischen Eingehen zu wecken, dann prinzipielle Überzeugungen zu festigen und endlich so gewappnet eine Masse politischer Vorurtheile auszurotten. Konnte ich aber heuer meine Aufgabe nicht niederer fassen, als ich es nach zehn Jahren werde, so war ich doch heuer selbst noch schwächer, des Bodens unkundiger und dieser Boden selbst war [?], als er hoffentlich nach zehn Jahren sein wird.
Euer Excellenz werden in gütiger Würdigung dieser Umstände es für erlaubt halten, daß ich mich nicht bloß begnügte, sondern freute, trotz derselben, einen zwar nicht großen, aber in der That dankbaren Kreis von Schülern erworben zu haben. Ich verstehe unter diesem Kreise nicht nur ein nominelles Auditorium. Dieses beläuft sich im zweiten Semester auf die bei einem getheilten Gegenstande nicht unbedeutende Zahl von 80 Eingeschriebenen. Ich spreche hier aber nur von einem Kreise von etwa 15 bis 20 jungen Männern, welche mir vollkommene Beweise ihres Interesses, ihres Verständnisses und ihrer dankbaren Zustimmung gegeben haben, und denen eine dauernde Prägung ihres wissenschaftlichen Strebens verliehen zu haben, ich als einen gewissen Erfolg meiner Bemühungen ansehen darf. Ich habe es bei schwierigen Fragen, besonders bei solchen, wo es darauf ankömmt, das unbestreitbare Prinzip auf das Gebiet praktischer Politik mit einer gewißen Entsagung gegenüber vorgefaßten Meinungen zu übertragen, für gut gefunden, im Collegium selbst Diskussionen zu eröffnen. In diesen sowie im persönlichen Verkehr, den ich für jeden näheren Aufklärungsuchenden Raum ließ, habe ich obige Überzeugung geschöpft.
So befriedigend mir diese sein konnte, so leugne ich gleichwol nicht, daß eben der so eingeschlagene Weg mir die Stellen gezeigt hat, wo einerseits Lücken oder Unklarheiten gelassen werden, wo andererseits die Schwäche der Lernenden am größten ist. Hier habe ich allerdings im kommenden Jahre manches zu verbessern, aber ich glaube auch nichts unterlassen zu haben, um mich und mein Auditorium vollkommen zu prüfen und das Mangelnde somit verbessern zu können.
Mit dem Betragen der Studirenden hatte ich nur Ursache, vollkommen zufrieden zu sein. In meinen Kreis traten keine Äußerungen als die eines wirklich regen wissenschaftlichen Strebens. Selbst in den öffentlichen Diskussionen, wo der Anlaß offen bleiben mußte, ist auch nicht die entfernteste Einmischung politischer Prätentionen ersichtlich geworden, sondern jener strenge und unbefangene wissenschaftliche Charakter, den ich meinen Vorträgen gab, vollkommen eingehalten worden. Die Frequenz freilich beschränkte sich großentheils auf die Zahl der wirklich Lernenden.
Ich habe in all den eben berührten Beziehungen doppelten Grund zufrieden zu sein, wenn ich das manche vergleichsweise Ungünstige erwäge, das besonders gegenwärtig noch mit der Stellung des außerordentlichen Professors eines Faches, dem zugleich ein ordentlicher bestellt ist, erwäge [sic!]. Denn einmal habe ich die Erfahrung gemacht, daß viele Eltern aus einer Art alter Gewohnheit geneigter sind, ihre Söhne dem ordentlichen Professor anzuvertrauen; er hat das Alter, er hat die Zeichen eines höheren Vertrauens seitens der Regierung für sich. In gewissem Maaße überträgt sich dies auf den Schüler, besonders, da er erwartet, bei dem Rigorosum, bei der Staatsprüfung abermals dem Standpunkte des ordentlichen Professors Rede stehen zu müssen. Es ist dies sichtbar schon daran, daß der außerordentliche Professor von den Schülern vielfach nur Doctor titulirt wird, eine an sich natürlich ganz gleichgiltige Sache, welche aber darauf deutet, daß man ihn im Grunde dem Docenten näher hält als dem Professor.
Sodann aber tritt bei mir noch der Umstand hinzu, daß Professor Schnabel in einem Jahre Naturrecht und Criminalrecht absolvirt, sein Schüler daher dies profitirt, daß er in demselben Zeitraume zwei Gegenstände hört, wo er bei mir nur aus einem ein Zeugnis erhält. Dies sind gewichtige Umstände, welche nicht einmal bei den übrigen außerordentlichen Professoren eintreten und sie müssen, bis Kollegiengelder wieder gezahlt werden, in noch erhöhtem Maaße fühlbar werden.1
Geruhen Euer Excellenz es nicht ungnädig aufzunehmen, wenn ich Hochdenselben, in deren Händen mein Schicksal ruht, zu gestehen wage, warum ich nächst den eben erwähnten Umständen noch durch besondere persönliche diese Ungunst der Verhältnisse, welche an und für sich allerdings eine nothwendige ist, doppelt empfindlich fühle.
Weit Jüngere als ich sind bereits in unserer Monarchie ordentliche Professoren. Aber nicht bloß danken sie dies den mir minder günstigen früheren Verhältnissen, Michel dankt es einer jüngsten Ernennung. Ich bin im Alter, in den Studien, im Doctorat Michel um mehrere Jahre vor; ich habe aus meinem Fache zwei Konkurse gemacht, Michel keinen; ich glaube meine literarischen Leistungen den seinigen gleichstellen zu dürfen; und ich glaube, nicht verschweigen zu müssen, daß ich meine politische Vertrauenswürdigkeit durch positive Leistungen, welche zugleich meine geistige Richtung aufs Entschiedenste bezeichneten und öffentliche Anerkennung fanden, vor Vielen bewährt zu haben.
Wenn nun Euer Excellenz auf die Vollendung meines Buches dringen, so ist mir dies zwar ebenso schmeichelhaft, als auch nebst diesem noch manches Interesse drängt, diesem so gnädig geäußerten Wunsche Euer Exzellenz zu entsprechen. Allein, wenn Euer Excellenz diese Leistung als Bedingung zur ordentlichen Professur mir zu stellen geruhen, so kann ich nach obigen Erwägungen allerdings nicht bergen, daß es mich einigermaßen mit Zweifel in das Vertrauen erfüllt, welches mir Euer Excellenz sonst so gnädig zu schenken geruhten, daß Hochdieselben von mir eine so viel größere, um so viel schwierigere Garantie zu verlangen geruhen als von anderen. So sehr ich denn sonst stets bereit bin, mit dankbarster Zuversicht mein Schicksal Euer Excellenz stets gerechtem Ermessen zu überlassen und ich auf Euer Excellenz sonstige Gründe in der Verfügung über mich nicht bloß zu submittiren schuldig bin, sondern mit demselben auch mit unbedingtestem Vertrauen ergeben, ebenso schmerzlich müßte mir doch dieser Grund eines Zurückstehens gegen Andere sein.
Ich lasse es an Fleiß nicht fehlen, um mein Buch zu vollenden. Allein, eine so umfassende Arbeit, die im Jahre 1847 vollendet worden, bedarf jetzt nach der veränderten Zeitlage und ebenso, um meiner eigenen Fortgeschrittenheit zu entsprechen, einer beinahe vollständigen Umarbeitung. Dabei hatte ich im heurigen Jahre nach einem eigenen Sisteme Schulschriften zu verfassen, eine von meinem Buche abgesonderte und sehr weitläufige Arbeit. Erwägen Euer Excellenz, daß meine persönlichen Verhältnisse: die Kränklichkeit meiner Frau, welche jährlich eines Bades oder Landaufenthaltes bedarf, um sie nur zu erhalten, manche nicht jeden obliegende Sorge für Verwandte, endlich die Nothwendigkeit, besonders jetzt meine literarischen Mittel zu kompletiren, mir es unmöglich machen, mit meinem Einkommen ohne Sorgen auszukommen, ich daher bei mancher literarischen Nebenbeschäftigung meine Zeit zersplittern muß, so werden Hochdieselben gewiß zuzugestehen geruhen, daß ich das Mögliche geleistet habe, wenn mein Buch bis Neujahr 1851 erscheint. Doch, da ich keiner äußeren Rücksicht die möglichste Vollendung meiner Arbeit opfern kann, so vermag ich auch dies nicht zu verbürgen.
Ich hoffe, daß Euer Excellenz all diese offenen Darlegungen, welche ich mir im Vertrauen auf die mir oft bewiesene Gnade Euer Excellenz erlaubt habe, für keine Unbescheidenheit ansehen werden. Das Jahr 1848 hat so viele, deren Streben und Fähigkeit allzu gewöhnlich ist, als daß ich mich ihnen beugen sollte, wie im Schlafe hoch gehoben, mit Glück überhäuft. Mir, der ich vordem mehr als Mancher gerungen, während der bewegten Zeit mehr als Viele mitgekämpft, gewährt es heute noch nicht, im Tempel eines Standes mich zu bewegen, für den ich mich so lange vorbereitet, aus dessen Propyläen Jüngere schon manche Jahre lang entrückt sind. Euer Excellenz werden mir zu verzeihen gewiß umso geneigter sein, wenn zu diesen moralischen Gesichtspunkten der materielle hinzutritt, den ich zwar nur mit innerstem Widerstreben berühre, aber jetzt umso mehr berühren muß, als es dem Himmel gefallen hat, mir eine Erweiterung meines Familienkreises in nächste Aussicht zu stellen, ein Umstand, für den ich ihm zwar frohen Dank erstatte, wo mich aber seiner erweiterten Hilfe, welche mir doch vor allem nur durch Euer Excellenz Hand werden kann, nur umso bedürftiger machen wird.
Sonstige Verhältnisse betreffend, so habe ich im Lehrkörper eine ganz gute Stellung. Ich glaube, mich der Achtung und einer wohlwollenden Gesinnung von Seite sämmtlicher Mitglieder erfreuen zu dürfen. Leider herrscht daselbst, wie Euer Excellenz ohnedies bekannt sein wird, nicht die vollkommenste Harmonie. Da persönliche Interessen etwas zu sehr vorzutreten pflegen, ist es allerdings in hohem Grade wünschenswerth, daß von Seite des hohen Ministeriums alle Verhältnisse der Einzelnen und des Ganzen möglichst bald dem provisorischen Zustand entrückt würden, wo dann auf dem Gebiete einer unbefangenen Debatte jener Charakter der Verhandlungen wiederkehren wird, dessen sie bedürfen, um nicht mitunter selbst für den Unbetheiligten peinlich zu werden.2
In Beziehung auf andere muß ich vor allem bestätigen, was Euer Excellenz wohl auch sonst schon bekannt geworden sein dürfte, daß Dr. W[olfgang] Wessely’s Kollegien viel Anklang finden. Ich habe zudem Gelegenheit gehabt, ihn noch näher persönlich kennen zu lernen und muß glauben, daß unsere juristische Welt wenig so energische Kräfte hat, deren Leistungen, wenn nicht hoch hervorragend, jedenfalls sehr schätzbar und geeignet sind, zur Fortentwicklung der Wissenschaft in Oesterreich namhaft beizutragen. Es wäre gewiß zu bedauern, wenn er dem Lehrfache entzogen werden sollte.
Jonák und Schier bemühen sich an ihrem Theil nach Kräften. Die letzte hohe Resolution, zufolge deren die Extraordinarien zu Rigorosen beiziehbar und gegenwärtig, in Ermangelung der nöthigen Zahl von Ordinarien, theilweise wirklich beigezogen worden sind, hat ihnen so wie auch mir zu großer Satisfaktion gereicht. Unsere Stellung ist hiermit jedenfalls in den Augen der studirenden Welt weit bedeutender geworden. Mit Jonák habe ich mehr Verkehr als mit Schier und habe in ihm einen Menschen von viel geistiger Flexibilität, Energie und Ehrgeiz gefunden, der auf der Kanzel gut sein soll und sein kann, ohne daß vielleicht die Forderung literarischer Leistungen überhaupt an ihn gestellt werden kann, wenn sie auf Arbeiten von größerem Umfange gerichtet sein sollte. Sein Interesse ist noch allzu manigfaltig gestreut und vermag es zu wenig, sich im Wissenschaftlichen zu befriedigen, so lange ihm seine Stellung in der Welt nicht genügt. Ob ihm die Befriedigung in derselben die nöthige wissenschaftliche Spannung geben wird oder ihm die Professur zu einer Sinekur werden möchte, wie so vielen, die die Wissenschaft Wissenschaft sein lassen, weiß ich freilich nicht. Doch ließe sich vielleicht das Erstere darum hoffen, weil Jonák zu den Menschen gehört, die irgendeinen Ehrgeiz immer zu befriedigen haben müssen.
Noch erlaube ich mir Kastel’s zu erwähnen. Euer Excellenz waren meines Wissens geneigt, ihn zum Extraordinarius zu machen. Seither hat er sich in Conflikte gebracht, die an seiner Stelle ihm nicht förderlich sein konnten, wenigstens muß ich dies, nach dem was ich hierüber im Allgemeinen vernommen und nach der Verzögerung seiner Ernennung, glauben. Da ich aber selbst einmal zu wenig Fachmann im Kirchenrechte bin, andererseits den näheren Inhalt seiner ersten Vorträge nicht kenne, so habe ich in der Sache kein eigentliches Urtheil. Doch muß ich in der That glauben, daß Kastl, weit entfernt, sich selbst noch bisher für einen Reformator im Kirchenrechte zu halten, durch ein paar ungeschickte Frasen und Thesen Bedenken erregt habe, welche er selbst nie rechtfertigen würde, am wenigsten, wenn ihm Gelegenheit gegeben würde, durch ein konzentrirtes Studium sich vollkommen selbst zu klären. Kastl ist eine Gemütsnatur, die in ihrem tieferen Inneren eine natürliche Neigung zum Religiösen hat. Darum auch sein wahrhaftes Interesse für sein Fach. Hier kann man vielleicht über das, was Jugend, Miasmen der Zeit u.s.f. verursachen, ohne Sorge, ja mit den besten Hoffnungen hinaus gehen, wenn man näher auf die Wesenheit des Mannes selbst eingeht, aus der sich mit Jahr um Jahr mehr des dem religiösen Standpunkte Adäquate heraus arbeiten muß. Ohne hier natürlich absprechen zu können, darf ich doch im Allgemeinen von Kastl mit voller Überzeugung sagen, daß, was Redlichkeit des Strebens, Energie und Lauterkeit des Interesses, Ruhe und Eindringlichkeit des Denkens anbelangt, ich ihn über alle übrigen jüngeren Kräfte unserer Fakultät stellen muß, so wie er in politischer Beziehung, obschon nicht ängstlich und von liberaler Gesinnung, ein entschieden humanistischer, mit Abscheu gegen jede revolutionären Elemente erfüllter Mensch ist. Auch ist er als Lehrer des Kirchenrechts durchaus bescheiden, zwar mit der nöthigen Sachkenntnis versehen, aber wohl überzeugt, noch nicht entscheidend auftreten zu dürfen, sich eine Kritik im Einzelnen höchstens erlaubend.
So viel glaubte ich Euer Exzellenz über eine Persönlichkeit sagen zu müssen, welche eben, obschon sehr ungerne, einen andern Weg, den des Notariats, aufgesucht hat, noch immer aber mit Sehnsucht einer Resolution seitens des hohen Ministeriums harrt, da sie nur mit Widerstreben die Bahn der Wissenschaft verlassen würde. Euer Excellenz mögen von anderen Seiten vielleicht näher über Kastl unterrichtet sein; gleichwol dachte ich, daß Hochderselben bei einer etwa nächstens zu fassenden Resolution eine mehrseitige Meinungsäußerung nicht unwillkommen sein möchte. Sehr natürlich kann ich für Kastl keine Bürgschaft geben, als soweit die Frage um den moralischen und wissenschaftlichen Menschen im Allgemeinen ist. Hier habe ich ihn achten gelernt. Das Gewicht einzelner Fehler oder Irrthümer muß ich zu beurtheilen Jenen überlassen, in deren Sfäre sie fallen.
Ich schließe nun mit der Bitte, Euer Excellenz geruhen mir diesen langen Bericht verzeihen zu wollen. Gestatten mir Hochdieselben in der Folge Referate, so werden sie, ohne meine Persönlichkeit ferner in Sprache zu bringen, minder umfangreich sein und deshalb die manchen Punkte berühren, über welche ich noch zu sprechen in der Lage wäre, ohne doch Euer Excellenz des ferneren belästigen zu wollen.
Indem ich die Versicherung der dankbarsten Hochverehrung zu genehmigen bitte, verharre ich als Euer Exzellenz

gehorsamster Diener
Dr. Hasner

Prag, am 12. Juli 1850