Der Jurist Leopold Hasner berichtet Leo Thun über seine Tätigkeit und seine Erfahrungen als Professor an der Prager Universität. Zunächst geht er auf seine eigenen Leistungen ein und gesteht, dass er hinsichtlich des Unterrichtes noch einiges verbessern muss, aber im Großen und Ganzen mit seiner Leistung zufrieden ist. Anschließend geht er auf die Studenten ein und lobt sie außerordentlich. Ein Hindernis für eine noch erfolgreichere Tätigkeit sieht Hasner jedoch in seiner Stellung als außerordentlicher Professor. Er äußert sich entäuscht darüber, noch nicht zum Ordinarius befördert worden zu sein, obwohl bereits weit jüngere und nicht besser qualifiziertere als er eine solche Ernennung erhielten. Dadurch ist auch seine finanzielle Situation angespannt. Sollte Thun die Ernennung zum ordentlichen Professor von der Vollendung seines angekündigten Buches abhängig machen, so würde sich Hasner nicht nur gekränkt, sondern auch gegenüber anderen zurückgestellt fühlen, zumal die Fertigstellung des Buches besonders durch andere wissenschaftlichen Tätigkeiten und zudem durch Kränklichkeit seiner Frau verzögert worden ist. Schließlich äußert er sich zu seinen Kollegen Wolfgang Wessely, Eberhard Jonák, Johann Schier und Michael Kastl. Er schätzt deren wissenschaftliche Tätigkeit und deren Charakter.
Euer Excellenz!
Von der gnädigen Erlaubnis, welche mir Hochdieselben am Anfange des Schuljahres
zu ertheilen geruht haben, konnte ich bisher aus dem Grunde keinen Gebrauch
machen, weil ich bald sah, daß so reichhaltig der Stoff zu den mir gnädigst
gestatteten jeweiligen Referaten über Thatsächliches sowie zur Bezeichnung und
Charakterisierung rücksichtswürdiger in meinem Kreise wirkende Persönlichkeiten
gewesen wäre, es eines längeren und tieferen Einlesens in all die neuen
Verhältnisse bedürfe, um mich nun selbst in ihnen zu harmonieren und im
Allgemeinen wie im Besonderen ein abgeschlossenes Urtheil zu
gewinnen.
Nachdem ich nun aber mehr als acht Monate lang als Professor
wirke, erlaube ich mir, Euer Excellenz Rechenschaft abzulegen über mich selbst,
über das, was ich gethan und wahrgenommen habe. So sehr ich dies Euer Excellenz
gegenüber sogar für meine Pflicht ersehe, ebensosehr glaube ich, daß auch
Hochdieselben die Verspätung mit Obigem als gerechtfertigt anzusehen geruhen
werden.
Was nun meine Vorträge anbelangt, so habe ich im heurigen Jahre aber
selbst eine Schule durchgemacht. Zwar war es mir natürlich bei meinem ersten
Schritte auf die Lehrkanzel wohlbekannt, daß ich eine sehr verschiedene
Fassungskraft und ein für meine Aufgabe zu wenig vorbereitetes Auditorium vor
mir habe. Gleichwohl durfte ich die Saiten nicht zu tief spannen, wenn ich meine
Schüler wirklich bilden wollte. Es war daher die Schwierigkeit zu überwinden,
von den höchsten zu den tiefsten Standpunkten Brücken zu schlagen, erst den
Reitz am filosofischen Eingehen zu wecken, dann prinzipielle Überzeugungen zu
festigen und endlich so gewappnet eine Masse politischer Vorurtheile
auszurotten. Konnte ich aber heuer meine Aufgabe nicht niederer fassen, als ich
es nach zehn Jahren werde, so war ich doch heuer selbst noch schwächer, des
Bodens unkundiger und dieser Boden selbst war [?], als er hoffentlich nach zehn
Jahren sein wird.
Euer Excellenz werden in gütiger Würdigung dieser Umstände
es für erlaubt halten, daß ich mich nicht bloß begnügte, sondern freute, trotz
derselben, einen zwar nicht großen, aber in der That dankbaren Kreis von
Schülern erworben zu haben. Ich verstehe unter diesem Kreise nicht nur ein
nominelles Auditorium. Dieses beläuft sich im zweiten Semester auf die bei einem
getheilten Gegenstande nicht unbedeutende Zahl von 80 Eingeschriebenen. Ich
spreche hier aber nur von einem Kreise von etwa 15 bis 20 jungen Männern, welche
mir vollkommene Beweise ihres Interesses, ihres Verständnisses und ihrer
dankbaren Zustimmung gegeben haben, und denen eine dauernde Prägung ihres
wissenschaftlichen Strebens verliehen zu haben, ich als einen gewissen Erfolg
meiner Bemühungen ansehen darf. Ich habe es bei schwierigen Fragen, besonders
bei solchen, wo es darauf ankömmt, das unbestreitbare Prinzip auf das Gebiet
praktischer Politik mit einer gewißen Entsagung gegenüber vorgefaßten Meinungen
zu übertragen, für gut gefunden, im Collegium selbst Diskussionen zu eröffnen.
In diesen sowie im persönlichen Verkehr, den ich für jeden näheren
Aufklärungsuchenden Raum ließ, habe ich obige Überzeugung geschöpft.
So
befriedigend mir diese sein konnte, so leugne ich gleichwol nicht, daß eben der
so eingeschlagene Weg mir die Stellen gezeigt hat, wo einerseits Lücken oder
Unklarheiten gelassen werden, wo andererseits die Schwäche der Lernenden am
größten ist. Hier habe ich allerdings im kommenden Jahre manches zu verbessern,
aber ich glaube auch nichts unterlassen zu haben, um mich und mein Auditorium
vollkommen zu prüfen und das Mangelnde somit verbessern zu können.
Mit dem
Betragen der Studirenden hatte ich nur Ursache, vollkommen zufrieden zu sein. In
meinen Kreis traten keine Äußerungen als die eines wirklich regen
wissenschaftlichen Strebens. Selbst in den öffentlichen Diskussionen, wo der
Anlaß offen bleiben mußte, ist auch nicht die entfernteste Einmischung
politischer Prätentionen ersichtlich geworden, sondern jener strenge und
unbefangene wissenschaftliche Charakter, den ich meinen Vorträgen gab,
vollkommen eingehalten worden. Die Frequenz freilich beschränkte sich
großentheils auf die Zahl der wirklich Lernenden.
Ich habe in all den eben
berührten Beziehungen doppelten Grund zufrieden zu sein, wenn ich das manche
vergleichsweise Ungünstige erwäge, das besonders gegenwärtig noch mit der
Stellung des außerordentlichen Professors eines Faches, dem zugleich ein
ordentlicher bestellt ist, erwäge [sic!]. Denn einmal habe ich die Erfahrung
gemacht, daß viele Eltern aus einer Art alter Gewohnheit geneigter sind, ihre
Söhne dem ordentlichen Professor anzuvertrauen; er hat das Alter, er hat die
Zeichen eines höheren Vertrauens seitens der Regierung für sich. In gewissem
Maaße überträgt sich dies auf den Schüler, besonders, da er erwartet, bei dem
Rigorosum, bei der Staatsprüfung abermals dem Standpunkte des ordentlichen
Professors Rede stehen zu müssen. Es ist dies sichtbar schon daran, daß der
außerordentliche Professor von den Schülern vielfach nur Doctor titulirt wird,
eine an sich natürlich ganz gleichgiltige Sache, welche aber darauf deutet, daß
man ihn im Grunde dem Docenten näher hält als dem Professor.
Sodann aber
tritt bei mir noch der Umstand hinzu, daß Professor Schnabel in einem Jahre Naturrecht
und Criminalrecht absolvirt, sein
Schüler daher dies profitirt, daß er in demselben Zeitraume zwei Gegenstände
hört, wo er bei mir nur aus einem ein Zeugnis erhält. Dies sind gewichtige
Umstände, welche nicht einmal bei den übrigen
außerordentlichen Professoren eintreten und sie müssen, bis Kollegiengelder
wieder gezahlt werden, in noch erhöhtem Maaße fühlbar werden.1
Geruhen Euer Excellenz es nicht ungnädig aufzunehmen,
wenn ich Hochdenselben, in deren Händen mein Schicksal ruht, zu gestehen wage,
warum ich nächst den eben erwähnten Umständen noch durch besondere persönliche
diese Ungunst der Verhältnisse, welche an und für sich allerdings eine
nothwendige ist, doppelt empfindlich fühle.
Weit Jüngere als ich sind
bereits in unserer Monarchie ordentliche Professoren. Aber
nicht bloß danken sie dies den mir minder günstigen früheren Verhältnissen,
Michel dankt es einer
jüngsten Ernennung. Ich bin im Alter, in den Studien, im Doctorat Michel um mehrere Jahre vor; ich
habe aus meinem Fache zwei Konkurse gemacht, Michel keinen; ich glaube meine
literarischen Leistungen den seinigen gleichstellen zu dürfen; und ich glaube,
nicht verschweigen zu müssen, daß ich meine politische Vertrauenswürdigkeit
durch positive Leistungen, welche zugleich meine geistige Richtung aufs
Entschiedenste bezeichneten und öffentliche Anerkennung fanden, vor Vielen
bewährt zu haben.
Wenn nun Euer Excellenz auf die Vollendung meines Buches
dringen, so ist mir dies zwar ebenso schmeichelhaft, als auch nebst diesem noch
manches Interesse drängt, diesem so gnädig geäußerten Wunsche Euer Exzellenz zu
entsprechen. Allein, wenn Euer Excellenz diese Leistung als Bedingung zur
ordentlichen Professur mir zu stellen geruhen, so kann ich nach obigen
Erwägungen allerdings nicht bergen, daß es mich einigermaßen mit Zweifel in das
Vertrauen erfüllt, welches mir Euer Excellenz sonst so gnädig zu schenken
geruhten, daß Hochdieselben von mir eine so viel größere, um so viel
schwierigere Garantie zu verlangen geruhen als von anderen. So sehr ich denn
sonst stets bereit bin, mit dankbarster Zuversicht mein Schicksal Euer Excellenz
stets gerechtem Ermessen zu überlassen und ich auf Euer Excellenz sonstige
Gründe in der Verfügung über mich nicht bloß zu submittiren schuldig bin,
sondern mit demselben auch mit unbedingtestem Vertrauen ergeben, ebenso
schmerzlich müßte mir doch dieser Grund eines Zurückstehens
gegen Andere sein.
Ich lasse es an Fleiß nicht fehlen, um mein Buch zu
vollenden. Allein, eine so umfassende Arbeit, die im Jahre 1847 vollendet
worden, bedarf jetzt nach der veränderten Zeitlage und ebenso, um meiner eigenen
Fortgeschrittenheit zu entsprechen, einer beinahe vollständigen Umarbeitung.
Dabei hatte ich im heurigen Jahre nach einem eigenen Sisteme Schulschriften zu
verfassen, eine von meinem Buche abgesonderte und sehr weitläufige Arbeit.
Erwägen Euer Excellenz, daß meine persönlichen Verhältnisse: die Kränklichkeit
meiner Frau, welche jährlich eines Bades oder Landaufenthaltes bedarf, um sie
nur zu erhalten, manche nicht jeden obliegende Sorge für Verwandte, endlich die
Nothwendigkeit, besonders jetzt meine literarischen Mittel zu kompletiren, mir
es unmöglich machen, mit meinem Einkommen ohne Sorgen auszukommen, ich daher bei
mancher literarischen Nebenbeschäftigung meine Zeit zersplittern muß, so werden
Hochdieselben gewiß zuzugestehen geruhen, daß ich das Mögliche geleistet habe,
wenn mein Buch bis Neujahr 1851 erscheint. Doch, da ich keiner äußeren Rücksicht
die möglichste Vollendung meiner Arbeit opfern kann, so vermag ich auch dies
nicht zu verbürgen.
Ich hoffe, daß Euer Excellenz all diese offenen
Darlegungen, welche ich mir im Vertrauen auf die mir oft bewiesene Gnade Euer
Excellenz erlaubt habe, für keine Unbescheidenheit ansehen werden. Das Jahr 1848
hat so viele, deren Streben und Fähigkeit allzu gewöhnlich ist, als daß ich mich
ihnen beugen sollte, wie im Schlafe hoch gehoben, mit Glück überhäuft. Mir, der
ich vordem mehr als Mancher gerungen, während der bewegten Zeit mehr als Viele
mitgekämpft, gewährt es heute noch nicht, im Tempel eines Standes mich zu
bewegen, für den ich mich so lange vorbereitet, aus dessen Propyläen Jüngere
schon manche Jahre lang entrückt sind. Euer Excellenz werden mir zu verzeihen
gewiß umso geneigter sein, wenn zu diesen moralischen Gesichtspunkten der
materielle hinzutritt, den ich zwar nur mit innerstem Widerstreben berühre, aber
jetzt umso mehr berühren muß, als es dem Himmel gefallen hat, mir eine
Erweiterung meines Familienkreises in nächste Aussicht zu stellen, ein Umstand,
für den ich ihm zwar frohen Dank erstatte, wo mich aber seiner erweiterten
Hilfe, welche mir doch vor allem nur durch Euer Excellenz Hand werden kann, nur
umso bedürftiger machen wird.
Sonstige Verhältnisse betreffend, so habe ich
im Lehrkörper eine ganz gute Stellung. Ich glaube, mich der Achtung und einer
wohlwollenden Gesinnung von Seite sämmtlicher Mitglieder erfreuen zu dürfen.
Leider herrscht daselbst, wie Euer Excellenz ohnedies bekannt sein wird, nicht
die vollkommenste Harmonie. Da persönliche Interessen etwas zu sehr vorzutreten
pflegen, ist es allerdings in hohem Grade wünschenswerth, daß von Seite des
hohen
Ministeriums alle Verhältnisse der Einzelnen und des Ganzen
möglichst bald dem provisorischen Zustand entrückt würden, wo dann auf dem
Gebiete einer unbefangenen Debatte jener Charakter der Verhandlungen
wiederkehren wird, dessen sie bedürfen, um nicht mitunter selbst für den
Unbetheiligten peinlich zu werden.2
In Beziehung auf andere muß ich vor allem bestätigen, was Euer
Excellenz wohl auch sonst schon bekannt geworden sein dürfte, daß Dr. W[olfgang] Wessely’s Kollegien viel
Anklang finden. Ich habe zudem Gelegenheit gehabt, ihn noch näher persönlich
kennen zu lernen und muß glauben, daß unsere juristische Welt wenig so
energische Kräfte hat, deren Leistungen, wenn nicht hoch hervorragend,
jedenfalls sehr schätzbar und geeignet sind, zur Fortentwicklung der
Wissenschaft in Oesterreich namhaft beizutragen. Es wäre gewiß zu bedauern, wenn
er dem Lehrfache entzogen werden sollte.
Jonák und Schier bemühen sich an ihrem Theil
nach Kräften. Die letzte hohe Resolution, zufolge deren die Extraordinarien zu
Rigorosen beiziehbar und gegenwärtig, in Ermangelung der nöthigen Zahl von
Ordinarien, theilweise wirklich beigezogen worden sind, hat ihnen so wie auch
mir zu großer Satisfaktion gereicht. Unsere Stellung ist hiermit jedenfalls in
den Augen der studirenden Welt weit bedeutender geworden. Mit Jonák habe ich mehr Verkehr als mit
Schier und habe in ihm
einen Menschen von viel geistiger Flexibilität, Energie und Ehrgeiz gefunden,
der auf der Kanzel gut sein soll und sein kann, ohne daß vielleicht die
Forderung literarischer Leistungen überhaupt an ihn gestellt werden kann, wenn
sie auf Arbeiten von größerem Umfange gerichtet sein sollte. Sein Interesse ist
noch allzu manigfaltig gestreut und vermag es zu wenig, sich im
Wissenschaftlichen zu befriedigen, so lange ihm seine Stellung in der Welt nicht
genügt. Ob ihm die Befriedigung in derselben die nöthige wissenschaftliche
Spannung geben wird oder ihm die Professur zu einer Sinekur werden möchte, wie
so vielen, die die Wissenschaft Wissenschaft sein lassen, weiß ich freilich
nicht. Doch ließe sich vielleicht das Erstere darum hoffen, weil Jonák zu den Menschen gehört, die
irgendeinen Ehrgeiz immer zu befriedigen haben müssen.
Noch erlaube ich mir
Kastel’s zu erwähnen. Euer
Excellenz waren meines Wissens geneigt, ihn zum Extraordinarius zu machen.
Seither hat er sich in Conflikte gebracht, die an seiner Stelle ihm nicht
förderlich sein konnten, wenigstens muß ich dies, nach dem was ich hierüber im
Allgemeinen vernommen und nach der Verzögerung seiner Ernennung, glauben. Da ich
aber selbst einmal zu wenig Fachmann im Kirchenrechte bin, andererseits den
näheren Inhalt seiner ersten Vorträge nicht kenne, so habe ich in der Sache kein
eigentliches Urtheil. Doch muß ich in der That glauben, daß Kastl, weit entfernt, sich selbst
noch bisher für einen Reformator im Kirchenrechte zu halten, durch ein paar
ungeschickte Frasen und Thesen Bedenken erregt habe, welche er selbst nie
rechtfertigen würde, am wenigsten, wenn ihm Gelegenheit gegeben würde, durch ein
konzentrirtes Studium sich vollkommen selbst zu klären. Kastl ist eine Gemütsnatur, die in
ihrem tieferen Inneren eine natürliche Neigung zum Religiösen hat. Darum auch
sein wahrhaftes Interesse für sein Fach. Hier kann man vielleicht über das, was
Jugend, Miasmen der Zeit u.s.f. verursachen, ohne Sorge, ja mit den besten
Hoffnungen hinaus gehen, wenn man näher auf die Wesenheit des Mannes selbst
eingeht, aus der sich mit Jahr um Jahr mehr des dem religiösen Standpunkte
Adäquate heraus arbeiten muß. Ohne hier natürlich absprechen zu können, darf ich
doch im Allgemeinen von Kastl
mit voller Überzeugung sagen, daß, was Redlichkeit des Strebens, Energie und
Lauterkeit des Interesses, Ruhe und Eindringlichkeit des Denkens anbelangt, ich
ihn über alle übrigen jüngeren Kräfte unserer Fakultät stellen muß, so wie er in
politischer Beziehung, obschon nicht ängstlich und von liberaler Gesinnung, ein
entschieden humanistischer, mit Abscheu gegen jede revolutionären Elemente
erfüllter Mensch ist. Auch ist er als Lehrer des Kirchenrechts durchaus
bescheiden, zwar mit der nöthigen Sachkenntnis versehen, aber wohl überzeugt,
noch nicht entscheidend auftreten zu dürfen, sich eine Kritik im Einzelnen
höchstens erlaubend.
So viel glaubte ich Euer Exzellenz über eine
Persönlichkeit sagen zu müssen, welche eben, obschon sehr ungerne, einen andern
Weg, den des Notariats, aufgesucht hat, noch immer aber mit Sehnsucht einer
Resolution seitens des hohen Ministeriums harrt, da sie nur mit Widerstreben die
Bahn der Wissenschaft verlassen würde. Euer Excellenz mögen von anderen Seiten
vielleicht näher über Kastl
unterrichtet sein; gleichwol dachte ich, daß Hochderselben bei einer etwa
nächstens zu fassenden Resolution eine mehrseitige Meinungsäußerung nicht
unwillkommen sein möchte. Sehr natürlich kann ich für Kastl keine Bürgschaft geben, als
soweit die Frage um den moralischen und wissenschaftlichen Menschen im
Allgemeinen ist. Hier habe ich ihn achten gelernt. Das Gewicht einzelner Fehler
oder Irrthümer muß ich zu beurtheilen Jenen überlassen, in deren Sfäre sie
fallen.
Ich schließe nun mit der Bitte, Euer Excellenz geruhen mir diesen
langen Bericht verzeihen zu wollen. Gestatten mir Hochdieselben in der Folge
Referate, so werden sie, ohne meine Persönlichkeit ferner in Sprache zu bringen,
minder umfangreich sein und deshalb die manchen Punkte berühren, über welche ich
noch zu sprechen in der Lage wäre, ohne doch Euer Excellenz des ferneren
belästigen zu wollen.
Indem ich die Versicherung der dankbarsten
Hochverehrung zu genehmigen bitte, verharre ich als Euer Exzellenz
gehorsamster Diener
Dr. Hasner
Prag, am 12. Juli 1850