Leo Thun erbittet sich von Franz Exner Auskunft über einen Artikel aus der 'Pädagogischen Revue', der für großes Aufsehen gesorgt hatte. Thun möchte wissen, ob Exner den Artikel kenne. Er fragt zugleich, ob die dort angeführten Ziele sich mit jenen decken würden, die für die österreichische Reform angestrebt werden. Thun schließt die Quittung einer Spende an den Verein zum Wohl entlassener Sträflinge bei.
Prag, 11. April 1849
Lieber Herr Ministerialrath!
Das neueste Heft der pädagogischen Revue von Dr.
Mager enthält einen Aufsatz1, der
anknüpfend an das Unterrichtswesen sich über jene Gestaltung der bürgerlichen
Gesellschaft im Allgemeinen verbreitet, die zugleich Freiheit und Ordnung
verbürgen soll. Ich höre den Aufsatz, den ich mir noch nicht verschaffen konnte,
sehr rühmen. Da die Revue ein Organ der Herbart'schen Schule ist, so zweifle ich um so weniger, daß Sie
auch den fraglichen Aufsatz bereits kennen, und es wäre mir sehr erwünscht von
Ihnen zu erfahren, ob er im wesentlichen mit Ihren Ansichten zusammenfällt, und
vielleicht das Ziel bezeichnen dürfte, auf welches gegenwärtig bei unserer neuen
Organisazion hingearbeitet wird.
Ich schließe eine Quittung des Vereins zum
Wohle entlassener Häftlinge, über den gütigst an den Kassier eingesandten Betrag
bei.
Mit aufrichtiger Hochachtung
Ihr herzlich ergebener
L. Thun