Der unbekannte Schreiber gibt eine Übersicht über die in einem nicht
näher genannten Komitat in Ungarn tätigen Parteien und politischen
Gruppierungen. Zunächst schildert er die historische Entwicklung dieser
Gruppen seit dem Jahr 1825. Den Landtag von 1825 bezeichnet er dabei als
Keimzelle der unterschiedlichen Gruppen. Damals entstanden eine liberale
und konservative Partei, deren Forderungen bis zum jetzigen Zeitpunkt
weitgehend unverändert geblieben und die maßgeblich am Ausbruch der
Revolution von 1848 beteiligt gewesen seien. Die Parteigänger der
Liberalen wurden vielfach auch als die 'Radikalen' bezeichnet und ihr
gehörten überwiegend Intellektuelle und zahlreiche Protestanten
helvetischen Bekenntnisses an, deren Rolle als politische Agitatoren er
eigens betont. Die Konservativen hingegen rekrutierten sich vorwiegend
aus dem Adel und den Grundbesitzern. Aus der Sicht des Schreibers
agierten die Konservativen lange zu passiv und uneins, weshalb ihr
Einfluss schwand.
Anschließend an den historischen Überblick geht er
auf die maßgeblichen politischen Gruppierungen der Gegenwart in Ungarn
ein. Zunächst nennt er die Altkonservativen. Diese rekrutieren sich
insbesondere aus dem Adel und der hohen Geistlichkeit. Dieser Gruppe
gehe es vorwiegend um den Erhalt bzw. die Wiedererlangung von
Standesprivilegien, weshalb sie die derzeitige politische Ordnung
diskreditiere. Dabei benütze die altkonservative Partei auch nationale
Bestrebungen, die sie bis 1848 abgelehnt hatte. Anschließend behandelt
der Autor die demokratische Partei, die die Volkssouveränität verlange
sowie einen Staat nach dem Vorbild der Vereinigten Staaten anstrebe. Die
Anhängerschaft dieser Partei setze sich vor allem aus Intellektuellen,
Anwälten, Handel- und Gewerbetreibenden, aber auch aus reformierten
Protestanten und aufgeklärten Juden zusammen. Ihre Betonung der
ungarischen Nation verbinde sie mit den Altkonservativen. Zuletzt
erwähnt er, dass es insbesondere innerhalb des griechisch-katholischen
Klerus' große Sympathien für das Slawentum und Russland gebe. Allerdings
könne man in diesem Fall von keiner echten Partei sprechen.
Die angedeuteten Fragen über die hierlandes thätigen politischen Partheien,
deren Abgränzung, Programme, hervorragende Persönlichkeiten und
wechselseitige Beziehungen erheischen zu ihrer erschöpfenden Beantwortung
nicht blos eine möglichst genaue Beobachtung der gegenwärtigen Zustände,
sondern auch einen Rückblick auf jene Parthei-Bestrebungen, welche in den
letzten zwei Decennien vor dem Jahre 1848 eine leitende Rolle gespielt,
verschiedene Phasenentwicklung durchgemacht und endlich zu der Revolution
geführt haben.
Denn wenn auch der Boden, auf welchem sich die Partheien
der Gegenwart bewegen, sehr große Veränderungen in der Art ihres Auftretens
und in der Taktik ihrer Umtriebe zur Folge hatten, so sind doch die
Grundsätze, charakteristischen Merkmale und Zielpunkte derselben sich bisher
im wesentlichen gleich geblieben, und man muß die in früherer Zeit
unverhüllt an das Tageslicht getretenen letzten Zwecke ihrer Thätigkeit
genau kennen, um sich nicht durch die den Umständen angepasste Sprache,
welche sie heute führen, täuschen zu lassen.
Die politische Bewegung,
welche vorzugsweise auf dem Landtage des Jahres 1825 ihre ersten Wirkungen
äußerte, hatte die Bildung einer konservativen und liberalen Partei zur
Folge.
Während die erstere die Aufrechterhaltung der Verfassung in ihren
Grundprinzipien und die hieran geknüpften Vorrechte der privilegierten
Stände, vertheidigte, drang die letztere auf die Geltendmachung neuer
konstitutioneller Rechte und auf Neuerungen in der Gesetzgebung, später auch
auf die Ausdehnung der politischen Befugnisse zu Gunsten der von ihrer
Ausübung bisher ausgeschlossenen Einwohnerklassen und auf die
gleichmässigere Vertheilung der öffentlichen Lasten durch Besteuerung des
Adels und der Geistlichkeit. Zugleich machte die liberale Partei die
angebliche Wiederbelebung und Entwicklung der nach ihrer Ansicht
schlummernden und von der Gefahr des Unterganges bedrohten ungarischen
Nationalität zu ihrem Programm.
Schon in diesen ersten Regungen der
liberalen, damals Opposition genannten Partei lagen die Keime der
Revolution, da die ersten Ansprüche und Forderungen mit jedem errungenen
Erfolge immer höher gespannt wurden, bis durch die Zugeständnisse eines
selbstständigen, dem Landtage verantwortlichen ungarischen Ministeriums im
März 1848 das Land thatsächlich aus dem staatsrechtlichen Verbande mit der
Gesammtmonarchie gerissen, und endlich sogar durch die sogenannte
Unabhängigkeitserklärung im April 1849 das legitime Souveränitätsrecht der
allerhöchsten Dinastie vernichtet werden wollte.
Es waren in dem Schoße
der Opposition viele Elemente vorhanden, denen es nicht blos um die, zum
Partheiaushängeschild gemachten inneren legislativen Reformen, sondern um
eine viel weiter gehende Umwälzung in den staatsrechtlichen Verhältnissen zu
thun war.
Die Leiter dieser Elemente, welche später als die Radikalen
bezeichnet wurden, waren größtentheils Advokaten, Literaten und solche
Edelleute, welche in den legalen Zuständen keine Befriedigung für ihren
extravaganten Ehrgeiz fanden, und es ist bemerkenswerth, daß diese extreme
Partei unter den helvetischen Glaubensgenossen, welche auch in den früheren
Thronstreitigkeiten und Bürgerkriegen Ungarn's stets eine hervorragende
Rolle spielten, ihre zahlreichsten Anhänger hatte.
Anfanglich schwach,
wenig beachtet und von geringem Einfluß, errang diese Parthei in dem
Zeitraume von etwa zwanzig Jahren einen Erfolg nach dem anderen und gewann
in den Komitaten, so wie auf den Landtagen immer mehr Geltung, bis sie
endlich in den Jahren 1848 und 1849 die Zügel der Herrschaft vollständig an
sich riß und ohne Widerstand die revolutionärsten Beschlüße
durchsetzte.
Das rasche Erstarken und das in so kurzer Zeit erlangte
Übergewicht dieser Partei läßt sich nur dadurch erklären, daß sich diesselbe
stets als die eifrigste Vertreterin der ungarischen Nationalität gerierte.
Ihre Leiter wußten, daß dieser Hebel die tiefgreifendste Bewegung in Ungarn
herbeiführen müsse, sie bemühten sich daher durch die Presse, durch das mit
allen Mitteln unterstützte ungarische Theater, und durch kluge Benützung der
für oratorische Wirkungen so geeigneten Komitats Kongregationen und Landtage
das Nationalgefühl möglichst aufzuregen, und die Bevölkerung mit
überschwänglichen Ideen von der historischen Grösse und dem Zukunftsberufe
der ungarischen Nation zu erfüllen.
Es wurde so oft wiederholt, das
ungarische Volk könne nur durch die möglichst unvermengte Entwicklung seiner
nationalen Eigenthümlichkeiten durch die ausschließende Herrschaft der
ungarischen Sprache im Lande und durch die Fernhaltung aller nicht
nationalen Elemente seine Bestimmung erreichen, daß der von den extremsten
Fanatikern angestrebte, den positiven Verhältnissen, ebenso wie der wahren
Landeswohlfahrt widerstrebende Zustand der nationalen Isolierung einer mehr
als wünschenswerth und seine Verwirklichung als die erste Pflicht eines
patriotischen Ungars erschien.
Die Einführung der ungarischen Sprache
als Geschäftssprache aller Behörden, als Unterrichtssprache in den
Lehranstalten, die Gründung der ungarischen Akademie sowie zahlreicher
anderer Landesinstitute waren sprechende Belege für die Macht jener
Einflüsse, welche dem Lande einen exklusiven magyarischen Charakter
aufzuprägen sich bestrebten.
Die Konservative Partei fast aus dem
gesammten grundbesitzenden Adel und der hohen Geistlichkeit bestehend und im
Besitze aller wichtigen öffentlichen Ämter und Würden, war in ihrer
überwiegenden Mehrheit jeder Neuerung prinzipiell abgeneigt, allein sie
verlor gegenüber der rastlosen Thätigkeit der Opposition immer mehr Terrain,
und wenngleich die einsichtsvolleren Männer recht wohl fühlten, welche
Absichten sich unter dem, jede Rücksicht für die übrigen Volksstämme
Ungarns und für den Verband mit der
Monarchie hintansetzenden Eifer für die magyarische Nationalität verbergen
mögen, so war ihr Widerstand doch viel zu schwach, um den entfesselten
Leidenschaften einen wirksamen Damm entgegenzustellen.
Die Schwäche der
konservativen Partei lag vorzüglich in ihrem Wahn, daß sie auch ohne
kräftige Einwirkungen der Regierung die Bewegung bemeistern könne.
Sie
verkannte die Größe der drohenden Gefahr und glaubte, daß auch unter den so
sehr geänderten Verhältnissen die autonome Abgeschlossenheit der ungarischen
Verfassung, das beinahe anarchische Gebahren vieler Komitate und die
Kraftlosigkeit aller Regierungsorgane in Ungarn möglich
sei, ohne das Land in den Abgrund der Revolution zu stürzen.
Die
Bewegung wurde noch mehr beschleunigt, als intelligente Männer wie Graf
Szechényi einerseits
Reformen im liberalen Sinne durchzuführen, andererseits aber die Opposition
zu bekämpfen, zugleich aber in angeblich konservativem Sinne die
Nationalitätsbewegung zu leiten versuchten.
Es entstand auf diese Art
eine solche Verwirrung in den politischen Anschauungen, daß die extremste
Richtung, deren Leiter allein klar wußten, was sie eigentlich wollten, die
Oberhand behielt, und der Anstoß der äusseren Verhältnisse im Jahre 1848 die
Revolution, welche längst [...]1
der Staatsfinanzen gedrängt, ihre Hilfe
benötigen, und ihnen einige Zugeständnisse machen werde, um mit ihrer
Unterstützung mehr Sympathien im Lande zu erlangen.
Um die vermeintliche
Aussicht auf derlei Konzessionen wahrscheinlich zu machen, bemühte man sich
glauben zu machen, daß die gegenwärtigen Institutionen keineswegs aus der
durch die reiflichste Prüfung der Verhältnisse und Bedürfnisse begründeten
Überzeugungen Seiner Majestät des
Kaisers hervorgegangen, sondern lediglich ein in der Sphäre
des Ministeriums entworfenes und nur dort gewünschtes System sind, welches
mit einer Veränderung in den Personen von selbst fallen werde.
Es ist
nicht zu läugnen, daß diese Ansicht sehr verbreitet war und durch jene
Altkonservativen, welche in Wien Verbindungen haben,
fortwährend genährt wurde.
Obgleich die konsequente Durchführung der
Landesorganisation und Gesetzgebung jedem Unbefangenen der klarste Beweis
sein konnte, daß die Regierung sich auf der mit vollster Überzeugung von der
unbedingten Nothwendigkeit eingeschlagenen Bahn nicht beirren lassen werde,
so wurde doch die Allerhöchste Rundreise Seiner
Majestät des Kaisers im vorigen Jahr als ein geeigneter Anlaß
angesehen, eine Agitation zur Kundgebung der sogenannten Wünsche des Landes
hervorzurufen.
Man suchte allenthalben Petitionen um Einführung der
ungarischen Geschäftssprache, Änderungen respektive Erleichterungen im
Steuerwesen mit Hindeutung auf die angebliche Unverträglichkeit der
gegenwärtigen Institutionen mit den Verhältnissen Ungarn
hervorzurufen
Das allerhöchste Handschreiben vom 9. September vorigen
Jahres2 sprach den allerhöchsten Willen
Seiner Majestät, an den
bisherigen Regierungsgrundsätzen unverbrüchlich festzuhalten, mit voller
Klarheit aus und gab der Aufrechthaltung und Befestigung der gegenwärtigen
Institutionen eine neue bedeutungsvolle Bürgschaft.
Hiedurch ist die
politische Umgestaltung Ungarns
gewissermaßen zum Abschlusse gelangt, und es läßt sich nicht verkennen, daß
auch in den Partei-Gruppierungen manche Veränderungen stattgefunden haben,
welche sich insbesondere in dem Streben nach einer möglichst
gemeinschaftlichen Thätigkeit kund geben.
Der Berührungspunkt, in
welchem die verschiedenen Parteirichtungen übereinstimmen, um auf die
öffentliche Meinung Einfluß zu üben, ist begreiflicherweise das Streben nach
Wahrung und möglichst kräftiger Entwicklung der ungarischen
Nationalität.
Der Boden hiefür wurde schon vor dem Jahre 1848, damals
vorzugsweise durch die Opposition gehörig vorbereitet und die tägliche
Erfahrung beweist, daß die Macht des Nationalgefühls ihren Einfluß auf die
Beurtheilung der öffentlichen Zustände fast ungeschwächt
behauptet.
Indem ich nunmehr zu der speziellen Charakteristik der
einzelnen Parthei-Gruppen übergehe, glaube ich zunächst die, noch dermal mit
dem Namen der Altkonservativen bezeichnete Partei voranstellen zu
müssen.
Dieser Richtung gehören fast alle Jene an, welche in den
früheren ungarischen Verhältnissen eine mit Vorrechten ausgestattete
Stellung einnahmen, durch ihre persönlichen Verbindungen bei den damaligen
Behörden sich in Rechts- und Verwaltungsangelegenheiten besonderer
Begünstigungen erfreuten, und im Besitze von Standesprivilegien, Einfluß und
Macht ebensosehr aus Interesse als mit einer im Nationalgefühl wurzelnden
Pietät an den historischen Zuständen hingen. Hierher gehört die Mehrzahl des
höheren Adels und der hohen Geistlichkeit, der größte Theil des grossen
Grundbesitzes und zahlreiche Elemente unter den wohlhabenderen Bürgerklassen
namentlich in den k. Städten und den sonstigen privilegierten
Kommunen.
Ein bestimmtes klar ausgesprochenes Programm hatte diese
Partei nur insofern, als sie die gegenwärtige Ordnung der Dinge anfeindet,
und eine mehr nationale Änderung mit möglichster Wiedererlangung der
verlorenen Privilegien und politischen Rechte herbeiwünscht. Die
Altkonservativen bemühen sich, die Regierungsbehörden in der öffentlichen
Meinung zu diskreditieren, indem sie vorhandene Mängel vergrößern, den
Charakter der öffentlichen Organe verdächtigen, denselben so viel als
möglich Schwierigkeiten bereiten und selbst auch die Verbreitung gehässiger
Entstellungen und Übertreibungen nicht verschmähen. Jede, wenn auch
größtentheils selbst verschuldete ungünstige Gestaltung ihrer pekuniären
Verhältnisse wird als eine Wirkung des neuen Regierungssystems hingestellt,
und namentlich die neuen Steuern als ein nothwendig zum Ruin des
Gutsbesitzers führender Druck bezeichnet.
Dagegen wird jede noch so
gemeinnützige Maßregel der Regierung möglichst ignoriert, und dieselben
Männer, welche vor dem Jahre 1848 die bedenklichen Folgen des nationalen
Paroxismus recht wohl einsahen und die Extravaganzen desselben, wenn auch
vergeblich, zu dämpfen suchten, machen jetzt die einseitige und exklusive
Förderung der sogenannten nationalen Interessen zu ihrer Aufgabe, wobei sie
kein diesem Zwecke dienendes Mittel verschmähen. Es ist ihnen offenbar vor
Allem darum zu thun, die öffentliche Meinung nicht zur Ruhe kommen zu
lassen, die Institutionen und Behörden möglichst zu isolieren und die
Bevölkerung in Aufregung zu erhalten, um, wenn eine ihren Tendenzen günstige
Chance eintreten sollte, mit größerer Aussicht auf Erfolg wirken zu können.
Es wäre jedoch unbillig, wenn man allen Altkonservativen entschieden
feindselige Gesinnungen gegen die Regierung zuschreiben wollte.
Es gibt
unter dieser Parthei auch Männer, welche zu keinem direct feindseligen
Schritte gegen die Regierung die Hand bieten würden, und die – wenngleich
mit den gegenwärtigen Zuständen unzufrieden – doch eine fügsame Haltung
beobachten. Allein so viel ist gewiß, daß sich auch diese besseren Elemente
möglichst zurückziehen, wo es sich nicht um die Förderung von
Nationalitätsbestrebungen, sondern um solche gemeinnützige Maßregeln
handelt, welche von der Regierung ausgehen.
Sie wollen den Verlust
möglichst anschaulich machen, welchen das Land in Folge ihrer Verstimmung
und Zurückgezogenheit aus dem öffentlichen Leben erleiden soll, und möchten
es gern in jeder Weise fühlen lassen, daß ihre Mitwirkung der Regierung
unentbehrlich ist. Ihr Anschluß wäre aber nur mit der Preisgebung der
höchsten Staatsinteressen zu erlangen, da sie erst dann befriedigt wären,
wenn die ungebundene Herrschaft der Privilegien mit der Ohnmacht der
Regierung wieder hergestellt würde.
Ich glaube von der Bezeichnung von
Namen Umgang nehmen zu könne, weil eine eigentliche leitende Persönlichkeit
in diesem Verwaltungsgebiet nicht vorhanden ist, und die Partei-Impulse von
Pest und Wien gegeben
werden.
2. Die demokratische Partei, welche in ihren
Tendenzen mit den radikalen des Jahres 1848 und mit den Umsturzmännern
anderer Länder im Wesentlichen übereinstimmt.
Sie strebt nach der
Volks-Souveränität mit einer aus der Volkswahl hervorgehenden
Repräsentation, daher nach Beseitigung historischer Legitimität und jener
Einrichtungen, welche eine starke Regierungsgewalt bilden.
Ihr Ideal ist
die nordamerikanische Republik. Doch sind die Begriffe bei dem größten
Theile unklar, und nur wenige mögen über die letzten Zwecke ein bestimmt
formuliertes Glaubensbekenntnis haben. Die demokratische Parthei ist an Zahl
bedeutend schwächer als die Altkonservative, ihre Anhänger befinden sich
größtentheils unter den Mittelklassen, gehören dem Literatenthum, dem
Handels- und Gewerbestande, der Kategorie der Advokaten an, und es ist
darunter der Protestantismus, insbesondere der reformierten Konfession, so
wie auch das aufgeklärtere Judenthum zahlreich vertreten.
Die
gegenwärtige Haltung dieser Partei ist mehr zuwartend als aktiv, obgleich
einzelne Anhänger derselben ohne Zweifel mit der ungarischen Emigration im
Auslande in Verbindung stehen.
Im Eifer für die Nationalität schließt
sich die demokratische Partei größtentheils der Altkonservativen an, und da
beide, wenn auch in verschiedener Absicht eine Änderung der faktischen
Zustände anstreben, so scheinen sich beide Richtungen immer mehr zu einer
ungarischen Nationalparthei zu gestalten.
Sollten diese Partheien je den
Spielraum für eine ungehinderte Entwicklung gewinnen, so würden sie ohne
Zweifel wieder auseinander gehen, und es ließe sich sodann mit Grund
voraussagen, daß die altkonservative Parthei vollständig überflügelt und ein
dem Jahre 1848 analoger Verlauf und Ausgang stattfinden würde.
In
neuester Zeit ist eine größere Aufregung bei beiden Parteien bemerkbar, was
den Vorgängen in Italien, auf die auch die ungarischen
Mißvergnügten ihre Augen richten, zuzuschreiben ist, und diese innere
Aufregung zeigt sich besonders in einer sehr reservierten, zum Theil
schroffen Haltung der Altkonservativen gegenüber aller
Regierungsorgane.
3. Endlich glaubte ich noch der in diesem
Verwaltungsgebiete unter einem Theile des griechisch katholischen Klerus
wahrnehmbaren Parteistellung erwähnen zu sollen.
Es läßt sich nämlich
nicht verkennen, daß unter dem gedachten Klerus manche Sympathien für das
Slawenthum und wohl auch für Rußland vorhanden sind, doch gilt dies mehr von
einzelnen Individuen und es kann von einer förmlichen Partei mit klaren
Zwecken, innerem Zusammenhang und gemeinsamer Leitung nicht die Rede sein,
weil viele Mitglieder dieses Klerus ganz loyal sind und die in der letzten
Zeit ihrer Kirche zu Theil gewordene Sorgfalt der Regierung dankbar
anerkennen, andere wieder sich der magyarisch-nationalen Richtung zuneigen,
überhaupt es diesem Klerus mehr um die Aufrechthaltung der Scheidewand
gegenüber der römisch-katholischen Kirche zu thun ist, die große Masse der
griechisch-katholischen Bevölkerung aber in intellektueller Beziehung noch
zu tief steht, um bei derselben einen geeigneten Boden für politische
Parteibestrebungen suchen zu können.