Leo Thun schickt dem Agrarwissenschaftler und Nationalökonomen August Haxthausen das Memoire zurück, das bei ihm liegen geblieben ist. Thun würde sich sehr freuen, wenn eine ruthenische Provinz des Jesuitenordens gegründet werden würde. Thun hofft, dass Haxthausen den Ministerialrat Gregor Szaszkewycz noch empfangen kann, damit man eine gemeinsame Strategie entwickeln kann, wie das Vorhaben gelingen könnte.
Hetzendorf den 19. Juni 1858
Verehrter Herr Baron!
So eben entdeckte ich, daß die zwei letzten Bogen der französischen Abschrift
Ihres Memoires unter meinen Schriften zurückgeblieben sind. Indem ich dieselben
im Anschluß übersende, bitte ich meine Unachtsamkeit freundlichst zu
entschuldigen.
Ich bedauere zu hören, daß Min. Rath. Szaszkiewicz heute morgen nicht in seiner Wohnung
angetroffen wurde. Es wäre mir außerordentlich leid, wenn mein Wunsch, ihm den
Vortheil einer Unterredung mit Ihnen zu verschaffen, dadurch vereitelt würde.
Ich würde großen Werth darauf legen, daß der Gedanke die Gründung einer
ruthenischen Provinz des Jesuitenordens
herbeizuleiten, wozu er vielleicht seiner Zeit der rechte Mann wäre, von Ihnen
in ihm angeregt würde. Denn niemand wäre wohl so in der Lage wie Sie, den in den
Ruthenen sehr lebhaften Erinnerungen an die früher der Union oder richtiger dem
griechischen Ritus nicht freundliche Wirksamkeit des Ordens entgegenzusetzen,
und der Überzeugung, daß der Orden jetzt eine ganz andere Richtung zu verfolgen
wünscht, Eingang zu verschaffen.
Mit ausgezeichneter Hochachtung habe ich die Ehre zu verharren.
Ihr
ergebener Diener
L. Thun