Oscar Schmidt an Leo Thun
Graz, 4. April 1859
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Regest

Oscar Schmidt, Professor für Zoologie und vergleichende Anatomie, ersucht Leo Thun, die Abgabe von Präparaten aus dem Museum für vergleichende Anatomie in Wien an die Universität Graz zu bewilligen. Schmidt erklärt, dass er im kommenden Semester eine Vorlesung zur vergleichenden Anatomie plane und hierzu eine anatomische Sammlung, welche an der Universität Graz nicht vorhanden sei, benötige. Daher hatte er sich an Josef Hyrtl in Wien gewandt, der die Abgabe von Präparat-Dubletten aus seinem Museum zugesichert habe. Schmidt bittet daher den Minister, diesen Plan zu genehmigen. Außerdem beantragt er ein Reisestipendium, um in Wien die geeigneten Präparate auswählen zu können.

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Schlagworte

Edierter Text

Hochgeborner Herr Graf.
Euer Excellenz.

Euer Excellenz habe ich folgendes unterthänige Gesuch, die Vorlesungen über vergleichende Anatomie und die hier zu nothwendigen Sammlungen an der Gratzer Universität betreffend, ehrerbietigst vorzutragen.
Nachdem ich für das nächste Sommersemester Vorlesungen über vergleichende Anatomie an hiesiger Universität angekündigt, und sich schon vorläufig eine, wenn auch geringe Anzahl von Zuhörern dazu gemeldet hat, bei den bisherigen Anschaffungen aber auf diese Disciplin die Fürsorge noch nicht hat gerichtet werden können, habe ich meinen Freund, Herrn Professor und Regierungsrath Hyrtl, gefragt, ob er aus dem Doublettenvorrathe der Wiener vergleichend-anatomischen Sammlung geeignete Präparate abgeben könne.
Herr Professor Hyrtl hat sogleich seine Bereitwilligkeit dazu gegen mich brieflich ausgesprochen und mich aufgefordert, das Hohe k.k. Ministerium darum anzugehen, ihm die Ermächtigung zu ertheilen, den hiesigen Bedürfnissen nach Möglichkeit abzuhelfen.
Euer Excellenz ersuche ich demnach unterthänigst, dem Herrn Regierungsrathe Dr. Hyrtl die Ermächtigung zu ertheilen, Doubletten des vergleichend-anatomischen Museums zu Wien zu Unterrichtszwecken an das zoologische Museum der Universität zu Gratz in meine Hände abzugeben.
Zur Verständigung über die Auswahl der Doubletten, so wie um für die Verpackung Sorge zu tragen, dürfte eine mehrtägige Anwesenheit des gehorsamst Unterzeichneten in Wien unumgänglich nöthig sein. Hierzu ersuche ich Euer Excellenz, mir die Reisespesen nebst Diäten auf fünf Tage oder ein Pauschale von etwa sechzig Gulden zu gewähren.

Gratz, am 4. April 1859

Dr. Oscar Schmidt
k.k. Professor der Zoologie und vergleichenden Anatomie