Der Zoologe Oscar Schmidt bedankt sich bei Leo Thun für dessen Förderung. Er bedauert den Rücktritt von Thun und lobt dessen Reformen, die zu einer enormen Verbesserung des Unterrichtswesens geführt haben. Schmidt selbst wäre ohne die Berufung durch Thun nicht auf seinem derzeitigen Posten in Österreich und er ist daher Thun zu fortwährendem Dank verpflichtet. Daher fühlte er sich auch verpflichtet – zusätzlich zur Dankadresse der Grazer Universität – Thun persönlich seinen Dank auszusprechen.
Das Schreiben befindet sich im Nachlass gemeinsam mit 39 weiteren Dankadressen unter der Signatur A3 XXI D623a.
Gratz [Graz], am 1. November 1860
Hochgeborner Herr Graf,
Euer Excellenz mögen gestatten, daß unter die von ganzen Corporationen Ihnen
zugehenden Adressen sich die ehrerbietige Zuschrift eines Einzelnen mischt, der
alle Ursache hat, Euer Excellenz zeitlebens mit dem innigsten Danke anzuhängen.
Ohne Euer Excellenz wäre ich wohl nicht oder nicht mehr in Österreich, wo
es mir persönlich durchaus gut geht und wo meine wissenschaftliche
Weiterentwicklung – immer durch Dero Fürsorge – die größte Förderung gefunden.
Daß Euer Excellenz nicht mehr an der Spitze des Unterrichts stehen hat mich und
meine Freunde, ich muß sagen, mit Bestürzung erfüllt; und wir können kaum daran
glauben, daß auf die Länge der Unterricht ohne Leiter sein kann, der gleich Euer
Excellenz für das Gute und Wahre, für die Humanität im schönsten Sinne einsteht.
Euer Excellenz haben ein mühevolles Jahrzehnt hinter sich; dasselbe ist
aber auch so reich an erhebenden und unerschütterlichen Fortschritten, daß der
Rückblick eine beruhigende Befriedigung gewähren muß. Wenn aber diese innere
Genugthuung zum Theil auch darin besteht, daß Euer Excellenz viele, viele
zustimmende und dankbare Herzen hinter sich zu haben sich bewußt sind, so darf
ich mich zu diesen Ergebenen rechnen.
Dies Euer Excellenz auszusprechen, es
zu sagen, daß Dero edler [?] meine unauslöschliche Hochachtung hat, war mir
Bedürfnis. Ich bitte Euer Excellenz, diese gehorsamsten Zeilen mit jenem
Wohlwollen aufzunehmen, wie Dieselben meinem Freihmuthe jederzeit gnädiges Gehör
gegeben haben.
Euer Excellenz
unterthänigster
Dr. Oscar Schmidt