Maximilian Tarnóczy an Leo Thun
Salzburg, 8. November 1860
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Regest

Der Erzbischof von Salzburg, Maximilian Tarnóczy, bedauert den Rücktritt des Ministers. Als größte Leistung Thuns bezeichnet Tarnóczy, dass er mit dem Konkordat das Verhältnis von Kirche und Staat auf eine neue Grundlage gestellt hat. Der Bischof betont, dass sich Thun trotz der schwierigsten Verhältnisse stets um die Anliegen der Kirche bemüht habe. Schließlich drückt Tarnóczy Thun seinen besonderen Dank für die Förderung der Anliegen des Salzburger Erzbistums aus. Er nennt dabei Thuns Hilfe bei der Restaurierung des Salzburger Doms und die Förderung des Knabenseminars sowie weitere finanzielle Förderungen von Seiten des Ministeriums.

Anmerkungen zum Dokument

Das Schreiben befindet sich im Nachlass gemeinsam mit 39 weiteren Dankadressen unter der Signatur A3 XXI D623a.

http://hdl.handle.net/21.11115/0000-000B-DA56-F

Schlagworte

Edierter Text

Hochgeborner Graf!

Vor kurzem erst von meiner Diöcesanbereisung zurückgekehrt, wo ich mit der Kunde unserer politischen Neugestaltung auch die Nachricht von dem Rücktritte Eurer Excellenz vernommen, ist es mir ein Herzensbedürfnis, Hochdenselben mein tiefes Bedauern auszudrücken, das ich darüber empfinde, in allen wichtigeren Beziehungen zur Staatsgewalt fürderhin des stets bewährten Schutzes und der erleuchteten und kräftigen Unterstützung von Seite Eurer Excellenz entbehren zu müssen. Zehn Jahre des angestrengtesten Wirkens zur Herstellung des so wünschenswerthen Einklanges zwischen Staat und Kirche haben um die Organe der Letzteren und Eure Excellenz ein Band des Vertrauens geschlungen, das nicht ohne schmerzliche Empfindung gelöst werden kann. Es steht mir nicht zu und ich überlasse es gerne berechtigteren Händen, Hochdenselben die tiefgefühlte Anerkennung aller der hohen Verdienste auszudrücken, die sich Eure Excellenz in Bezug auf die Gesammtheit der kirchlichen Interessen in ganz Östreich unter den schwierigsten Verhältnissen errungen und unzertrennlich mit Hochdero Namen verknüpft haben, obschon ich mir bewußt bin, in der gerechten Würdigung und Hochschätzung derselben keinem meiner hochwürdigsten Amtsbrüder nachzustehen.
Was aber die Diöcese und Metropole Salzburg insbesondere betrifft, so wird sich dieselbe stets Eurer Excellenz für verpflichtet erachten für die hilfreiche Hand, welche Hochdieselben nach den Unglücksfällen, die meinen Dom und die Kirche zu St. Johann betroffen, bereitwilligst darreichten; – für den Schutz, dessen sich mein Knabenseminär stets zu erfreuen hatte; – für die Regelung und Übergabe der Kirchenvermögensverwaltung; für die so wünschenswerthen Pfarrerhebungen, die mir durch die hochgeneigtest genehmigten Dotationszuschüsse ermöglichet wurden; – für die zu Gunsten der Unterrichtszwecke des Landes so gedeihliche Wendung, die durch Hochdero Einflußnahme der Virgilianischen Stiftung zu Theil geworden; – endlich für die lang ersehnte Regulirung der inneröstreichischen Diöcesen, die nur Dank der ausdauernden kräftigen Unterstützung Hochderselben zu Stande gebracht werden konnte, – diese und dergleichen Thatsachen werden uns stets unvergeßliche Unterpfänder Eurer Excellenz wohlwollenden Gesinnung und Fürsorge seyn, und wie das Andenken daran so wird auch die Dankbarkeit dafür meinerseits nie verlöschen.
Darf ich an diese Versicherung noch die ergebenste Bitte reihen, diese Erzdiöcese mit ihren speciellen Interessen, ja die gesammte Salzburger Kirchenprovinz auch noch fernerhin in der einflußreichen Stellung, die Hochdieselben unausgesetzt einzunehmen berufen sind, Hochdero Theilnahme und Gewogenheit empfohlen seyn zu lassen, so erübriget mir nur noch, den Ausdruck der unbegränzten Verehrung und Hochachtung zu erneuern, mit der ich die Ehre habe mich zu nennen

Eurer Excellenz
dankbarst ergebenster Diener
Maximilian v. Tarnóczy, Fürsterzbischof

Salzburg, den 8. November 1860