Der Erzbischof von Salzburg, Maximilian Tarnóczy, bittet den Minister, das Gesuch des Salzburger Diözesanpriesters und Gymnasiallehrers Josef Ampferer um Versetzung vom Gymnasium in Pest an jenes in Salzburg zu unterstützen. Dieser fühle sich in Pest nicht wohl und nähme auch Gehaltseinbußen in Kauf, so der Erzbischof. Ampferer könnte dabei die Stelle des Gymnasiallehrers Otto Gehlen antreten. In diesem Zusammenhang bittet Tarnóczy auch, Gehlen nicht - wie kolportiert wird – unehrenhaft zu entlassen, sondern diesen lediglich zu versetzen. Tarnóczy glaubt, dass Gehlen, der ganz fremd in Salzburg sei und daher bereits zahlreiche Unannehmlichkeiten auf sich genommen habe, dadurch vollkommen ruiniert würde.
Hochgeborner Graf!
Gestatten mir Euer Excellenz vertrauend auf Hochdero stets bewährte Gewogenheit,
eine ergebenste Bitte vorzutragen.
Der Salzburger Diöcesanpriester Jos[ef] Ampferer, derzeit Gymnasiallehrer in
Pest und vordem Supplent am hiesigen Gymnasium hat
sich mit der angelegentlichen Bitte an mich gewendet, für seine Versetzung an
das Gymnasium zu Salzburg ein Vorwort einlegen zu wollen,
da ihm einerseits die fremdartigen Verhältnisse an seinem gegenwärtigen
Bestimmungsorte wenig zusagen, andererseits seine Anhänglichkeit an seine
Mutterdiöcese durch die Gegensätze nur noch mehr Nahrung gewonnen hat. Da ich
zuversichtlich hoffe, daß Ampferer
sowohl durch seine priesterliche Haltung wie durch seine Leistungen (in Beiden
zeichnete er sich jederzeit aus) auch in seiner dermaligen Stellung bestens
werde empfohlen haben, so wage ich zu hoffen, daß Euere Excellenz vorkommenden
Falles sein zu unterbreitendes Gesuch um Übersetzung an das Gymnasium zu
Salzburg zu berücksichtigen geneigt seyn dürften,
zumal Ampferer auch seinerseits die
für ihn damit verbundene Einbuße am Gehalte sich gerne gefallen läßt. Dabei
deutet er die Möglichkeit einer Vertauschung mit dem hiesigen Gymnasiallehrer
Gehlen an, von dessen Versetzung aus
Salzburg er gehört habe. Und allerdings scheint
solches, wo nicht Schlimmeres dem Genannten bevorzustehen, wie ich aus dessen
eigenem Munde vernahm, da er jüngst sich mir vorstellte und um Intercedirung für
ihn um so inständiger bat, als er das, was seine Schuld sicher zu mildern
vermöchte, in seiner Anklage völlig übergangen glaubt. Wohl mußte ich es in
diesem Falle ablehnen, für ihn irgend eine Fürsprache einzulegen, zumal auch ich
seine Entfernung von Salzburg, die übrigens vor 3 Jahren
von heilsamerer Wirksamkeit gewesen seyn würde, für wünschenswerth erachte. Da
ich jedoch schon einmal daran bin, Euere Excellenz zu behelligen, so darf ich
doch auch nicht vorenthalten, daß nach der allgemeinen Auffassung hier eine
entehrende Absetzung, wenn wirklich eine solche im Antrage seyn sollte, denn
doch als zu hart erscheine und um so härter, als über das, was Gehlen gegenwärtig zum Vorwurfe gemacht wird,
ihm dem freundelosen Fremdling, einmal von Seite derer, denen es oblag, eine
Erinnerung, eine Warnung zugegangen, sondern vielmehr ein solches Verhalten
beobachtet wurde, das – wenn man eine Anklage beabsichtigte – ihn nur in eine
falsche Sicherheit einwiegen mußte. Ich möchte nicht zweifeln, daß der über dies
alles tief erschütterte Mann unter charaktervollerer Leitung eine des Vertrauens
nicht unwürdige, tüchtige Lehrkraft darstellen könnte; wogegen er nach bereits
aufgegebenem Heimatsrechte bei entehrender Entlassung nur seinem gänzlichen
Ruine entgegengeht.
Ohne auf weiteres mich einzulassen, habe ich nur
Hochdieselben zu bitten, mir das, worin ich, wenn schon unberufen, der Wahrheit
Zeugnis zu geben mich aufgefordert fühlte, nicht ungütig nehmen zu wollen und es
erübriget mir nur noch die Erneuerung meiner eingangs vorgetragenen ergebensten
Bitte, den Gymnasiallehrer Priester Ampferer in Pest eventuell zu huldvoller
Gewährung seines Wunsches nach Rückversetzung an das hiesige Gymnasium
hochgewogenst empfohlen seyn zu lassen.
Genehmigen Hochdieselben den
erneuerten Ausdruck der unbegränzten Verehrung und Hochachtung, mit de ich die
Ehre habe zu geharren
Euere Excellenz
ergebenster Diener
Maximilian F. v. Tarnóczy Erzbischof
Salzburg, den 17. Juli 1860