Der Medizinstudent Josef Taraba bittet die Kreisregierung in Prag, sein Gesuch um Ausstellung eines Reisepasses für eine wissenschaftliche Ausbildungsreise ins Ausland zu unterstützen. Er hatte ein solches Gesuch an die Bezirkshauptmannschaft zu Nymburk gestellt, dieses wurde jedoch abgewiesen. Die Bezirkshauptmannschaft begründete die Ablehnung einerseits mit unzureichenden finanziellen Mitteln des Antragstellers für eine solche Reise, andererseits glaubte die Bezirkshauptmannschaft, er könne an der Universität Prag genug lernen und müsse daher nicht ins Ausland reisen. Beide Argumente will Taraba nicht gelten lassen. Insbesondere das zweite Argument sei falsch, wie die Berufung zahlreicher Professoren aus dem Ausland an österreichische Universitäten mehrfach bewiesen habe.
Beilagen:
Abschlägiger Bescheid der
Bezirkshauptmannschaft von Nymburk, 25. Mai 1852.
Gesuch Josef Tarabas an die Bezirkshauptmannschaft
von Nymburk mit einem Empfehlungsschreiben des
medizinisch-chirurgischen Studiendirektorates.
Wohllöbliche k.k. Kreisregierung!
Mit meinem sub % anrufenden an die k.k. Bezirkshauptmannschaft zu Nimburg
[Nymburk] um Erwirkung eines k.k.
Kreisregierungspasses, welchen ich zum Behufe einer Reise zur wissenschaftlichen
Ausbildung angesucht habe, wurde ich laut Bescheides vom 25. Mai dieses Jahres
Z. 64451 aus dem Grunde
abgewiesen, weil ich angeblich an unserer
vaterländischen Hochschule genug Gelegenheit finde mein
vorgesetztes Ziel zu erreichen und weil meine nach der Ansicht des Herrn Bezirkshauptmanns materiellen
Verhältnisse keine beruhigende (?) Aussicht darbiethen, die vorhabenden Reisen
mit Erfolg benützen zu können.
Bei einer so grundlosen Abweisung bleibt mir
nur der Weg der Berufung an die k.k. Kreisregierung übrig, welchen ich
nachstehends notiere:
„Jedem österreichischen Staatsbürger steht und stand
bisher das Recht zu, zur Aneignung und Erweiterung von Kenntnissen das Ausland
zu besuchen.“
Wenn ich auch aus persönlicher Überzeugung alle Achtung für
unsere vaterländische Hochschule
fühle und sie auch überall ausspreche, so muß ich doch behaupten, andererseits,
daß der Nimburger Herr Bezirkshauptmann
in der Beurtheilung der Naturwissenschaften ein Laie ist und seine Ansicht, als
könnte eine andere Lehranstalt nichts Neues zur Erlernung biethen, blos auf
seiner subjectiv falschen Überzeugung zu beruhen scheine.
So gut es an
unseren Hochschulen ausgezeichnete Männer der Kunst und Wissenschaft gibt, so
gibt es auch deren im Auslande, wofür deren nicht seltene Berufung an unsere
Lehranstalten ein deutlicher und unwiderlegbarer Beweis ist.
Auch dürfte es
der erste Fall sein, daß ein Candidat der Medizin und Chirurgie an den Ort, wo
er seine öffentlichen Studien beendet, gebunden bleiben müßte, wie der k.k. Herr Bezirkshauptmann in seiner Erledigung
durch die Worte: „so dürfte Ihnen dermal in Prag immerhin
soviel Gelegenheit etc[?] zu wünschen und zu befehlen scheint.“
Denn bisher
wurde einem jeden im ähnlichen Falle jeder mögliche Vorschub geleistet, damit er
ja reisen, sich bilden und dann seinem Vaterlande nützen könne.
Was den
zweiten meiner Abweisung zu Grunde liegenden Umstand anbelangt, daß meine
materiellen Verhältnisse keine beruhigende Aussicht darbiethen, daß ich die
vorhabende Reise mit Erfolg benützen könnte, so glaube ich, daß er nur in einer
übertriebenen Besorgnis des k.k. Herrn
Bezirkshauptmannes beruht.
Ich bin 27 Jahre alt und muthe mir
ohne Unbescheidenheit soviel Überlegung zu, daß ich eine wissenschaftliche Reise
ohne zureichende Mittel nicht antreten könne und dürfe.
Der k.k. Bezirkshauptmann von Nimb[urg] hat in
meinem Falle nicht geschaut und ebensowenig mich gefragt, ob ich im Besitze der
nöthigen Mittel bin oder ob nicht vielleicht ein Gönner mir dieselben
vorschießen oder zu eben dem Zwecke gar schenken will.
Selbst unter den
Koryphäen der Künstler- und Gelehrtenwelt gab und gibt es noch viele, die
bezüglich ihrer materiellen Mittel vor der Zeit ihrer Selbstständigkeit manchen
Wunsch noch übrig hatten; viele haben mit Noth und Entbehrungen gekämpft und
dessen ungeachtet ihr unter sehr ungünstigen Auspicien begonnenes Lebensziel
verfolgt und glücklich erreicht.
Ich will so wenig als möglich fremder
Beihilfe mich bedienen und kann noch über soviel disponiren, daß ich die
vorhabende Reise ohne jede Besorgnis antreten kann.
Wiewohl ich dem
k.k. Bezirkshauptmann von Nimburg
keine Persönlichkeit imputiren will, so kann ich doch nichts weniger als einen
Grund für die von ihm ausgesprochene Paßverweigerung finden, zumal ich weder
politisch compromittirt, noch in einem solchen Rufe stehe, daß ich die
Vertrauungswürdigkeit verloren haben könnte. Demzufolge bitte ich um geneigte
Ertheilung des Reisepasses und lege nebst der Paßstemplgebühr pro 30 fr CM den
Heimathsschein bei.
Prag, (ersten Tage des Monats) Juni 1852
Taraba Josef
Candidat der medico-chirurgischen Doctorswürde
Nr. 6445
An Herrn Josef Taraba!
Da unsere vaterländische
Hochschule und Krankenanstalten sich eines so ausgezeichneten
Rufes erfreuen, daß dieselben von auswärtigen Studierenden und Ärzten Behufs
ihrer Ausbildung besucht werden, so dürfte Ihnen dermal in
Prag immerhin soviel Gelegenheit hierlandes
geboten seyn, um Ihr vorgesetztes Ziel zu erreichen, und es geht mir bei dem
Umstande, wo Ihre materiellen Verhältnisse keine beruhigende Aussicht
darbiethen, daß Sie die vorhabenden Reisen mit Erfolg benützen könnten,
jeder grundhältige Anhaltspunkt ab, Ihr rückfolgendes Gesuch2 zu unterstützen.
Der
Heimathschein und der Betrag von 30 fr CM liegt allerhöchst bei.
k.k. Bezirkshauptmannschaft
Nimburg, am 25. May 1852
der k.k. Bezirkshauptmann
Komers
Löbliche k.k. Bezirkshauptmannschaft!
Behufs meiner Ausbildung in den medico-chirurgischen Wissenschaften durch den
Besuch in- und ausländischer Spitäler und Universitäten benötige ich einen
k.k. Kreisregierungspaß.
Ich stelle demnach unter Anschluß der
Paßstempelgebühr pr 30 fr CM das ergebendste Ansuchen:
„Die löbliche
k.k. Bezirkshauptmannschaft geruhe mir zu dem oben angeführten Zwecke den
nöthigen Reisepaß zum Besuche der deutschen, englischen und französischen
Universitäten auf die Dauer von zwey Jahren geneigtest zu erwirken.
Prag, den 17. November 1851
Taraba Josef
Candidat der Med. u. Chirurgie
Wohnhaft in Prag,
Neustadt, Jerusalemsgasse Nr. 1321
Nr. 209
An den absolvierten Hörer der Medicin Herrn
Taraba Jos[ef]
Nach der vom Herrn Prof. von
Patruban mit den Unterrichtszustandsberichte für das
Studienjahr 1847/8 erstatteten Anzeige haben Sie bei der Anfertigung von
Präparaten für die physiologische Lehranstalt mit seltner Ausdauer und sehr
lobenswerther Fertigkeit sich betheiligt.
Für diese Ihre Leistungen wird
Ihnen die verdiente Anerkennung von Seite des Lehrkörpers eröffnet.
Vom k.k. medizinisch-chirurgischen Studiendirektorate
Nadherny
Prag, vom 7. Jänner 1849