Meinhardt Lónyay, Unterstaatssekretär im Finanzministerium, setzt sich
für eine Verständigung zwischen der Regierung und den Protestanten in
Ungarn ein. Er, Kolomon Tisza, Nikolaus Vay und andere sind überzeugt,
dass ein Ausgleich nur zustande kommen könne, wenn eine
Superintentendentialversammlung abgehalten werden dürfte. Jede
Superintendenz sollte Mitglieder ernennen, die zu einem Generalkonvent
zusammentreten könnten. Dies sei der einzige Weg, um die bestehenden
Differenzen zu lösen, so Lónyay.
In den Depeschen wird über die
mögliche Abhaltung der Superintendentialversammlungen und einzuholende
Bewilligung durch den Ministerpräsidenten korrespondiert.
Eigenhändige Abschrift von Leo Thun.
Beilagen:
Depeschenwechsel zwischen Meinhardt Lónyay und
Ladislaus Szögyeny-Marich, 18. April 1860. Abschrift durch Leo
Thun.
Depesche von Meinhardt Lónyay
an Ladislaus Szögeny-Marich, 19. April 1860.
M[einhardt] v. Lónyay an Szögyinyi. ohne Datum (Pesth 17. (?) April 1860)
Heute kam hier Tisza an. Ich habe mich
mit ihm berathen. Wir sind zur Überzeugung gelangt, daß der einzig mögliche Weg
zur Schlichtung der bestehenden Differenzen dadurch angebahnt werden könnte,
wenn wir in der am 20. dieses Monats in Debreczin abzuhaltenden Superintendentialversammlung die
Proposition machen, jede Superintendenz möge Provisorische Mitglieder
bezeichnen, die sobald die hohe Regierung eine Besprechung über die Art und
Weise des möglichen Ausgleiches oder die Berathung wegen der abzuhaltenden
Synode wünscht, - die Vertreter der Superintendenzen allsogleich zusammen kommen
können.
Ich zweifle nicht, daß alle Superintendenzen unsere Proposition
annehmen werden, und da bis Ende Mai alle Superintendenzen ihre Sitzungen
abzuhalten willens sind, könnten schon, wenn gewünscht, die Vertreter im Juni
zusammen kommen.
Dies ist der einzige Weg, auf dem nach unseren Begriffen
die Schlichtung der Differenzen glücklich zu vollbringen wir im Stande wären.
Daß V[ay] Miklos und andere maßgebende
Persönlichkeiten so denken, davon bin ich überzeugt.
Kömmt auf diesem Wege
eine Synode zu Stande, dann ist sicher, daß die Synode das allerhöchste Patent
als eine hohe Resolution auf die Beschlüsse der Ofner Synode in Berathung ziehen wird und dadurch eine dauernde
Beruhigung erfolgt.
Da wir in der jetzt abzuhaltenden
Superintendentialversammlung die Ernennung der Bevollmächtigten durchführen
wollen, würde ich's sehr bedauern, wenn die Versammlung abzuhalten, mit Gewalt
verhindert würde, da dadurch der einzige mögliche Weg des Ausgleichs
abgeschnitten wäre. etc.
telegraphische Depesche von Szögyenyi an Lónyay, 18. April
Ich bin ermächtigt zu erklären, daß wenn um die Erlaubnis zur Abhaltung des Superintendentialkonvents in Debreczin zu dem in deinem Briefe von gestern angedeuteten Zwecke in telegraphischem Weg beim Herrn Ministerpräsidenten angehalten würde, die Gestattung hiezu keinem Anstande unterliegen werde. Darin[?] von wem diese Bitten ausgingen und dürften keine Schwierigkeiten gefunden werden.
Antwort am selben Abend
Depesche erhalten. Morgen
nachmittags um 6 Uhr werde jedenfalls telegraphieren. Ob um die Abhaltung
angesucht wird, weiß ich nicht. Dafür aber stehe ich, daß die im Briefe
geschriebene Motion gemacht wird. Morgen hoffe ich den günstigen Beschluß
der Vorberathung telegraphisch mitzutheilen.