Der Gymnasiallehrer Wilhelm Lohmar möchte eine Gedichtesammlung herausgeben, die Gedichte vereint, welche die Geschichte des Hauses Habsburg zum Inhalt haben. Die Sammlung soll auch Bildnisse bedeutender Habsburger, geeignete Geschichten über das Herrscherhaus in Prosa sowie Lieder enthalten. Deshalb bittet Lohmar Leo Thun um Unterstützung bei seinem Vorhaben, da ihm für die Forschungen zum Auffinden der Volkslieder, insbesondere außerhalb Österreichs, die nötigen Mittel fehlen.
Euer Exzellenz
ist nicht unbekannt, daß vor einiger Zeit eine Sammlung unter dem Titel
„Ehrenspiegel des Hauses Hohenzollern“ erschienen ist, worin alle Gedichte
zusammengestellt sind, welche sich auf Thaten preußischer Fürsten beziehen. Auch
das Haus Habsburg hat eine große Vergangenheit und eine glänzende Gegenwart. Der
gehorsamst Unterzeichnete hat schon seit einiger Zeit den Entschluß gefaßt,
unter dem Titel „Die Habsburger in Sang und Sage“ eine ähnliche Sammlung
herauszugeben. Stahlstiche mit den Bildnissen der Fürsten sollen derselben
beigegeben werden. Von Gedichten, die dahin einschlagen, sind aus alter und
neuer Zeit schon viele von ihm gesammelt. Was sich sonst noch aus der Geschichte
des kaiserlichen Hauses für poetische Behandlung eignet, wird von ihm und
einigen Freunden das Gewand der Dichtkunst erhalten. Da das Andenken an das
erlauchte Haus Habsburg auch außerhalb Oestreich in vielen Herzen fortlebt, so wäre es von großem
Interesse nachzuforschen, ob es nicht auch in Volkliedern noch gefeiert werde.
Solche Lieder würden nach meiner Ansicht ein Schmuck der Sammlung sein. Aber zur
Anstellung solcher Forschungen fehlen dem gehorsamst Unterzeichneten Muße und
Mittel. Er erlaubt sich daher bei Eurer Exzellenz die ehrfurchtsvolle Bitte, daß
Hochdieselbe sich darüber aussprechen möge, ob die kaiserliche Regierung
vielleicht geneigt wäre, ihm bei seinem Unternehmen in irgend einer Weise zu
unterstützen.
In tiefster Ehrfurcht verharrt derselbe als
Euer Exzellenz
gehorsamster
Lohmar
Gymnasiallehrer
Trier, den 3. September 1851