Der Direktor des Brünner Gymnasiums, Vinzenz Hofmann, dankt Thun für dessen Förderung. Die Freude über seine vor kurzem erlangte Position mischt sich jedoch auch mit Sorge, weil Thun nun nicht mehr das Unterrichtsministerium leitet. Hofmann ist jedoch überzeugt, dass der Samen, den Thun gesät hat, reiche Frucht tragen wird und Thun einen würdigen Platz in den Geschichtsbüchern erhalten wird.
Das Schreiben befindet sich im Nachlass gemeinsam mit 39 weiteren Dankadressen unter der Signatur A3 XXI D623a.
Euer Excellenz!
An das Ziel einer definitiven Stellung gelangt, ist es mir Bedürfnis der
Verehrung und Dankbarkeit Eurer Excellenz gegenüber Ausdruck zu geben, der ich
dieselbe verdanke. Wenn Worte diese Gefühle vollwichtig wieder zu geben nicht
genügen, so möge das von der Tiefe und Innigkeit derselben Zeugnis geben. Wohl
mischt sich in diese freudige Erregung ein wehmuthvoller Gedanke, daß nicht mehr
die kundige, thatkräftige Hand das Steuer des Unterrichts führt, welche die
heutige sich immer gedeihlicher entfaltende Ordnung der Studien in Oesterreich gegründet und ihre Angelegenheiten
mit dem für Wissenschaft und Fortschritt segensreichsten Erfolg geleitet
hat.
Allein großer Werke Wirkungen beschränken sich nicht auf einen Tag: der
edle Saamen aus Eurer Excellenz gesegneter Hand ist auf fruchtbaren Boden
gefallen und reift der Ernte entgegen, um dem Vaterlande Früchte in den Schooß
zu schütten, die noch in später Zeit auf den edlen, erleuchteten Mann hinweisen
werden, der die Saat gepflanzt. Der Segen des Himmels wird auf dem Werke Eurer
Excellenz ruhn und der erlauchte Namen Ihres hohen Stammes in den Jahrbüchern
der Kultur, der Wissenschaft und ihrer Anstalten wird unvergänglich sein.
In
tiefster Verehrung
Eurer Excellenz
unterthänigster, dankbarster Diener
Vinzenz
Hofmann
k.k. Gymn. Direktor
Brünn den 6. Dezember 1860