Leo Thun versichert dem Philologen Franz Miklosich, dass er damit einverstanden sei, dass bei der Verleihung der Fabrikanten-Stipendien an der Universität Wien unpassende Stellen bei der Verlesung des Stiftungsbriefes weggelassen werden. Die Universität, als selbstverwaltete Körperschaft, soll in den Augen von Thun selbst über die Einhaltung der Ordnung wachen. Nur so könne die Ehre der Universität bewahrt werden.
Geehrter Herr Dekan!
Im Anschluße stelle ich Ihnen die allzu lang zurückbehaltenen Akten bezüglich des
Fabrikanten-Stipendiums zurück. Ihre Absicht bei Vorlesung des Stiftsbriefes die
anstößige Stelle zu übergehen, kann ich nur billigen, und glaube voraussetzen zu
dürfen, daß auch andere Referenten des Verleihungsaktes dem Anstande diese
Rücksicht schenken werden, und ich ersuche Sie auf die Einführung dieser Praxis
hinzuwirken. Die politische Anständigkeit jeder Körperschaft besteht ja eben
darin, daß sie selber Polizei zu halten wisse; verliert sie das Gefühl dafür, so
kann es dann nicht fehlen, daß der Zeitpunkt kommt, wo andere Polizei
halten.
Es liegt in unserem allseitigen Wunsche daran die Ehre der
Universität zu bewahren.
Mit aufrichtiger Hochachtung
Ihr
ergebener
Thun