Leo Thun an Franz Miklosich
o. O., 25. April 1856
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Regest

Leo Thun versichert dem Philologen Franz Miklosich, dass er damit einverstanden sei, dass bei der Verleihung der Fabrikanten-Stipendien an der Universität Wien unpassende Stellen bei der Verlesung des Stiftungsbriefes weggelassen werden. Die Universität, als selbstverwaltete Körperschaft, soll in den Augen von Thun selbst über die Einhaltung der Ordnung wachen. Nur so könne die Ehre der Universität bewahrt werden.

Anmerkungen zum Dokument

Schlagworte

Edierter Text

Geehrter Herr Dekan!

Im Anschluße stelle ich Ihnen die allzu lang zurückbehaltenen Akten bezüglich des Fabrikanten-Stipendiums zurück. Ihre Absicht bei Vorlesung des Stiftsbriefes die anstößige Stelle zu übergehen, kann ich nur billigen, und glaube voraussetzen zu dürfen, daß auch andere Referenten des Verleihungsaktes dem Anstande diese Rücksicht schenken werden, und ich ersuche Sie auf die Einführung dieser Praxis hinzuwirken. Die politische Anständigkeit jeder Körperschaft besteht ja eben darin, daß sie selber Polizei zu halten wisse; verliert sie das Gefühl dafür, so kann es dann nicht fehlen, daß der Zeitpunkt kommt, wo andere Polizei halten.
Es liegt in unserem allseitigen Wunsche daran die Ehre der Universität zu bewahren.

Mit aufrichtiger Hochachtung
Ihr
ergebener
Thun