Der Pfarrer der Gemeinde Königsberg in Österreichisch-Schlesien, Johann Pawelek, bittet Kaiserin Elisabeth um eine Unterstützung für den Wiederaufbau der abgebrannten Pfarrkirche. Diese wurde nämlich am Tag des Einzuges von Elisabeth in Wien von einem Feuer erfasst und brannte vollständig nieder. Die Gemeinde gelobt, für den göttlichen Segen des Kaiserpaares beten zu wollen.
Das Schreiben befindet sich im Nachlass gemeinsam mit zehn weiteren Majestätsgesuchen unter der Signatur A3 XXI D320.
Euer Majestät!
Allerdurchlauchtigste und Allergnädigste Kaiserin!
Alle Zeitungen fließen über von der allerhöchsten Milde und Huld, mit welcher
Euer Majestät so viele wohlthätige Anstalten mit reichlichen Spenden gnädigst zu
bedenken und als eine liebevolle Landesmutter allerhöchst Ihre ersten Tage zum
Grunde einer segenvollen Zukunft zu machen geruhen. Diese alle Herzen des
geliebten Kaiserreiches mit Freuden erfüllende Huld gibt dem allerunterthänigst
Gefertigten den Muth, in seiner Noth zu Euer Majestät seine Zuflucht zu nehmen
und um eine allergnädigste Hilfe gehorsamst zu bitten. Es handelt sich auch um
eine wohlthätige Anstalt, nämlich um eine durch eine Feuerbrunst ausgebrannte
Pfarrkirche, zu welcher 4.000 Seelen gehören, die da in den Wahrheiten des Heils
unterrichtet wurden und unterrichtet zu werden benöthigen.
Der Tag des
glorreichen Einzuges in allerhöchst Ihre und unsere Kaiserhauptstadt, dem wir alle mit Freuden entgegensahen,
wurde für uns, die Bewohner des Städtchens Königsberg [Klimkovice] in k.k. Schlesien am
Nachmittage ein Jammertag, indem bei einem heftigen Sturmwinde und Mangel an
Wasser ein Feuer herauskam, welches den Pfarrhof, das herrschaftliche Schloß, 31
Hausnrn. sammt Scheunen in Asche legte und was das betrübteste dabey war, daß
auch die Pfarrkirche vom Feuer ergriffen, trotz aller Anstrengung und Hilfe
sammt dem Thurme auswendig und inwendig ausbrannte und die bloßen Mauern stehen
blieben. Es war ein jammervoller Anblick an dem für Euer Majestät erfreulichen
allerhöchsten Vermählungstage, die sich auf diesem glorreichen Tag freuende
Pfarrgemeinde zu sehen, wie selbe mit thränenvollen Augen in einer Nothkapelle,
in welcher jetzt der Gottesdienst abgehalten wird, sich versammelte und da halb
unter freyem Himmel um den Segen und alles Wohlergehen für Euer Majestät flehte,
bedauernd, daß es nicht so feyerlich geschehen konnte, als es bestimmt war und
trostlos über die traurige Zukunft und Wiederherstellung des geliebten
Gotteshauses; nachdem die Patronatsverhältnisse noch nicht geregelt sind und
selbst ein Theil der äußeren, die innere Herstellung der Kirche ganz den armen
Pfarrangehörigen anheim fällt. Es sind die Glocken zu übergießen, Altäre und
Orgel herzuschaffen, eine Ausgabe, welche die Pfarrkinder zu erschwingen außer
Stande sind und welche doch höchstnothwendig erscheint, um auf den Winter den
Gottesdienst dort abhalten zu können.
Es bittet daher der allerunterthänigst
Gefertigte Euer Majestät geruhen in allerhöchst Ihrer Huld zu der möglichen
Herstellung dieses Gotteshauses uns eine milde Spende allergnädigst zu
verleihen, damit wir den Gottesdienst wieder vollkommen abzuhalten im Stande
wären, wo wir nicht unterlassen werden für das allerhöchste Wohl und den
himmlischen Segen für Euer Majestät unsere eifrigsten Gebethe zu verrichten.
Königsberg, am 27. Juny 1854
Johann Pawelek
Pfarrer