Der Rektor des Kollegs Stella Matutina in Feldkirch, Clemens Faller, bittet Leo Thun, den Plan für einen Neubau des Kollegs zu unterstützen. Die stetig wachsende Schüleranzahl erfordere dringend einen Neubau. Faller bittet Thun daher, die allerhöchste Entschließung dafür voranzutreiben.
Euer Excellenz!
Mit Freude habe ich den mir zugesandten Brief schleunigst an Pater Joseph Deharbe gelangen lassen. Pater
Deharbe wird nicht säumen auf das
Schreiben nach Verlangen Euer Excellenz zu antworten. Sein gegenwärtiger
Aufenthalt ist Köln, Breitestraße Nr. 161.
Euer
Excellenz bitte ich bei dieser Gelegenheit mir erlauben zu wollen, ein Wort
betreffend den Bau des Gymnasium in Feldkirch hinzufügen
zu dürfen. Da die Anzahl unserer Schüler jetzt schon so hoch gestiegen ist, daß
wir gezwungen sind, nebst einer Vorbereitungsclasse vier Gymnasialclassen im
Pensionatgebäude zu halten, so kommen wir der Räumlichkeiten wegen, welche für
das Pensionat allein schon nicht zu groß sind, immer mehr in Verlegenheit. Die
Unbequemlichkeiten, welche schon an und für sich aus der Trennung und
Vertheilung der Classen in zwei Gebäude für uns erwachsen; die Schwierigkeiten,
welche sich für die Aufrechthaltung der üblichen Disziplin darbieten; die
Unmöglichkeit, die beabsichtigte Anzahl von Zöglingen in das Pensionat
aufzunehmen und ähnliche hieraus nothwendig sich ergebende Mißstände, welche dem
Zwecke unserer Anstalt jetzt schon hinderlich entgegen stehen und von Jahr zu
Jahr sich mehren würden, haben mich bewogen Euer Excellenz mit dem
unterthänigsten Gesuche anzugehen, uns zu einer allerhöchsten Entschließung für
den baldigen Angriff des bewilligten Neubaues behülflich sein zu wollen. Die
gnädige Huld, durch welche Euer Excellenz uns längst zur größten Dankbarkeit
verpflichtet haben, hat mich zur Stellung dieser Bitte ermuthigt.
Mit
unterthänigster Hochachtung
Euer Excellenz
ergebenster Diener
Clemens Faller
Feldkirch, 31. Januar 1859