Leo Thun dankt Johann Philipp Wessenberg für die Empfehlung des Juristen Leopold Warnkönig. Thun hatte bereits von anderer Seite Hinweise erhalten, dass dieser einer Berufung an eine österreichische Universität nicht abgeneigt sei. Thun ist überzeugt davon, dass Warnkönig zum Aufschwung der Rechtsgeschichte in Österreich beitragen könnte. Bevor er Warnkönig aber ein definitives Angebot unterbreiten wollte, hatte er sich zunächst bei einigen Personen über Warnkönigs Vortrag und Eignung näher informieren wollen. Die gewünschten Informationen sollten demnächst eintreffen.
Hochgeborner Graf!
Bei der erkannten Nothwendigkeit unsere Universitäten durch einige gediegene
deutsche Gelehrte, namentlich auch im Gebiethe der Rechtsgeschichte zu
kräftigen, habe ich bereits Anlaß gehabt, auch mit Hofrath Warnkönig indirekt in
Verbindung zu treten, und ich habe mit großer Freude erfahren, daß er selbst zu
gewinnen sein dürfte. Das gütige Schreiben Euerer Excellenz bestärkt mich auf
das Angenehmste in dieser Voraussetzung. Entscheidende Schritte habe ich bisher
nur aus dem Grunde noch nicht eingeleitet, weil es mir noch nicht verbürgt
schien, daß er bei seinem bereits vorgerückten Alter noch für eine längere Zeit
jenen anregenden Vortrag hoffen lasse, der mir unter den gegenwärtigen
Verhältnissen besonders wünschenswerth scheint, um durch die Berufung fremder
Gelehrter auf die Entwicklung unserer Universitätsstudien heilbar zu wirken.
Auskünfte, welche ich hierüber einzuholen bemüht war, müssen mir in den nächsten
Tagen zukommen, und ich glaube schon die Empfehlung Euerer Excellenz als den
Zweifel lösend, ansehen zu dürfen, wenn auch darin von dem erwähnten Umstande
keine ausdrückliche Erwähnung geschieht.
Indem ich Euerer Excellenz für die
gütige Mitteilung so wie für die dabei an mich gerichteten freundlichen Worte
einen verbindlichsten Dank abstatte, habe ich die Ehre mit der Versicherung der
ausgezeichnetsten Hochachtung zu verharren.
Euerer Excellenz
Ergebener Diener
Graf Leo Thun
Wien den 31. Oktober 1849