Leo Thun teilt einer nicht genannten Adressatin mit, dass Josef Pohl – wie gewünscht – eine Stelle am Wiener Polytechnikum erhalten habe. Er berichtet außerdem, dass in Wien eine neue böhmische Zeitung, Vidensky dennik, erscheint. Thun unterstützt dieses Blatt, da es ein Gegengewicht zu den Veröffentlichungen der tschechischen Nationalisten bilden soll. Der Minister wirbt um finanzielle Unterstützung für das Blatt.
Gnädige Fürstin!
Ich freue mich Ihnen mittheilen zu können, daß Ihr Protegé
Pohl die zunächst gewünschte
Anstellung als Assistent am polytechnischen
Institute erlangt hat.
Ich wage es an diese Nachricht eine Bitte zu
knüpfen. – Es ist endlich gelungen, eine wirklich gute böhmische Zeitung zu
Stande zu bringen, welche seit einem halben Jahre hier unter dem Namen Vidensky
denník erscheint. Das Unternehmen hat Aussicht auf günstigen Erfolg, wenn es
gelingt die erforderlichen Geldmittel flüssig zu erhalten, deren jede neue
Zeitung in der ersten Zeit ihres Bestandes bedarf. Es ist nach meiner
Überzeugung zur Besiegung des verderblichen Einflusses einer gewissen Parthei
wirklich von Wichtigkeit die Sache nicht fallen zu lassen, und ich halte es
deshalb für meine Pflicht um Unterstützung derselben zu bitten, nachdem ich
dafür bürgen kann, daß die Leitung des Unternehmens so eingerichtet ist, um ein
Umschlagen der Richtung auch für künftige Zeiten unmöglich zu machen. Es ist auf
Akzien zu 250 fl CM gegründet.
Mit aufrichtiger Verehrung habe ich die Ehre
zu verharren gnädige Fürstin
Ihr ergebenster Diener
Leo Thun
Den 3. April