Adalbert Fuchs, Professor am Polytechnikum in Wien, bittet um Einrichtung eines Laboratoriums für seinen Lehrstuhl der Landwirtschaft. Fuchs erklärt, dass ihm die dazu nötige Sonderdotation zwar bereits vor zwei Jahren zugesichert worden sei und er außerdem bereits einen Plan für das Laboratorium vorgelegt habe, allerdings sei mit dem Bau des Labors noch nicht begonnen worden. Fuchs betont dann, wie wichtig das Labor für den Unterricht sei, denn er ist überzeugt, dass sein Fach nur mit einem Bezug zur Praxis richtig und gewinnbringend gelehrt werden könne. Er erklärt das auch mit den jüngsten Entwicklungen in der landwirtschaftlichen Forschung und dem gesteigerten Einfluss der Chemie für die Landwirtschaft. Zusätzlich zur Einrichtung eines Laboratoriums wünscht sich Fuchs einen Assistenten, der ihn unterstützen und im Krankheitsfall vertreten könne.
Eure Excellenz!
Vor drei Jahren übernahm der gehorsamst Gefertigte die durch Eure Excellenz ins
Leben gerufene Lehrkanzel der Landwirthschaft am k.k. polytechnischen Institute
mit der freudigen Zuversicht, an dieser reich dotirten Anstalt alle Mittel zu
erhalten, um seine Vorträge den jetzigen Anforderungen der Wissenschaft gemäß
ausstatten und seine ganze Zeit wissenschaftlichen Forschungen widmen zu können.
Eine Kanzel der Landwirthschaft kann gegenwärtig, wo die Chemie als die Basis
der Landwirthschaft anerkannt ist, weder mit Ehren noch mit Nutzen bestehen,
ohne:
1. eine eigene Lokalität zur Aufstellung von Modellen, Sämereien,
Wollmustern und dgl.
2. ein kleines chemisches Laboratorium
3. eine
jährliche Dotation für beide.
Der gehorsamst Gefertigte überreichte zu
Anfang des Jahres 1851 ein unterthäniges Gesuch um gnädige Anweisung und
Instandesetzung eines geeigneten Lokale [sic!] und Bewilligung einer jährlichen
Dotation. Es erfolgte hierauf die gnädige Zuweisung von 600 fl CM zur
Anschaffung von Modellen und die Aufforderung an die Institutsdirektion zur
Ausmittlung eines geeigneten Lokale und Überreichung der Kostenüberschläge. Im
September 1852 legte die Institutsdirektion die Pläne und Kostenüberschläge für
die Herrichtung einer ganz geeigneten disponiblen Lokalität vor, ohne daß bis
jetzt ein hoher Erlaß darüber erflossen wäre.
Indem mir Eure Excellenz die
neu geschaffene Kanzel anvertrauten, wollten mich Eure Excellenz nicht bloß zum
Lehrer, sondern zum besorgten Verwalter und redlichen Vormunde derselben
ernennen, ich sollte dem neuen Fache Zuhörer, den Zuhörern Liebe zum Fache, den
Lehren der Wissenschaft Anwendung in der Praxis verschaffen. In diesem Sinne
trat ich die Kanzel an mit dem redlichen Vorsatze, unter Aufbietung aller meiner
Kräfte den schönen Zweck des hohen Gründers derselben zu
verwirklichen.
Erlauben mir daher Eure Excellenz, im Interesse meiner Kanzel
nun auszusprechen, daß ich außerstande bin, meinen Pflichten als Lehrer der
Landwirthschaft den jetzigen Anforderungen der Wissenschaft und meinem innersten
Wunsche gemäß nachzukommen, solange mir die nöthigsten Lehrbehelfe mangeln, daß
ich außerstande bin, für die Wissenschaft zu arbeiten, solange mir kein
Laboratorium zu Gebote steht. Ich bin nun schon durch 3 Jahre darauf angewiesen,
ein durchaus praktisches Fach vorzutragen, ohne durch den geringsten Versuch
meinen Vortrag unterstützen und beleben zu können, und das an einer Anstalt,
welche als die reichste dasteht in der großen Monarchie, deren Studirende
verwöhnt sind durch den Anblick kostbarer Sammlungen.
Die neu gegründete
Kanzel sollte sich durch ihre praktische Haltung vor den älteren Lehrstühlen
desselben Faches auszeichnen, was nur durch vieles Vorzeigen und häufige
Versuche erreichbar – bis nun zu unmöglich war. Dem Vorwurfe bloßen
Theoretisirens, der die älteren Kanzeln traf, kann ihre jugendliche Schwester
nicht entgehen, das neue Lehrfach, welches von Jahr zu Jahr an Zuhörern gewann,
muß in Verfall kommen, und der gehorsamst Gefertigte wird vergeblich in
redlichem Streben seine Kräfte abgenützt haben, um von der Welt als unfähig
bezeichnet zu werden, eine neue Kanzel in Aufnahme zu bringen.
In dieser
traurigen Aussicht, die meinen geistigen Muth ganz darnieder drückt, wende ich
mich vertrauensvoll an Eurer Excellenz hohe Einsicht mit der unterthänigen
Bitte, Eure Excellenz wollen der jungen Kanzel als deren Schöpfer auch eine
Aussteuer geben, welche – würdig des Faches, würdig der Anstalt und würdig des
Gründers der Kanzel – es möglich machen wird, daß ich als der erste Träger
derselben mit freudiger Zuversicht die volle Verantwortlichkeit für das kräftige
Aufblühen des Faches und die Heranbildung tüchtiger Landwirthe übernehmen
kann.
Zur Aussteuer der Kanzel gehört außer den oben angeführten
Erfordernissen auch die Verwilligung eines Assistenten, wie das bei den andern
ordentlichen Kanzeln am k.k.
polytechnischen Institute der Fall ist. Da mein Fach früher am
Institute nicht gelehrt wurde, so findet sich im Falle meiner Erkrankung am
Institute niemand, der die Suppletur übernehmen könnte, und mein Kollegium ist
dann verwaiset. Überdies wird es bei wachsender Zahl der Zuhörer gewiß schon im
nächsten Schuljahre nothwendig sein, sie auf den Exkursionen zu theilen und die
eine Hälfte durch den Assistenten führen zu lassen.
Der gehorsamst
Gefertigte ist seit 3 Jahren im chemischen Laboratorium des Professor Redtenbacher, der ihm mit der
zuvorkommendsten Güte entgegen kam, mit Erdanalysen beschäftiget, wozu er aber
alles Nöthige selbst anschaffen muß. Da ich ohne eigenes Vermögen von meinem
Gehalte leben muß, so habe ich vor zwei Jahren um Ersatz dieser Kosten gebeten,
da ich im Interesse der Wissenschaft arbeite und keinerlei Privatvortheil dabei
habe. Ich erhielt darauf keinen Bescheid. Bis jetzt habe ich beiläufig 150 fl CM
verausgabt, wovon ein großer Theil an Geräthen und Reagentien noch vorhanden
ist. Ich bin außerstande, meine Arbeiten weiter fortzusetzen, und bitte daher
Eure Excellenz um die gnädige Bewilligung, bis zur Einrichtung eines eigenen
Laboratoriums die durch meine chemischen Arbeiten mir verursachten baaren
Auslagen in Rechnung stellen zu dürfen.
Genehmigen Eure Excellenz den
Ausdruck des pflichtschuldigen Gehorsams und nie ersterbender Dankbarkeit
Eurer Excellenz
ergebenst gehorsamster
Adalbert Fuchs
Prof. d. Landwirthschaft am k.k.
polytechnischen Institut
Wien, am 8. April 1853