Der Pater und Gymnasiallehrer Wenzel Schanda bedankt sich bei Leo Thun für dessen Leistungen als Minister. Er drückt vor allem seine Freude darüber aus, dass Thun die Kirche von ihren vormaligen Fesseln befreit hat und ihr durch das Konkordat die ihr gebührende Stellung verschafft hat.
Das Schreiben befindet sich im Nachlass gemeinsam mit 39 weiteren Dankadressen unter der Signatur A3 XXI D623a.
Euer Excellenz,
Hochgeborner Herr Graf
und kaiserlicher Herr
Reichsrath!
Indem der in tiefster Ehrfurcht unterzeichnete Direktor den schriftlichen
Ausdruck der innigsten Dankgefühle des Lehrkörpers des Klattauer Gymnasiums Euer
Hochgräflichen Gnaden, unserem unvergeßlichen Minister für Cultus und
Unterricht, unterbreitet, spricht er nur noch als Priester des
Benediktinerordens, welcher seine Kirche mit Begeisterung liebt, seine eigenen
Gefühle des Dankes aus, wie ein katholisches Herz, frei von jeder anderen
Rücksicht, ergriffen ist und sich rein und einfach äußert, wenn es jener
Wohlthat gedenkt, welche Euer Excellenz der katholischen Kirche in Oesterreich dadurch erwiesen haben, daß die
katholische Kirche bei uns in ihre heiligsten Rechte durch Hochdero
Anstrengungen eingesetzt, mit der Wissenschaft, mit dem ganzen Unterrichtswesen
befreundet, versöhnt wurde.
Nur ein vorurtheilsfreies, begeistertes
katholisches Herz kann empfinden, welcher Dank im Erguße des Gebetes jenen
großen Heldenseelen gebührt, die mit höchst seltenem vorurtheilsfreien edlem
Muthe der göttlichen Kirche die Fesseln abnehmen.
Sollte bei einer Revision
des Concordates die katholische Kirche ihre kaum errungenen wesentlichen Rechte
abermals opfern müssen – dann erst wird ein wahrer Katholik sich sehnen, Euer
Excellenz jene gereichte Hand küssen zu können, welche früher die Dekrete
unterschrieben hat, mit welchen die katholische Kirche in Oesterreich früher in ihre unveräußerlichen
Rechte eingesetzt ward.
Euer Excellenz
in lebenslänglichem Gebete dankbarster ehrfurchtsvollster
Verehrer
P. Wenzel Schanda
Direktor und Katechet,
Priester des
Benediktinerstifts Emmaus
k.k. Gymnasium zu Klattau [Klatovy], 3. Januar 1861