Der Philologe Hermann Bonitz übermittelt Leo Thun einen nicht näher bezeichneten Aufsatz, worin er sich mit häufig begangenen Fehlern im philologischen Unterricht auseinandersetzt, welche die Wirksamkeit des neuen Gymnasiallehrplanes beeinträchtigen. Bonitz zufolge sei es die Hauptaufgabe der Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien, in didaktischen Fragen auf die Lehrer einzuwirken.
Euere Excellenz!
Die Regelung des Gymnasiallehrplanes, welche durch die hohe Verordnung vom 10.
September letzten Jahres hergestellt ist, hat mir den erwünschten Anlaß gegeben,
einige im philologischen Unterrichte an den österreichischen Gymnasien häufig
begangene Fehler zur Sprache zu bringen, welche die Wirksamkeit des Lehrplanes um
so mehr beinträchtigen, da sie keineswegs von der Mehrzahl als Fehler anerkannt
werden. Erlauben Euere Excellenz, daß ich beifolgend einen Abdruck des
betreffenden Aufsatzes zu hochgeneigter Kenntnisnahme unterbreite.1
Die Wirksamkeit einer Schuleinrichtung, eines
Lehrplanes und dgl. ist – abgesehen von dem unerläßlichen Erfordernisse
gründlicher Bildung der Lehrer – viel mehr von dem guten Willen und der
Überzeugung der Lehrer abhängig, als durch Verordnungen über alle Einzelheiten
erreichbar. Auf die Überzeugung der Lehrer in didaktischen
Fragen nachdrücklichst einzuwirken, halte ich daher für eine Hauptaufgabe der
Zeitschrift, welcher Euere Excellenz aufgetragen haben, die Verwirklichung der angeordneten Gymnasialeinrichtungen zu fördern.
Euere Excellenz haben mich zu der wohlthuenden Zuversicht ermuthigt, daß diese
Auffassung der Aufgabe der Zeitschrift auf die Beistimmung Euerer Excellenz
hoffen darf.
Genehmigen Euere Excellenz den Ausdruck der tiefsten
Ehrerbietung von
Euerer Excellenz
unterthänigstem
H. Bonitz
2. November 1858