Johann Witek, Unterlehrer in Telezí, bittet Kaiserin Elisabeth um eine finanzielle Unterstützung. Sein Gehalt als Unterlehrer reiche nämlich nicht aus, um seine Familie mit Frau und zwei kleinen Kindern zu ernähren. Er verspricht, für die Kaiserin zu beten.
Das Schreiben befindet sich im Nachlass gemeinsam mit zehn weiteren Majestätsgesuchen unter der Signatur A3 XXI D320.
Beilage: Ein Zeugnis ausgestellt von Johann Burwal, Pfarrer von Slaupnitz.
Ihre k.k. Majestät!
Durchlauchtigste allergnädigste Kaiserin!
Mit thränenvollen Augen wagt ehrfurchtsvoll Gefertigter Ihrer k.k. Majestät eine
demüthige Bitte zu Füßen zu legen.
Ehrfurchtsvoll Gefertigter ist
Familienvater, wegen jetzt herrschender Theuerung befindet er sich in solcher
Noth, daß er den Kleinen für seinen Lohn, 11 ½ Kreuzer täglich, nicht ein
Mittagessen verschaffen kann! Sein jährlicher Gehalt als Unterlehrer ist 70 fl
CM, von welchen er sich selbst, sein Weib, 2 noch kleine Kinder zu ernähren
usw., nebst Quartierzins und Holz. Im Jahre 1849 hatte ehrfurchtsvoll
Gefertigter alles ersparte Geld angewendet, um Christo und seiner heiligen Lehre
treu bleiben zu können, wie das beigelegte Zeugnis beweiset. lit. F. 1
In seiner äußerst bedrängten Lage nehmet
ehrfurchtsvoll Gefertigter auch die Zuflucht zu der bekannten Tugend der
Wohltätigkeit Ihrer k.k. Majestät! und wagt mit thränenvollen Augen um eine
Unterstützung fußfällig anzuflehen, indem er das heilige Versprechen macht, in
seinem Familienkreise mit der ihm anvertrauten Schuljugend für Gottes Schutz und
Schirm zum Allmächtigen zu flehen – und des Himmels reicher Lohn wird es schon
hier im Irdischen – Ihrer k.k. Majestät reichlich belohnen.
Seine demüthige
Bitte fußfällig wiederholend, zeichnet sich in tiefster Ehrfurcht als
Ihrer k.k. Majestät
unterthänigster Diener
Johann Witek
Unterlehrer in Telezí
per Post
Policka in Böhmen
Telezí, am 5. Juny 1854
Von Seiten des gefertigten Pfarramtes wird dem Herrn Johann Witek das wohlverdiente Zeugnis
ertheilt, daß er in den zwei Schuljahren 1847/48 und 1848/49 als exponierter
Unterlehrer in Oberslaupnitzer Filialschule in Ertheilung des
Schulunterrichtes ohngeachtet seiner wahrhaft drückenden Lage und der
Stürme, die ihn fast gehaltlos zu machen drohten, unermüdet gewesen, sich
seinen erhabenen Berufe stets angemessen betragen habe, gegen seine
Ortsseelsorger stets höflich war, mit allen, mit denen er zu folge seines
Berufes zu thun hatte, stets in Friede und Eintracht lebte und sich die
Liebe sowohl der katholischen als auch (evang.) helvetischen Schulkinder,
wie nicht minder die Zufriedenheit der Schulvorsteher und Eltern in vollem
Maße erworben habe. Was aber an diesem jungen Manne besonders gerühmt zu
werden verdient, ist, daß er, obwohl er selbst mit der bittersten Armuth zu
kämpfen hat, die einstweilige Filialschule, zum unsäglichen Schaden für die
katholischen Kinder, aufhöre, er somit samt Weib und Kind brodlos ist, er
demnach den von den in Slaupnitz [Slupec] die
Überhand habenden, reichen (ev.) helvetischen Insassen gestellten Antrag,
durch Abfall von hl. römischkatholischen Glauben gegen die namhafte
Remuneration von 100 fl und Verheißung einer splendiden Dotation, die Stelle
eines Lehrers ihrer neuerbauten Schule zu übernehmen, standhaft zurückwies
und lieber mit den Seinigen die bitterste Armuth zu ertragen beschloß, als
Jesum um einen Bettelpfennig schmählich zu verrathen. Dieser talentvolle
junge Mann verdient wahrlich ein günstigeres Los, als welches er seiner
Standhaftigkeit wegen vor sich hat, und ist jeder Unterstützung und der
besten Empfehlung würdig.
Urkund dessen ist nachstehende Fertigung und
Beidrückung des Kirchensigels.
Sign. Pfarre Slaupnitz, am 20. Juli 1849
Johann Burwal mp
Pfarrer
Coram me
Franz Paul
Schuldistriktvorsteher